Liebe Leserin, lieber Leser,
Wasserstoff-Aktien geben Gas. Das kann man wörtlich verstehen: Zum einen gilt Wasserstoff als aussichtsreiche Alternative für Nutzfahrzeuge und und den Schwerlastverkehr. Zum anderen stecken Blended Player wie Linde und Air Liquide gerade ihre Claims ab. Daher sind Nel ASA, Plug Power und Co gefordert. Mehr dazu lesen Sie im heutigen Newsletter Wasserstoff Briefing.
Ups and Downs sind an der Börse eigentlich nichts Besonderes. Und erst recht nicht bei Nel ASA, Plug Power und Co. Denn die Wasserstoff-Aktien gelten ohnehin als überaus volatil. Kleine Meldungen können da schnell eine große Wirkung erzeugen und die Kursverläufe beeinflussen. Bei Nel ASA zum Beispiel lässt sich das in diesen Tagen gut beobachten:
Wasserstoff-Aktien: Es hätte schlimmer kommen können
So sorgte laut Kollegen-Bericht die Bekanntgabe der – moderaten – US-Zinserhöhung am vergangenen Mittwochabend für eine wahre Kursexplosion bei den Wasserstoff-Aktien. Darunter befand sich auch Nel ASA. Demnach legte die Nel ASA-Aktie am gestrigen Donnerstag um mehr als 3 Prozent zu. Am heutigen Freitagvormittag sieht es bisher nach Minimalabweichungen aus.
So recht scheint sich der Trend für den heutigen Tag gegen Mittag noch nicht entscheiden zu können. Allerdings hat Nel ASA in den vergangenen Tag auch eher wenig dafür getan, den Kurs in Richtung Norden zu beeinflussen. Oder täuscht man sich da womöglich? Zugegeben, „Big Orders“ könnten die Norweger mal wieder melden. Doch auch Lobbyarbeit zu betreiben gehört zum Job.
Und das ist keineswegs negativ gemeint. Denn dass man künftigen Geldgebern erklärt, wofür man es unbedingt braucht, ist schließlich in beiderseitigem Interesse. Wir erwähnten es im Newsletter Wasserstoff Briefing in dieser Woche mehrmals: Die EU muss derzeit wichtige Weichenstellungen hinsichtlich grüner Technologien und erneuerbaren Energien treffen.
Die Kursperformance der Nel ASA-Aktie
Der Druck auf die EU-Politiker ist dabei sowohl politisch als auch wirtschaftlich immens. Man will und muss von fossilen Brennstoffen unabhängig werden. Daher muss und will man eine emissions- und klimaneutrale Energiewirtschaft fördern. Wichtiges Puzzleteil dabei: Wasserstoff. Doch das begehrte Gas hat mittlerweile die ganze Welt auf dem Zettel. Entsprechend hoch ist die Dynamik.
Um Wasserstoff zu produzieren hat sich derzeit das Elektrolyse-Verfahren etabliert und durchgesetzt. Daher gelten Elektrolyseure und ihre Produktionskapazitäten als Schlüsselfaktor. Und auch das haben nicht nur die Europäer verstanden. Wie wir berichtet haben, haben europäische Wasserstoff-Unternehmen, darunter etliche Elektrolyseur-Hersteller, einen Brief an die EU verfasst.
Nel ASA trommelt für europäische Elektrolyseure
Darin ging es grob gesagt darum, alles dafür zu tun, damit die europäische Elektrolyseur-Industrie wettbewerbsfähig bleibt. Dabei warnte man vor allem vor einer Schwemme chinesischer Produkte, die günstiger seien und auf staatliche Förderung bauen könnten. Auch der norwegische Wasserstoff-Spezialist und Elektrolyseur-Prodzuent Nel ASA hat diesen Brief unterzeichnet.
Inzwischen hat ihn Nel ASA auch in voller Länge veröffentlicht. Doch nicht nur das: Wenn wir etwas aus Corona gelernt haben, dann doch wohl, dass Gespräche und Verhandlungen leibhaftig und persönlich durch Online-Meetings nicht zu ersetzen sind. Persönliche Kontakte sind – gerade bei richtungsweisenden Themen – unverzichtbar.
