Zollschock an der Börse: Wer jetzt verliert – und wer profitiert

Trumps 25-prozentige Einfuhrabgaben auf Fahrzeuge erschüttern die Automobilbranche. Deutsche Premiumhersteller trifft es besonders hart, während Tesla profitiert.

Auf einen Blick:
  • Börsenwerte im Autosektor massiv eingebrochen
  • Deutsche Premiummarken besonders betroffen
  • Tesla und Ford weitgehend verschont
  • Geopolitische Spannungen verschärfen sich

Seit Mittwochnacht ist die lange befürchtete Drohung Realität: US-Präsident Donald Trump hat einen 25-prozentigen Zoll auf alle importierten Autos angekündigt, der ab 3. April gelten soll. Zusätzlich werden ab Mai wichtige Autoteile mit ebenfalls 25 Prozent Zoll belegt. Auch die ab dem 2. April fällig werdenden „reziproken“ Zölle sollen zusätzlich erhoben werden. Diese dreifache Belastung trifft die globale Autoindustrie unerwartet hart.

Die unmittelbare Reaktion der Märkte war drastisch: Ein weltweites Beben erfasste die Börsen, bei dem allein im Autosektor rund 80 Milliarden Dollar an Börsenwert vernichtet wurden. Besonders deutsche Titel erlitten schwere Verluste. Porsche und Mercedes-Benz verloren in der Spitze fast sechs Prozent, BMW fünf Prozent und Volkswagen vier Prozent. Der einst so stolze deutsche Autoindex hat seit 2014 massiv an Bedeutung verloren und macht heute nur noch 12,6 Prozent des DAX aus. Ein deutlicher Abstieg von einst über einem Drittel.

Deutsche Hersteller im Epizentrum des Bebens

Für die deutschen Premiumhersteller steht besonders viel auf dem Spiel. Die USA sind für BMW, Mercedes und Porsche nicht nur ein wichtiger Absatzmarkt, sondern auch ein hochprofitables Segment, in dem höhere Margen als in anderen Regionen erzielt werden. Nach Berechnungen der französischen Großbank BNP Paribas sind jene Hersteller am stärksten betroffen, die einen hohen Anteil ihrer Fahrzeuge in den USA verkaufen, dort aber keine oder nur wenige Produktionsstätten betreiben.

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache:

Für Porsche rechnet BNP selbst für den Fall, dass die Hälfte der Zollkosten an die Kunden weitergegeben werden kann, mit einem Gewinnrückgang von etwa einem Drittel. Die Gewinnmargen könnten um bis zu fünf Prozentpunkte sinken.

Bei Mercedes, das immerhin einige Werke in den USA unterhält, prognostizieren die FRanzosen ein Gewinnminus von 22 Prozent, für BMW von 17 Prozent und für Volkswagen von 13 Prozent. Bernstein-Analyst Daniel Roeska kommt zu ähnlichen Schlüssen. Er erwartet für BMW einen Rückgang des Vorsteuergewinns um 13 Prozent, für VW um zwölf Prozent und für Mercedes um 14 Prozent.

Die komplexe Realität globaler Lieferketten

Die Auswirkungen der Zölle sind besonders komplex, weil die modernen Lieferketten global verflochten sind. Ein in den USA montiertes Fahrzeug besteht durchschnittlich zu etwa 60 Prozent aus importierten Teilen. Insgesamt wird rund die Hälfte der in den USA verkauften Pkw importiert.

Für Anleger ist es wichtig zu verstehen, dass die Zölle nicht gleichermaßen alle Hersteller treffen. Die Produktions- und Lieferkettenstruktur entscheidet maßgeblich über das Ausmaß der Belastung. BMW beispielsweise produziert 18 Prozent seiner Fahrzeuge in den USA und verkauft dort circa 16 Prozent der Gesamtproduktion. VW wiederum stellt nur noch 18 Prozent seiner Autos in Deutschland her, mehr als 81 Prozent werden im Ausland gefertigt – allerdings ist nicht genau bekannt, wie viel die US-Werke zum Gesamtvolumen beitragen.

Die Gewinner im Zollchaos

Inmitten der vielen Verlierer gibt es auch klare Profiteure der neuen Zollpolitik. Allen voran Tesla unter der Führung von Elon Musk. Der Elektroautobauer verfügt über große Produktionsstätten in Kalifornien und Texas, in denen alle für den US-Markt bestimmten Fahrzeuge hergestellt werden. Von Trumps neuen Zöllen auf Autoimporte und Schlüsselkomponenten bleibt das Unternehmen daher weitgehend verschont.

Ford könnte ebenfalls mit einem blauen Auge davonkommen, da etwa 80 Prozent der in den USA verkauften Ford-Fahrzeuge auch dort produziert werden. Die Tesla-Aktie reagierte entsprechend positiv und legte um ein Prozent zu, während die Branche insgesamt Verluste verzeichnete.

