Die Deutsche Rohstoff AG ist ein Unternehmen, das in einem der spannendsten, aber auch volatilsten Märkte der Welt agiert: dem Rohstoffsektor. Öl, Gas, Edel- und Technologiemetalle – das Unternehmen hat sich darauf spezialisiert, vielversprechende Rohstoffprojekte zu identifizieren, zu entwickeln und mit maximaler Effizienz zu monetarisieren. In einem Umfeld, das von geopolitischen Unsicherheiten, schwankenden Rohstoffpreisen und regulatorischen Herausforderungen geprägt ist, erfordert das eine klare Strategie und unternehmerische Weitsicht.
Wir haben mit Jan-Philipp Weitz, Vorstandschef der Deutsche Rohstoff AG, gesprochen. Er gibt Auskunft, wie er die aktuelle Marktlage beurteilt, wie die Wachstumsstrategie Unternehmens aussieht und wie man sich angesichts eines herausfordernden Wettbewerbs positioniert
Finanztrends: Laut Ihrem aktuellen Reservenbericht sind die gesicherten Reserven um 43 % gestiegen, während der Barwert der Reserven um 17 % auf 452 Mio. Dollar zugelegt hat. Welche Faktoren haben zu dieser positiven Entwicklung beigetragen, und wie bewerten Sie das zukünftige Potenzial weiterer Reservenerweiterungen?

Jan-Philipp Weitz: Die Deutsche Rohstoff wächst sehr dynamisch, und auch in den kommenden Jahren wollen wir die Reserven weiter ausbauen. Unsere Öl- und Gasreserven sind mit 54 Mio. BOE (Barrel Öläquivalent) schon jetzt auf einem neuen Höchststand.
Der Anstieg der Reserven ist auf die gute Entwicklung der Flächen sowie auch auf die Inbetriebnahme neuer Bohrungen in Wyoming zurückzuführen. Wir haben 2024 insgesamt bei rund 20 neuen Bohrungen die Produktion aufgenommen. Aktuell produzieren wir aus mehr als 170 Bohrungen. Die Reservenschätzung beinhaltet ja noch keine Reserven aus möglichen weiteren Bohrungen auf unseren Flächen. Wir sehen großes Potenzial für weitere Bohrungen und damit einhergehend erwarten wir Reserven auf einem nachhaltig hohen Niveau.
Finanztrends: Ihr Unternehmen prognostiziert einen zukünftigen Cashflow von über 1 Mrd. USD aus sicheren und wahrscheinlichen Reserven. Wie wird dieser Cashflow in den kommenden Jahren genutzt – eher zur Schuldenreduzierung, für Aktienrückkäufe oder für den Ausbau der Produktionskapazitäten?
Jan-Philipp Weitz: Um diesen Cashflow zu realisieren, müssen wir auch noch weitere Investitionen tätigen. Aus den bereits produzierenden Bohrungen erwarten wir einen Cashflow von rund 500 Mio. USD. Mit diesem Cashflow können wir Investitionen weitestgehend organisch finanzieren. Als Ölproduzent ist es auch nötig, signifikante Investitionen zu tätigen, um die Produktion stabil zu halten oder zu wachsen. Wir haben in den vergangenen Jahren unsere Öl- und Gasproduktion deutlich ausgebaut und neue Flächen und Rechte in den USA erworben. Wir haben 2024 rund 5,5 Mio. Barrel Öläquivalent produziert. Auf unseren bereits erschlossenen Flächen gibt es noch viele Möglichkeiten für neue, sehr wirtschaftliche Bohrungen.
Finanztrends: In den letzten Quartalen konnte die EBITDA-Marge stabil auf hohem Niveau gehalten werden. Welche operativen Maßnahmen haben dazu beigetragen, und welche Herausforderungen erwarten Sie angesichts der volatilen Öl- und Gaspreise?
Jan-Philipp Weitz: Während die Ölproduktion hohe Investitionen erfordert, sind die laufenden Kosten der Förderung mit rund 10 USD pro Barrel recht gering, dies führt zu einer hohen EBTIDA-Marge. Diese können wir auf diesem Niveau halten, wenn wir versuchen, die laufenden Kosten gering und gleichzeitig die Produktion auf hohem Niveau zu halten.
Die ursprüngliche 2024-Guidance basierte auf einem Ölpreis von 75-85 USD/Barrel und einem Gaspreis von 2-3 USD/MMBtu. Da der Ölpreis zuletzt deutlich unter den unteren Rand gerutscht ist, welche Anpassungen sehen Sie in der Prognose für 2025 als notwendig an?
