Liebe Leserin, lieber Leser,
wer sich nicht täglich mit der operativen und finanziellen Entwicklung des Reisekonzerns TUI auseinandersetzt, aber dennoch in das Unternehmen investiert ist, mag vor zwei Tagen aus allen Wolken gefallen sein. Nach einem Schlusskurs von 15,77 Euro am Montag in Frankfurt ging es am Dienstag zum Börsenstart um rund 50 Prozent nach unten; auch am Mittwoch zum Handelsschluss auf Xetra standen bei der TUI-Aktie noch immer lediglich 7,87 Euro zu Buche. Dieser vermeintliche Kurssturz hatte einen Hintergrund und bedurfte einer Erklärung. Das dachte man sich beim Unternehmen offenbar auch.
Kapitalerhöhung verzerrt das Kursbild
Es war der der Beginn einer von TUI angekündigten Kapitalerhöhung in Höhe von 1,8 Milliarden Euro, der das Kursbild so massiv verzerrt. „Kapitalerhöhung erklärt“ überschrieb die Presseabteilung daher eine eigens eingerichtete Seite, auf der Mathias Kiep, seit Oktober 2022 Finanzvorstand der TUI Group, den möglicherweise verunsicherten Anlegern die Details näherbrachte. „Am 24. März haben wir die vollständig gezeichnete Kapitalerhöhung mit Bezugsrechten in Höhe von 1,8 Milliarden Euro beschlossen. Das heißt, dass Aktionärinnen und Aktionäre die Möglichkeit haben, neue Aktien zu einem geringeren Bezugspreis zu erwerben“, heißt es einleitend.
Die große Frage allerdings ist, warum sich dies so massiv auf den Kursverlauf ausgewirkt hat. Die Antwort: Für die vollständig gezeichnete Kapitalerhöhung werden 328.910.448 neue Aktien von TUI in einem Bezugsverhältnis von 8:3, also 8 neue Aktien für je 3 bestehende Aktien, und zu einem Bezugspreis von 5,55 Euro angeboten. „Da also neue Aktien in den Markt gegeben werden, verringert sich der Aktienwert, das Grundkapital des Unternehmens aber steigt“, so Kiep. Der sehr deutliche Abschlag am Dienstag sei nichts Ungewöhnliches, die Aktien werden ab dem 28. März „ex-Bezugsrechte“ gehandelt.
TUI-Finanzchef: „Es gibt quasi zwei Aktien“
Doch was heißt das konkret? Die Bezugsrechte werden laut des TUI-Finanzchefs von den Aktien getrennt und können von den bisherigen Aktionären gehandelt werden. „Daher gibt es jetzt quasi zwei Teile: die Aktie ohne das Bezugsrecht und das Bezugsrecht selbst, das ebenfalls gehandelt wird und nicht mehr im Aktienkurs eingepreist ist“, so Mathias Kiep.
Um auf den tatsächlichen Wert der Aktie zu kommen, müsse man beides wieder zusammenaddieren: den aktuellen Aktienkurs und den Wert des Bezugsrechts. Dieser kann demnach errechnet werden, ergibt sich aus Angebot und Nachfrage an der Börse. Dem bisherigen Aktienkurs sei daher „die Summe aus Aktienkurs ex-Bezugsrecht und dem Bezugsrecht gegenüberzustellen“.
Aktionäre haben noch Zeit bis 17. April
Alle Aktionärinnen und Aktionäre der TUI haben laut Mitteilung nun die Möglichkeit, ihre Bezugsrechte auszuüben. Nur in diesem Fall allerdings entgehen sie einer Verwässerung ihres bisherigen Unternehmensanteils. Die Bezugsfrist endet am 17. April 2024. Der Touristikkonzern, der durch die Corona-Pandemie in große Nöte geraten warm, will mit den Nettoerlösen aus der Kapitalerhöhung die Zinskosten und die Verschuldung senken.
- So will TUI die vom WSF zur Verfügung gestellte Stille Einlage I in Höhe von nominal 420 Millionen Euro bis Ende 2024 vollständig zurückzahlen
- Dazu eine Optionsanleihe inklusive Optionsscheinen in Höhe von rund 59 Millionen Euro zuzüglich aufgelaufener Zinsen auslösen
„Wir erwarten, dass sich im Zuge einer erfolgreichen Umsetzung der Kapitalerhöhung und der angekündigten Rückzahlung der Staatshilfen, die Nettoverschuldung von 3,4 Milliarden Euro im Gesamtjahr 2022 auf 2,4 Milliarden Euro deutlich verbessern würde“, sagt Finanzvorstand Kiep. Die Kapitalerhöhung sei „ein wichtiger Meilenstein um in Zukunft profitabel wachsen zu können“.
Analysten sind mehrheitlich nicht überzeugt
Dass dies gelingen wird, davon sind nicht alle Analysten überzeugt. Laut marketscreener.com liegt das durchschnittliche Kursziel für die TUI-Aktie derzeit zwar bei 20,60 Euro, dieser Wert bezieht sich allerdings noch auf den Kursstand vor dem Beginn der Kapitalerhöhung. Die Erwartung eines Kursaufschlags um rund 150 Prozent ist somit ein theoretischer Wert.
Viel aussagekräftiger sind die Kauf- beziehungsweise Verkaufsempfehlungen für die Papiere – und diese sprechen eine eindeutige Sprache. Von aktuell neun Analysten
- empfiehlt aktuell nur einer, TUI zu kaufen
- vier Experten raten zum Halten der Papiere
- vier empfehlen, die Aktie abzustoßen
TUI baut Hotel-Sparte deutlich aus
Das Unternehmen selbst hingegen bastelt behände an der Zukunft des Unternehmens. So hatte TUI Mitte März, noch vor der Hochsaison, etwa die Neueröffnung des Hotels Blue Levante auf Mallorca gefeiert. Für die kommenden zwei Jahre sind zunächst 13 weitere Neueröffnungen auf vier Kontinenten bestätigt. In Branchenkreisen ist laut Handelsblatt mittelfristig sogar von einer dreistelligen Zahl an Neueröffnungen die Rede.
Am Dienstag meldete der Konzern dann, dass TUI einen exklusiven Dreijahresvertrag mit der in Antalya ansässigen Rixos Hotel Group unterzeichnet habe. Die Partnerschaft umfasst demnach zehn strategisch wichtige Häuser „und erweitert das Angebot der TUI in allen Märkten an qualitativ hochwertigen Unterkünften in bester Lage“. Die Partnerschaft soll einen wesentlichen Beitrag zum Wachstumskurs der TUI Group in der Türkei leisten.
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