Überraschenderweise könnten auch chinesische Autobauer zu den relativen Gewinnern zählen. Da sie bisher kaum Fahrzeuge in die USA exportieren, haben die neuen Zölle praktisch keine Auswirkungen auf Hersteller wie BYD. Dessen Aktie konnte am Tag der Ankündigung sogar um gut drei Prozent zulegen konnte.

Strategien der Hersteller und Auswirkungen für Verbraucher

Die betroffenen Autobauer stehen nun vor schwierigen Entscheidungen. Eine vollständige Überwälzung der Zollkosten auf die Kunden erscheint angesichts des intensiven Wettbewerbs unwahrscheinlich. Nach Einschätzung von Analysten könnten die Hersteller versuchen, etwa die Hälfte der zusätzlichen Kosten durch Preiserhöhungen zu kompensieren.

Luxusmarken wie Ferrari haben hierbei einen Vorteil, da ihre Kunden weniger preissensibel reagieren. Für Porsche und Mercedes wird die Gratwanderung deutlich schwieriger, da sie ihre Absatzzahlen in einem wichtigen Markt nicht gefährden wollen, gleichzeitig aber mit erheblichen Kostenbelastungen konfrontiert sind.

Für US-Verbraucher bedeuten die Zölle jedenfalls höhere Preise und eine eingeschränkte Auswahl. „Verbraucher werden die Verlierer sein, da sie eine eingeschränkte Auswahl und höhere Preise haben werden“, fasst AutoForecast Solutions‘ Analyst Sam Fiorani die Situation treffend zusammen. Zwar hat Trump die Detroiter Bosse schon vor Preiserhöhungen gewarnt. Doch wenn die aus dem Ausland importierten Bauteile ebenfalls mit Strafzöllen belastet werden, lässt sich das nicht vermeiden. Es sei denn, es werden Verluste einkalkuliert und Sparmaßnahmen wie Entlassungen durchgesetzt. Was dann den nächsten Konflikt mit dem Weißen Haus bedeuten würde. Von der Sache mit der Inflation will ich an dieser Stelle noch gar nicht reden.

Die geopolitischen Dimensionen

Trumps Zoll-Offensive ist mehr als eine wirtschaftspolitische Maßnahme – sie ist Teil einer breiteren geopolitischen Strategie. Die Ankündigung erfolgte unter dem Vorwand der nationalen Sicherheit der USA, was von Analysten als breit angelegt, bestrafend und verwaltungstechnisch hochkomplex bewertet wird.

Die Reaktionen der betroffenen Handelspartner lassen nicht auf sich warten. Die EU bereitet bereits Vergeltungsmaßnahmen vor und setzt auf ihre „mächtigsten handelspolitischen Instrumente“, was immer das konkret bedeuten soll. Japan, Südkorea und Kanada haben ebenfalls Gegenmaßnahmen angekündigt. Kanada trifft es besonders hart, da das Land im vergangenen Jahr Fahrzeuge im Wert von fast 35 Milliarden Dollar in die USA exportierte.

Bemerkenswert ist auch Trumps Andeutung, China könnte Zollerleichterungen erhalten, wenn es den Verkauf der US-Aktivitäten von TikTok unterstützt. Ein deutliches Zeichen dafür, dass die Zölle auch als Verhandlungsmasse in anderen politischen Fragen dienen.

Fazit: Langfristige Neuausrichtung unvermeidlich

Die Autozölle markieren einen Wendepunkt für die globale Automobilindustrie. Kurz- bis mittelfristig müssen vor allem deutsche Hersteller mit erheblichen Gewinneinbußen rechnen. Langfristig wird die Branche ihre Produktionsstrategien und Lieferketten überdenken müssen.

Für Anleger bietet die gegenwärtige Marktkorrektur sowohl Risiken als auch Chancen. Die deutlichen Kursrückgänge bei deutschen Autoaktien könnten für langfristig orientierte Investoren attraktive Einstiegspunkte darstellen. Vorausgesetzt, die Unternehmen passen ihre Strategien erfolgreich an das neue Zollregime an. Gleichzeitig eröffnen sich interessante Perspektiven bei den Gewinnern dieser Entwicklung, allen voran Tesla und möglicherweise Ford, die von ihrer starken US-Produktion profitieren könnten.

Die kommenden Wochen werden zeigen, wie die betroffenen Unternehmen und Länder auf die neue Situation reagieren und ob es zu einer Deeskalation oder weiteren Verschärfung des Handelskonflikts kommt. Bis dahin gilt für Sie als Anleger: Genau hinschauen, die unterschiedlichen Betroffenheiten analysieren und selektiv positionieren.

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