Wo wird der Zinnpreis in 10 Jahren stehen? Diese Frage an sich ist nur sehr schwer zu beantworten. Denn die Bewertung und Prognostizierung von Börsenkursen auf so lange Sicht ist äußerst komplex. Gesichert kann ohnehin kaum jemand aussagen, wo der Preis für Zinn in 10 Jahren stehen wird. Um der Frage an sich überhaupt nachzugehen, bedienen wir uns einer Vereinfachung: Wird der Zinnpreis in 10 Jahren höher oder niedriger als heute liegen?
Zinn als Anlage
Mit dieser Frage kann schon leichter gearbeitet werden. Aber lassen Sie uns von vorne anfangen – ist Zinn überhaupt als Anlageform etabliert und ethisch vertretbar? Ob es ethisch vertretbar ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Termingeschäfte auf realwirtschaftliche Objekte wie Zinn bzw. den Zinnpreis gibt es schon lange. Üblicherweise sollte es so sein, dass sich unter anderem Bauern gegen Preisschwankung ihrer Produkte absichern können. Dabei wurde ein Future-Kontrakt geschlossen, um sich den Preis für sein Produkt wie etwa Zinn im nächsten Jahr zu sichern.
Während der darauffolgenden Zeit erhöhte sich das Angebot, von diversen Produkten wie Hebelzertifikate oder Optionsscheine, auf Zinn. Große Hedgefonds versuchen gnadenlos von steigenden, aber auch von fallenden Zinnpreisen zu profitieren. Sicher sollte man mit wichtigen Rohstoffen nicht derart unnötiges Geschäft betreiben. Gerade Zinn wird zum Herstellen von Leiterplatten (Lötzinn), in der Medizintechnik oder auch zur Herstellung von elektronischen Bauteilen gebraucht. Wilde Spekulationen senken indirekt den Lebensstandard eines Jeden.
Dennoch, es gibt von verschiedensten Institutionen Angebote, am Zinn-Markt teilzunehmen. Dabei können etwa CFDs, ETFs oder auch der Future selbst genutzt werden. Zinn hat sich schon länger als Anlageform etabliert. So nutzen unter anderem Fonds die Möglichkeit, an den Kursbewegungen vom Zinnpreis zu partizipieren. Natürlich gibt es auch entsprechende Unternehmen, in die man in Form einer Aktie investieren kann.
Zinnpreis – welche Aktien sind interessant?
Um in Deutschland zu bleiben, möchte ich als Erstes die Deutsche Rohstoff AG erwähnen. Bereits 2012 bestätigen Probebohrungen ein umfangreiches Zinn-Lager in Sachsen. Erst 2018 erhielt Tin International (Deutsche Rohstoff AG – Tochter) eine weitere Explorationslizenz für Zinn, aber auch Lithium im sächsischen Osterzgebirge. Das Lizenzgebiet umfasst ca. 15 Quadratkilometer. Die deutsche Rohstoff AG befasst sich nicht nur mit Zinn, sondern auch mit dem gefragten Rohstoff Lithium. Dieser wird wiederum für die Energiewende benötigt. Daher stellt das Unternehmen eine interessante Mischung bereit.
In Übersee kam zuletzt das Unternehmen Metals X Limited (Metals X) in den Fokus. Hierbei handelt es sich um ein in Australien ansässigen Zinn-Produzent. So werden hauptsächlich Zinn-Minen betrieben, zudem beschäftigt sich das Unternehmen mit der Exploration und Entwicklung von Basismetallprojekten in Australien. Neben Zinn produziert das Unternehmen auch Nickel-Kobalt. Seit 2020 kam es in der Spitze von Kursanstiegen mit mehr als 2000 %. Dies spiegelt den gestiegenen Zinnpreis der letzten Zeit wider. Aber dazu später mehr.
Zinn – eine sichere Anlageform?
Wie bei allen Anlageformen unterliegt auch Zinn einer gewissen Preisschwankung. Diese Schwankung ist von vielen Faktoren abhängig. In Zeiten von globalen Krisen sehen wir unter anderem einen Anstieg des Preises von Zinn (und auch anderen Rohstoffen). Es kommt so etwa in der aktuellen Krise zum Erreichen eines neuen Hochpunkts vom Zinnpreis. Zudem können Rohstoffe nicht beliebig vermehrt werden.
Zinn kann, so wie auch Aluminium (Aluminium in 10 Jahren), als wertbeständig angesehen werden. Weitaus beständiger als Papiergeld. Denn die Annahme, dass Papiergeld einen dauerhaften, konstanten Wert besitze, ist nichts als eine Illusion. Sehen wir doch nur den Verlauf des Wertes mancher Währungen an (z.B. Türkische Lira oder venezolanischer Bolívar). Aber auch das wohl populärste Währungspaar im Forexhandel, EUR/USD, unterliegt massiven Wertschwankungen. Zinn hingegen, historisch betrachtet, unterliegt einem – wenn auch schleichenden – Wertgewinn.
