An den hiesigen Aktienmärkten dominiert zum Auftakt in die neue Woche wieder die Zuversicht, auch wenn sich die Angriffslust der Bullen in Grenzen hält. Für den deutschen Leitindex geht es um 0,38 Prozent nach oben. Der Kleinstwerteindex SDAX verbessert sich um 0,64 Prozent. Für den technologielastigen TecDAX stehen am Ende des Tages Zuwächse von 0,11 Prozent zu Buche, während der Nebenwerteindex MDAX um 0,34 Prozent vorrückt. Ein besseres Tagesergebnis wird durch schwache Vorgaben von der Wall Street verhindert.
In der vergangenen Woche hatte die US-Notenbank Fed zwar den Fuß vom Gas genommen und den Leitzins nach vier Jumbo-Zinsschritten um 75 Basispunkte nur um 50 Basispunkte angehoben, gleichzeitig aber weitere Zinserhöhungen in Aussicht gestellt. Gleiches gilt für die europäische Zentralbank EZB, die ihren Zyklus ebenfalls noch nicht beendet hat. Die Aussicht auf weitere kräftige Zinserhöhungen der führenden Zentralbanken hatte Anlegern vor dem Wochenende die Kauflaune verdorben. Der DAX gab allein am Donnerstag 3,28 Prozent nach. Das war der höchste Tagesverlust seit Juni.
MDAX mit Pullback zur 25.000-Punkte-Marke
Im MDAX fielen die Abgaben nicht ganz so stark aus, auf Wochensicht stand dennoch ein sattes Kursdefizit von 2,5 Prozent. Es war bereits die zweite Woche in Folge mit Kursverlusten. Das hat nicht zu einem Rücklauf zur 25.000-Punkte-Marke geführt, wo es nun zu einem Test der 50-Tage-Linie (EMA50) von oben kommt. Ebenfalls getestet wird das überwundene 23,6 %-Fibonacci-Retracement der Abwärtsbewegung von Anfang Januar bei 24.940 Punkten. Sollte dieser Supportbereich wegbrechen, wäre dies kein gutes Zeichen. Einen weiteren Auffangschirm bildet der langfristige Aufwärtstrend von März 2009 im Bereich von 24.156 Punkten.
Auch wenn die Gewinne zum Handelsende angesichts der schwachen Wall Street wieder kleiner werden, ist der Wochenauftakt durchaus positiv zu sehen. „Anlegerinnen und Anleger dürfen hoffen, dass die restriktiven geldpolitischen Ausblicke der Vorwoche jetzt in die Kurse eingepreist sind“, kommentierte Portfoliomanager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners.
MDAX schlägt Konsolidierungsphase ein
Der MDAX war nach einer gut einmonatigen Erholungsrallye Mitte November in eine seitwärtsverlaufende Konsolidierungsphase eingeschwenkt, die angesichts des überkauften Zustandes im Relative-Stärke-Index (RSI) auch geboten war. Dabei pendelte das Börsenbarometer in einer engen Bandbreite von 1.000 Punkten. Erst zum Ende der vergangenen Woche setzten die Bären wieder stärkere Akzente.
Die Hoffnung wird nun darin liegen, dass die oben erwähnten Unterstützungslinien weitere Korrekturen verhindern und die Bullen wieder an den Markt zurückkehren. Oberhalb der jüngsten Hochpunkte im Bereich 26.300/26.400 Punkten wartet mit der 200-Tage-Linie (EMA200) ein entscheidender Widerstand. Seit der MDAX in der zweiten Januarhälfte unter den für die mittelfristige Perspektive so bedeutenden gleitenden Durchschnitt gerutscht ist, konnte dieser nicht mehr zurückerobert werden.
Kommt es zu einem erfolgreichen Ausbruch, wartet knapp oberhalb des EMA200 das 38,2 %-Fibonacci-Retracement im Bereich der 27.000-Punkte-Marke. Darüber wäre Raum zur Widerstandszone bei 27.640/28.350 Punkten und weiter zum 50 %-Fibonacci-Retracement bei 28.662 Punkten.
Rheinmetall-Aktie fällt ans MDAX-Ende
Zu den besten Performern im MDAX gehörten am Montag die Papiere von Delivery Hero und Freenet, die jeweils um mehr als 5 Prozent zulegen konnten. Am unteren Ende landeten die Aktien von Scout24 und Rheinmetall.
Beim Autozulieferer und Rüstungskonzern drückt die jüngste Pannenserie beim Schützenpanzer Puma auf die Stimmung. Das in Kooperation mit Krauss-Maffei Wegmann (KMW) konzipierte und produzierte Kriegsgefährt hatte zuvor schon für negative Schlagzeilen gesorgt, nun ist das Vehikel bei Übungen der Bundeswehr für die Beteiligung an der Nato-Eingreiftruppe VJTF im kommenden Jahr vollständig ausgefallen. Das scheint auch Anlegern nicht zu schmecken. Sie schicken die Aktie mit Kursverlusten von fast 8 Prozent in südlicher Richtung.
Neuordnung der Deutschen Börse wird wirksam
Der Auftakt in die neue Woche stand aber auch wegen einer ganz anderen Sache im Fokus des Interesses. Denn am Montag sind die Anfang des Monats beschlossenen Neuordnungen der Deutschen Börse wirksam geworden. Für die meiste Aufmerksamkeit sorgte der Aufstieg der erst kürzlich an die Börse gegangenen Porsche AG in die erste deutsche Börsenliga.
Dort ersetzt der Autokonzern den Sportartikelhersteller Puma, der in den MDAX absteigt und hier den Batteriekonzern Varta verdrängt. Außerdem haben der Bioenergiehersteller Verbio und der Immobilienkonzern Deutsche Wohnen die Plätze getauscht. Verbio rückt in den MDAX auf, während Deutsche Wohnen in den SDAX absteigt.
MDAX steuert auf eines der schlechtesten Börsenjahre zu
Mit Stand von heute beläuft sich der Kursrückgang im MDAX in diesem Jahr auf fast 30 Prozent. Damit steuert das Börsenbarometer auf eines der schwächsten Jahre seit seiner Einführung im Jahr 1996 zu. Im Jahr der Finanzkrise 2008 geriet der Index mit einem Defizit von mehr als 43 Prozent noch etwas stärker unter die Räder. Im Jahr 2002 lagen die Verluste ebenfalls bei 30 Prozent. Doch das laufende Jahr ist ja noch nicht vorüber.
In jedem Fall wird 2024 als eines der schlechtesten Börsenjahre in die Geschichte eingehen. Anleger hoffen darauf, dass es im kommenden Jahr wieder besser läuft. Und der Blick in die Geschichtsbücher macht durchaus Hoffnung. Denn in den beiden Folgejahren hatte der MDAX wieder deutlich zulegen können. Im Jahr 2003 betrugen die Kurszuwächse unter dem Strich knapp 48 Prozent. Im Jahr 2009 verbesserte sich der MDAX immerhin um mehr als 34 Prozent. Beide Jahre zählen zu den besten Börsenjahren in der Geschichte des MDAX. Wenn das mal kein gutes Omen ist.
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