FREYR Battery-Aktie: Das muss man nicht verstehen!

Die Aktie von FREYR Battery reagiert auf positive Annahmen eines Analysten, aber nicht auf eine 100 Millionen umfassende Förderung der EU. Nun brach der Titel wieder ein.

Auf einen Blick:
  • Die Aktie von FREYR Battery hatte Ende Juni einen satten Kurssprung hingelegt
  • Ein Analyst hatte sich – ohne substanziell Neues – positiv zum Batterie-Entwickler geäußert
  • Auf eine 100 Millionen-Euro-Förderung durch die EU reagierten Anleger kaum
  • Nun brach die hoch spekulative Aktie wieder ein – ohne neue Nachricht

Liebe Leserin, lieber Leser,

am 29. Juni war der Aktie von FREYR Battery ein massiver Sprung nach oben gelungen: Die Papiere des Batterieentwicklers für die Elektromobilität verbesserten sich binnen weniger Handelsstunden in New York von 7,54 auf bis zu 9,91 US-Dollar. Das Plus von gut 30 Prozent war einzig und allein einem positiven Analystenkommentar an jenem Tag zu verdanken, der auf reinen Annahmen beim sich noch im Aufbau befindlichen Unternehmen beruhte. Vor knapp einer Woche gab es dann tatsächlich Substanzielles zu vermelden, es ging um eine 100 Millionen umfassende Förderung für FREYR. Und was macht die Aktie? Reagiert so gut wie gar nicht. Verstehen muss man das nicht.

EU fördert FREYRs Giga Arctic-Projekt

Denn in der Tat hatte FREYR, „Entwickler sauberer Produktionskapazitäten für Batteriezellen der nächsten Generation“ (Eigenwerbung), am Donnerstag  bekanntgegeben, dass das Unternehmen von der Europäischen Union einen Zuschuss in Höhe von 100 Millionen Euro erhalten habe, gedacht zur  Unterstützung des Giga Arctic-Projekts von FREYR Battery in Norwegen. Der Zuschuss werde über den EU-Innovationsfonds („EUIF“) finanziert und sei Teil der Bemühungen der EU, die lokale Produktion von Batterielösungen voranzubringen, heißt es.

„Wir freuen uns über die Nachricht, die wir vom EU-Innovationsfonds zur Unterstützung des Giga Arctic-Projekts von FREYR erhalten haben“, kommentierte Tom Einar Jensen, Mitbegründer und CEO von FREYR, den Geldsegen. Der Zuschuss sei „eine Anerkennung dafür, dass Batterien der wichtigste Katalysator der Energiewende sind und die regionale Energiesicherheit durch den schnelleren Einsatz erneuerbarer Energien unterstützen“, so Jensen. Darüber hinaus unterstütze dieses bedeutende finanzielle Engagement rechtzeitig  die Weiterentwicklung des Projekts. „Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit dem EUIF und der norwegischen Regierung, um weitere Impulse für die Batterieproduktionskapazität der nächsten Generation im GWh-Bereich in Norwegen zu setzen.“

  • Giga Arctic, seit Juni 2022 im Bau, ist als Anlage mit einer Nennkapazität von 29 GWh konzipiert
  • Sie basiert auf der SemiSolidTM-Fertigungsplattform von 24M Technologies und soll zu 100 Prozent mit Wasserkraft betrieben werden

80 Millionen Tonnen CO2-Emissionen weniger?

Laut einem kürzlich veröffentlichten Bericht von Minviro, einem von FREYR beauftragten Ökobilanzunternehmen, könnte die jährliche Produktion in der geplanten Anlage es den Kunden von FREYR ermöglichen, 80 Millionen Tonnen CO2-Emissionen einzusparen. Die prognostizierte Emissionsminderung entspricht laut Mitteilung „fast dem Doppelten der Gesamtmenge an CO2, die Norwegen jährlich ausstößt“. Eine echte Ansage.

Die Anleger hingegen ließ die frohe Botschaft eher kalt: Die FREYR-Aktie, nach dem Kurssprung von Ende Juni am vergangenen Donnerstag wieder leicht auf 9,53 DU-Dollar zurückgefallen, erklomm in der Spitze gerade einmal 10,10 Dollar, was einem Plus von knapp sechs Prozent entsprach.  Doch bereits am Abend standen nur noch 9,85 Dollar auf dem Kurszettel.

FREYR Battery macht noch keinerlei Umsatz

Doch wie kann das sein? Für ein Unternehmen, das derzeit an der Börse mit 1,30 Milliarden Dollar bewertet wird, ist ein dreistelliger Millionenbetrag in den Büchern zweifellos ein Faktor. Zumal FREYR Mitte Mai für das erste Quartal 2024 bei null Umsatz einen den Stammaktionären zuzurechnenden Nettoverlust von 12,7 Millionen US-Dollar meldete. Im Vergleichsquartal 2022 waren noch 34,9 Millionen US-Dollar Verlust aufgelaufen. Der aktuelle Nettoverlust sei auf Unternehmensgemeinkosten, Ausgaben zur Unterstützung der Projekte und Geschäftsentwicklungsaktivitäten von FREYR sowie Forschungs- und Entwicklungsausgaben zurückzuführen, wie man erläuterte.

  • Die Verluste seien „teilweise durch Gewinne aus Fremdwährungstransaktionen ausgeglichen wurden“
  • Zum 31. März verfügte FREYR über Bargeld, Zahlungsmitteläquivalente und verfügungsbeschränkte Zahlungsmittel in Höhe von 474,8 Millionen US-Dollar

Morgan Stanley sieht Kursziel bei 13 Dollar

Das alles ließ Adam Jonas, Analyst bei Morgan Stanley, mutig werden: Er hob die Aktie am 29. Juni von „Equal-Weight“ auf „Overweight“ an und setze das Kursziel auf 13 US-Dollar fest. „Unserer Meinung nach ist Freyr eine relativ binäre Investitionsmöglichkeit, bei der wir bedeutende Fortschritte bei den kommerziellen Meilensteinen (erste Batterieproduktion und Auslieferung der ersten Zellen an Kunden) erwarten, die potenziell weitere Finanzierungen freisetzen können“, wurde der Analyst zitiert. Die Anlkeger folgten seiner auf (positiven) Annahmen gestützten Expertise – und ließen die FREYR-Aktie anspringen.

Am Dienstag allerdings war es mit der guten Stimmung plötzlich vorbei: Ohne neue Nachricht aus dem Unternehmen sackte der Kurs der FREYR-Aktie plötzlich ab, am Ende stand ein Minus von fast acht Prozent und ein Kurs von aktuell 8,89 US-Dollar an der Nasdaq. Wie hoch spekulativ ein Investment in das Unternehmen ist, das vor allem mit Ankündigungen und Vorabverträgen hantiert, zeigt die mittelfristige Performance.

FREYR-Aktie verliert fast die Hälfte an Wert

Zwar notieren die Papiere aktuell noch immer mit 14 Prozent im Monatsplus – doch das ist nur eine Momentaufnahme. Am 7. Oktober 2022 hingegen, auf dem Höhepunkt der Euphorie, erreichte die Aktie von FREYR Battery bei einem Kurs von 17,11 Dollar ihre bislang höchste Bewertung. Seitdem hat das Unternehmen wieder annähernd die Hälfte seines Börsenwerts eingebüßt. Allen EU-Millionen zum Trotz.

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