Aktuell prognostizieren wir für 2025 einen Umsatz von 180-200 Mio. Euro. Mit unseren Geschäftszahlen für 2024 werden wir wieder eine 2-Jahresprognose für 2025 und 2026 veröffentlichen
Finanztrends: Sie haben die Bohrkosten pro Tag um etwa 25 % reduziert. Gibt es weiteres Einsparpotenzial oder sind Sie bereits an einem strukturellen Limit? Welche CAPEX-Maßnahmen sind für 2025 geplant?
Jan-Philipp Weitz: Wir haben in den vergangenen zwei Jahren in der Tat sehr viel investiert, um den erfolgreichen Sprung nach Wyoming zu schaffen und haben 2024 gezeigt, dass wir die Capex je Bohrung im Laufe des Jahres deutlich reduzieren konnten. Aber es gibt sicher auch noch weitere Kostensenkungspotenziale, insbesondere durch die Synergien mit der jetzt flächendeckenderen Entwicklung. Das ist ein zentraler Erfolgsfaktor, um die Kapitaleffizienz deutlich zu erhöhen. Aktuell prognostizieren wir für 2025 Capex in Höhe von 100-110 Mio. Euro.
Finanztrends: Ihr Unternehmen operiert in den USA, insbesondere in Wyoming und dem Powder River Basin. Welche strategischen Vorteile bietet dieser Standort im Vergleich zu anderen US-Ölfeldern, und wie wollen Sie dort langfristig wachsen?
Jan-Philipp Weitz: Das Powder River Basin ist ein Ölfeld der Größe Niedersachsens und Schleswig-Holsteins zusammen. Aufgrund der geologischen Gegebenheiten, dem sog. Shale oil, produziert jede unsere Bohrungen auch Öl und Gas. Bei Schieferöl bohren wir sozusagen in das Muttergestein des Öls, in der Gesteinsschicht also, in der das Öl entstanden ist. Im Powder River Basin sind seit den 1980er-Jahren Tausende von Bohrungen gemacht worden.
Wir bohren nur in solchen Feldern, bei denen Bohrungen in der Nachbarschaft bereits gezeigt haben, dass Öl vorhanden ist. In entsprechenden Datenbanken muss jedes Unternehmen monatlich seine Produktion veröffentlichen. So wissen wir, ebenso wie andere Unternehmen auch, wo eine Bohrung wie lange gebraucht hat. Unser Geschäft erhält auf diese Weise eine hohe Planbarkeit. Wir sehen in Wyoming noch erhebliche Wachstumsmöglichkeiten. Der größte Teil unserer Flächen ist noch gar nicht entwickelt und hat das Potenzial für weit über 100 mögliche Bohrungen in verschiedenen Formationen.
Finanztrends: Gerade im Powder River Basin sind Sie umgeben von vielen Wettbewerbern verschiedener Größen. Rechnen sie in den nächsten Jahren hier mit größeren Konsolidierungswellen und welche Rolle wollen Sie dabei unter Umständen spielen?
Jan-Philipp Weitz: Der US-Ölmarkt ist extrem fragmentiert. Es gelingt uns, als Deutsche Rohstoff als vergleichsweise kleines Unternehmen gegen große US-Player zu bestehen. Wir haben einen Track Record von 15 Jahren im US-Öl- und -Gasgeschäft. Wir haben bewiesen, dass wir erfolgreich und profitabel sind. Bei uns stellt sich ja nicht die Frage, ob wir Öl finden. In den Feldern, auf denen wir aktiv sind, gibt es zahlreiche große und kleine Unternehmen, die gut nebeneinander wirtschaften können. Viele Unternehmen beteiligen sich auch lediglich an Bohrungen oder schließen Partnerschaften über Joint Ventures. Selbst die größten Unternehmen in den USA können alleine nicht alles entwickeln. Ein gutes Beispiel ist hierfür unser Joint Venture mit Occidental Petroleum.
Finanztrends: Sie haben im vergangenen Dezember eine Anleihe über 100 Mio. EUR zurückgezahlt und ein Aktienrückkaufprogramm durchgeführt. Gibt es Überlegungen zu weiteren Kapitalmaßnahmen, um die finanzielle Flexibilität zu erhöhen?
Jan-Philipp Weitz: Mit der fristgerechten Tilgung von 20,5 Mio. Euro im Dezember 2024 haben wir unsere Anleihe 2019/2024 über insgesamt 100 Mio. Euro zurückgezahlt. Ausstehend ist damit nur die Anleihe 2023/28 mit einem Volumen von ebenfalls 100 Mio. Euro und unsere Kreditlinien in den USA. Dank unseres starken Cashflows konnten wir die Anleihe problemlos aus liquiden Mitteln zurückführen. Im Dezember haben wir zudem unser Aktienrückkaufprogramm 2024 in Höhe von rund 4,0 Mio. Euro abgeschlossen. Aktuell haben wir keine weiteren Kapitalmaßnahmen geplant. Selbstverständlich prüfen wir aber auch für die Zukunft neue Aktienrückkaufprogramme und andere Kapitalmaßnahmen.