Die Wertentwicklung vom Zinnpreis der letzten Jahrzehnte
Lassen Sie uns die Betrachtung vom Zinnpreis beginnend im Jahre 1960 starten (Quelle: tradingeconomics.com). Hier wird der Zinn-Future zur Preisermittlung verwendet. Damals war ein Preis von rund 2.500 USD je Tonne gegeben. Die Kurse von Zinn fingen bereits in den 60er-Jahren an zu steigen. Während der 70er-Jahre gab es dann einen regelrechten Höhenflug auf in der Spitze etwa 17.500 USD. Ähnlich wie bei Gold (Der Goldpreis in 10 Jahren) und Silber zeigte sich 1980 dann ein prägnantes Hoch.
Von dort an kam es zu Gewinnmitnahmen und einer Absenkung des Zinnpreises über ganze 20 Jahre hinweg. Der Zinnpreis fiel bis in das Jahr 2001 auf im Tief auf etwa 3.500 USD zurück. Allerdings kam es im Rahmen der wirtschaftlich guten Zeiten zu einem Anstieg bis in das Jahr 2011 auf ganze 32.500 USD. Zinn verlor in der anschließenden Zeit und gab auf 14.500 USD nach.
Sie sehen schon, bei Zinn sind sehr große Schwankungen zu bemerken. Im Rahmen der Corona-Situation kam es exakt vom Mai 2020 an, zu einem erneuten fulminanten Ansteigen des Zinnpreises. Die Ukraine-Krise verschärfte den Anstieg und so konnten in der Spitze Kurse von fast 45.000 USD erreicht werden. Derzeit ist kein Ende der horrenden Preisanstiege in Sicht. Zwar gibt das der Preis für das Schwermetall bereits nach, ob es sich hierbei allerdings um ein finales Hoch handelt, muss vorerst abgewartet werden.
Alles hat Vor- und Nachteile
Natürlich hat die Anlage direkt in Zinn bei auch Nachteile. Anders als bei Aktien beispielsweise, sind Gewinne beim Zinn lediglich über steigende Zinnpreise zu erzielen. Es gibt keine Dividende und auch keine Zinserträge. Gewinne werden so lediglich durch günstiges Kaufen und teures Verkaufen erzielt. Wer also das schnelle Geld durch eine Anlageform sucht, ist beim Zinn womöglich falsch. Wenngleich gesagt sei, dass vor allem an der Börse mitunter auch größere Schwankungen des Zinnpreises (selbst Intraday) zu beobachten sind.
Nun, da wir erörtert haben, wie stabil Zinn als Anlageform ist, können wir uns ein wenig dem tatsächlichen Investieren in den Rohstoff widmen. Wer Zinn kaufen will, der bezahlt am Ende US-Dollar. Denn das ist die Währung, in der Zinn an den internationalen Börsen gehandelt wird. Das bedeutet, dass beim Kauf des Zinns nicht nur der Zinnpreis beobachtet werden sollte, sondern eben auch ein gewisses Währungsrisiko beachtet werden muss.
Wo steht denn nun der Zinnpreis in 10 Jahren?
Wo der Zinnpreis in 10 Jahren steht, ist rein preislich nur schwierig zu prognostizieren. Allgemein sind Prognosen über solch lange Zeiträume nur sehr schwer überhaupt abzugeben und kommen zudem mit einer erheblichen Portion Spekulation daher. Ob der Zinnpreis höher oder niedriger als heute liegt jedoch, das kann zumindest vom heutigen Zeitpunkt, und unter Berücksichtigung historischer Daten, abgeleitet werden. Der Preis von Zinn stieg über die letzten 10 Jahren nahezu beständig an.
Dieser schleichende Wertgewinn bei den Zinnpreisen dürfte auch in den kommenden Jahren und Jahrzehnten anhalten. Zumindest gibt es aus rein fundamentaler und technischer Sicht keine Anzeichen, dass der Zinnpreis massiv abstürzt. Der Jahresverbrauch von Zinn liegt bei etwa 300.000 Tonnen, ebendarum ist der Rohstoff nicht wegzudenken. Dabei wird er für etwa Blech, aber gleichzeitig auch Chemikalien und Pigmente eingesetzt. Neben China sind die USA, Japan und Deutschland die größten Zinnverbraucher. Insofern kann mit gewissen Vorbehalten prognostiziert werden, dass der Zinnpreis in 10 Jahren höher liegen wird als heute.
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