Spätestens seit der letzten Shanghai Auto Show im vergangenen April wissen alle in der Branche was die Stunde geschlagen hat: Sektorfremde Tech-Giganten wollen in ein paar Jahren den gestandenen Pkw-Bauern den Markt streitig machen. Mithilfe von künstlicher Intelligenz (KI), dem Internet der Dinge (IoT), 5G- und Cloud-Technologie sowie gewaltigen Mengen an Kapital treiben Apple, Alphabet und Co. die Konzepte des vernetzten und autonomen Fahrens voran.
Auch Baidu, der Betreiber der größten chinesischen Internet-Suchmaschine, hat große Pläne beim Thema Smart Cars. Sein derzeit größtes Asset in dem Bereich ist die Software Apollo der gleichnamigen Tochtergesellschaft.
Robotaxis erst der Anfang
Vergangene Woche hat der Tech-Konzern seinen Robotertaxi-Service Apollo Go auch in Shenzhen gestartet. Es ist bislang die siebte chinesische Stadt, die an dem Projekt für den autonomen Fahrdienst teilnimmt. Das Unternehmen plant Apollo Go bis 2025 auf 65 Städte auszuweiten, bis 2030 sollen es bereits 100 sein.
In den vergangenen drei Jahren hat sich Baidu in China bereits eine bedeutende Stellung im Bereich Cloud und KI erarbeitet. Es gibt Kooperationen mit mehreren Autobauern, darunter Volkwagen. Neben den Robotaxis kommt das Apollo-Projekt derzeit in der Großstadt Guangzhou bei der Verkehrsüberwachung zum Einsatz. Analysten haben das KI-System bereits vor fünf Jahren als „das Android des autonomen Fahrens“ bezeichnet.
Während der operative Gewinn im Kerngeschäft vom Google Chinas schon seit 2019 abflaut, haben sich die Cloud- und KI-Dienste zum Wachstumsmotor entwickelt. In den vergangenen Quartalen gab es im Jahresvergleich Umsatzsteigerungen um 75%.
Um auch mit dem Absatz von E-Autos Akzente zu setzen, hat Baidu mit dem chinesischen Autobauer Geely das Joint Venture Jidu Auto gegründet. Umgerechnet 6,5 Milliarden Euro will der Tech-Konzern investieren und die unternehmerische Führung von Jidu übernehmen. Geely, Besitzer von Volvo Cars und Großaktionär bei Daimler, wird sein Know-how bei der Massenfertigung einbringen. In zwei Jahren bereits sollen die ersten Fahrzeuge vom Band rollen.
Freunde der Regierung
Skeptiker von Baidu weisen vor allem auf die regulatorischen Risiken hin, die für Chinas Internet-Konzerne im vergangenen Jahr entstanden sind. So vertritt Peking den Standpunkt: Die Branchenvertreter hätten von den rasanten Verbesserungen des Lebensstandards in China profitiert, den die Regierung geschaffen hat. Sie geben jedoch nichts an die Gesellschaft zurück.
Das harte Durchgreifen des kommunistischen Regimes richtete sich bislang jedoch nur gegen verbraucherorientierte Unternehmen. Während Baidus Suchmaschinen-Geschäft zwar eine B2C-Komponente hat, entwickelt sich der Konzern mit seinen KI- und Cloud-Dienstleistungen mehr und mehr Richtung B2B.
Zudem tut Baidu genau das, was die Regierung verlangt: Reinvestitionen in die chinesische Wirtschaft. Der Konzern investiert die Gewinne aus dem Kerngeschäft vor allem in den KI-Bereich, wo China führend sein will. Kurzfristig verringert das zwar die Margen; was jedoch viel wichtiger ist: Es sichert dem Unternehmen einerseits eine führende Position bei einem wichtigen Zukunftsthema und anderseits das Wohlwollen Pekings.
In der Heimat wird Baidu somit nicht als Verbrecher gesehen, sondern vielmehr als nationaler Champion. Hinzu kommt: Das überschaubare regulatorische Restrisiko ist mit der scharfen Korrektur der Tech-Aktie, die vor einem Jahr begann, bereits eingepreist – ein Umstand, der auf die US-amerikanischen Konkurrenten noch nicht vollständig zutrifft.
Apple, Amazon und Alphabet pumpen derweil weiter Milliarden in ihre Smart-Car-Projekte und werden bei den kommenden großen Automessen zwar Akzente setzen; die Baidu-Tochter Jidu Auto könnte den Tech-Riesen in zwei bis drei Jahren mit einem marktreifen Produkt jedoch die Show stehlen.
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