Finanztrends: Ihr Unternehmen beschäftigt sich auch mit anderen Rohstoffen wie Lithium und Wolfram. Wie sehen Sie die Rolle von Diversifikationsinvestitionen in den kommenden Jahren, oder bleibt der Fokus vollständig auf Öl und Gas?
Jan-Philipp Weitz: Unser Kerngeschäft ist die Förderung von Öl und Gas. Darauf wird auch in den kommenden Jahren der Fokus unserer Geschäftsaktivitäten liegen. Neben dem Öl- und Gasgeschäft sehen wir aber auch Chancen im Bereich strategische Metalle. Unsere mit Abstand wichtigste Beteiligung ist dabei der Wolframproduzent Almonty Industries. Wolfram ist heute ein wichtiges Technologiemetall und findet beispielsweise Anwendung in der Halbleiter- und Automobilindustrie oder der Batterieentwicklung.
In Südkorea nimmt Almonty derzeit die größte Wolframmine außerhalb Chinas in Betrieb. Der Aktienkurs von Almonty konnte sich in den letzten Monaten fast verdoppeln und unser Investment hat damit einen aktuellen Marktwert von rund 60 Mio. Euro. Von unserem gesamten Anlagevermögen von rund 500 Mio. Euro macht der Metallbereich aktuell rund 33 Mio. Euro aus.
Deutsche Rohstoff Aktie Chart
Finanztrends: Viele Investoren interessieren sich für die langfristige Ausrichtung von Rohstoffunternehmen. Wie sehen Sie die Marktentwicklung in den nächsten fünf Jahren?
Jan-Philipp Weitz: Die Nachfrage nach Öl und Gas ist weltweit weiterhin sehr hoch und steigt weiter an. Das zeigen auch die Prognosen der OPEC und der Internationalen Energieagentur. Treiber der Nachfrage sind insbesondere die Schwellen- und Entwicklungsländer. Wenn von heute auf morgen kein Öl verwendet würde, würde das globale Wirtschaftssystem zusammenbrechen. Die weltweiten Ölreserven sind nach wie vor umfassend. Fossile Energie kann nicht innerhalb von wenigen Jahrzehnten vollständig durch andere Energieformen ersetzt werden. Jährlich wird ein hoher dreistelliger Milliarden-USD-Betrag investiert, um das aktuelle globale Produktionsniveau zu halten. Zudem muss man beachten, dass eine deutliche Erhöhung des Ölpreises auch einen Anstieg der globalen Reserven mit sich bringt.
Finanztrends: Welche Maßnahmen ergreift Deutsche Rohstoff AG, um sich nachhaltig zu positionieren?
Jan-Philipp Weitz: Auch für die Deutsche Rohstoff als Öl- und Gasunternehmen spielt Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle. Unsere Nachhaltigkeitsmaßnahmen gehen dabei weit über die schon sehr strikten gesetzlichen Forderungen hinaus. Bei der Produktion und Förderung erfüllen wir höchste Umwelt- und Sicherheitsstandards und stellen unter anderem sicher, dass es zu keinen Verschmutzungen des Grundwassers kommen kann. Auch bei der Kontrolle von Emissionen in der Luft gibt es harte Auflagen. Wir gehörten früh zu den ersten Unternehmen, die freiwillig einen Lärmschutz um unsere Bohrplätze errichtet haben. Heute ist dieses Verfahren Best Practice.
Finanztrends: Im vergangenen Jahr hatten Sie ihren Aktionären eine deutliche Dividendensteigerung von 35 % auf 1,75 Euro je Aktie geboten. Welche Dividendenstrategie wollen Sie weiterverfolgen, auch mit Blick auf mögliche weitere Aktienrückkäufe oder neue Investitionen?
Jan-Philipp Weitz: Seit 2014 zahlen wir eine Dividende. Allein seit 2021 hat sich unsere Dividende nahezu verdreifacht. Eine gute Ausschüttung an unsere Aktionäre ist uns wichtig und fester Bestandteil unserer Unternehmens-DNA, um so Aktionäre an unserer erfolgreichen Geschäftsentwicklung teilhaben zu lassen. Wir wollen auch künftig ein verlässlicher Dividendenzahler sein.
Finanztrends: Herr Weitz, vielen Dank für das Gespräch.