Persönliches Treffen mit EU-Politikern
Das dachte man sich wohl auch bei Nel ASA: Und flugs meldet man in Wort und Bild auf dem Twitter-Kanal das Unternehmens, dass ein wichtiges Treffen mit EU-Klimaschutz-Kommissar Frans Timmermans und EU-Kommissarin Margrethe Vestager stattgefunden hat. Es folgt die zentrale Forderung der Unterzeichner des Brandbriefs an die EU:
„Die europäische Industriepolitik sollte einen „Made in Europe“-Ansatz fördern, die WTO-Regeln respektieren und die europäische Industrie und Arbeitsplätze unterstützen. Wir brauchen Standards, um gleiche Wettbewerbsbedingungen zu gewährleisten.“ Damit dürfte klar sein: Auch wenn es dazu bisher keine Zustimmung seitens der EU gegeben hat, vom Tisch ist diese Idee noch nicht.
Plug Power und ITM Power: Wer profitiert wovon?
Plug Power (USA) und ITM Power (Großbritannien) gehören übrigens nicht zu den Unterzeichnern dieses Briefes. Beim erstgenannten Player mag das noch einsehbar sein. Schließlich gilt unter Beobachtern als ausgemacht, dass Plug Power einer der größten Profiteure des US-amerikanischen Subventionspaketes sein dürfte. Und gegen diese Politik wendet sich der Brief an die EU ebenfalls.
ITM Powers Gründe sind schwierig einzuschätzen. Doch eins ist natürlich logisch: Als EX-EU-Staat profitiert man eben auch nicht mehr von EU-Subventionen und Förderprogrammen, so dass britische Unternehmen wahrscheinlich nur über Töchter oder Beteiligungen in den Genuss von solchen Investitionen kommen dürften.
ITM Power: Aktie im Aufwind dank Linde
Gleichwohl hat für Plug Power und ITM Power das Geschäft mit ihren Elektrolyseuren und ihrem Know-how rund um diese Technologie natürlich hohe Priorität. Der Elektrolyseur-Markt verspricht horrende Wachstumsraten und damit hohe Gewinne und ist daher heiß umkämpft. Das mit dem Wachstum und den Gewinnen mag im Moment noch Zukunftsmusik sein. Der Kampf ist es nicht.
Das zeigt sich an jeder Auftragsmeldung rund um die Lieferung und Bestellungen von Elektrolyseuren. So profitierte ITM Power in dieser Woche davon, dass man zwei 100 MW PEM-Elektrolyseure an Linde Engineering liefern soll. Beide Anlagen will man demnach an einem vom Energiekonzern RWE betriebenen Standort in Lingen errichten.
Linde-Aktie: Wasserstoff macht den Unterschied
Dort sollen sie mit Offshore-Wind aus der Nordsee gespeißt und so grünen Wasserstoff produzieren. Die 200 MW sollen dazu beitragen, dass RWE das Ausbauziel von mindestens 2 GW Elektrolyseurkapazitäten bis 2030 erreicht. Bei ITM Power spricht man im Zusammenhang damit von einem Meilenstein auf dem Weg zu Massenfertigung.
Kaum war diese Meldung publik, reagierte die Börse und von der ITM Power-Aktie ging das lang ersehnte Lebenszeichen aus, wie die Finanzmedien schrieben. Apropos Linde: Erst in der vergangenen Woche hatten wir über eine Liste von „Financial Investment“ hinsichtlich der sieben besten Wasserstoff-Aktien berichtet. Bei diesem Ranking lag Blended Player Linde auf Platz eins.
Wasserstoff-Aktien: Die Konkurrenz wächst
Mit dieser Einschätzung scheinen die Verfasser des Rankings nicht allein zu stehen: Beim US-amerikanischen Finanz- und Invest-Magazin „Barron’s“ findet sich am heutigen Freitag eine dezidierte Kaufempfehlung des Analysten Avi Salzman für die Linde-Aktie. Begründung: „Dieser Industriegasriese investiert in großem Stil in Wasserstoff.“ Das scheine sich auszuzahlen.
Wasserstoff ist eben nicht nur für reine Wasserstoff-Unternehmen ein ertragreiches Geschäft, sondern entpuppt sich auch für bereits etablierte Großkonzerne als zusätzliche Gold-Ader. Dadurch sind immer mehr aussichtsreiche Wasserstoff-Aktien am Start. Das vergrößert die Auswahl und macht den Wasserstoff-Sektor attraktiv. Es ist sozusagen für jeden Anlage-Typ etwas dabei.
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