Kein anderer Staat der Welt hat in den letzten Jahrzehnten einen solchen Aufschwung hingelegt wie China. Einst als Agrarstaat und „Werkbank der Welt“ verschrien, ist das Reich der Mitte inzwischen auf dem besten Weg zu einem High-Tech-Land.
Das Zukunftspotenzial ist jedenfalls gigantisch. Rund 850 Millionen Menschen in China nutzen das Internet. Eine gewaltige Zahl, die aber noch lange nicht das Ende der Fahnenstange darstellt. Denn die Marktdurchdringung des Internets liegt in China derzeit somit nur bei rund 60 Prozent. Zum Vergleich: In den USA beträgt diese knapp 90 Prozent.
Nimmt man nun, dass die Volksrepublik in den kommenden Jahren hier westliche Standards erreichen würde, würden weitere 300 Millionen Chinesinnen und Chinesen das Internet für sich entdecken – ein Zuwachs, der in etwa so groß wäre wie die gesamte US-Bevölkerung.
Für die chinesischen Tech-Firmen, die den Großteil ihrer Geschäfte im Heimatmarkt abwickeln, bedeutet das enorme Wachstumschancen. Doch welche Unternehmen bzw. Aktien haben das größte Potenzial?
Alibaba
Die bei Anlegern wohl bekannteste chinesische Aktie ist Alibaba: ein Pionier in Sachen E-Commerce. Über etliche Tochterfirmen hat der Konzern in den letzten Jahren ein breites Portfolio an Handelsplattformen und Auktionshäusern etabliert, die in China fest zum alltäglichen Leben gehören. Darunter die namensgebende Plattform „Alibaba.com“ (B2B), „AliExpress“ (B2C), „Taobao“ (C2C) und „Tmall.com“ (B2C).
Zudem ist Alibaba über die Finanzsparte Ant Financial Betreiber des populärsten Online-Bezahlsystems China: „Alipay“. Selbstredend engagiert sich der Mega-Konzern inzwischen auch im Cloud-Geschäft und eifert damit dem westlichen Pendant Amazon nach. Seit Jahren kann Alibaba steigende Nutzerzahlen, Umsätze und Gewinne vorweisen – in nahezu allen Konzernbereichen.
Mit Blick auf die in den nächsten Jahren weiter boomenden Geschäftsfelder E-Commerce und Cloud steht dem Konzern eine glorreiche Zukunft bevor, auch weil man neben dem Heimatmarkt sukzessive in mehr und mehr Regionen der Welt Fuß fasst.
Tencent
Ob Instant-Messaging, Gaming, Social Media, Netzhandel oder Online-Werbung: Tencent ist mehr noch als Alibaba der Tech-Allrounder Chinas. Mit „WeChat“ bietet der Konzern zum Beispiel den in der Volksrepublik populärsten Instant-Messenger, der mittlerweile um eine integrierte Payment-Funktion erweitert wurde. Gerade in China, wo das Bezahlen per Smartphone längst Usus ist, trifft man damit den Nerv der Zeit.
Das Besondere an Tencent aber ist die offensive Beteiligungspolitik. Der Mega-Konzern ist rund um den Globus auf Firmenfang. Tencent besitzt zum Beispiel lukrative Beteiligungen in der Games-Branche – etwa an den beiden US-Entwicklern Riot Games und Epic Games, die mit „League of Legends“ und „Fortnite“ zwei der populärsten Titel der Videospielgeschichte veröffentlicht hatten. Weitere Beteiligungen unterhält Tencent etwa an Activision Blizzard, Ubisoft, Snap Chat und Tesla. Firmen, die in letzten Jahren durch beachtliches Wachstum aufgefallen sind.
Für Tencent rechnet sich das: So wiesen die Bilanzzahlen des Konzerns in den letzten Jahren beeindruckende Zuwächse auf. Allein in 2020 dürfte der Umsatz des 63.000 Mitarbeiter starken Tech-Giganten bei umgerechnet rund 72 Milliarden US-Dollar liegen. Und auch bei Tencent dürfte das Wachstum mit Blick auf die zukunftsfähigen Geschäftsfelder und aussichtsreichen Beteiligungen munter weitergehen.
Xiaomi
Noch vor wenigen Jahren kannte in Deutschland kaum jemand den Namen „Xiaomi“ (Aussprache: „schau-mie“). Doch die handelspolitischen Restriktionen vonseiten der USA gegen den chinesischen Smartphone-Hersteller Huawei haben Xiaomi plötzlich aus dem Schatten treten lassen.
Hintergrund: Washington hatte gegen Huawei ein Embargo erlassen, wodurch der Konzern keine neuen Mobilgeräte auf den Markt bringen darf, in denen Software und Hardware aus den USA integriert sind. In der Folge haben viele Verbraucher einen Bogen um Huawei gemacht, gerade in ausländischen Märkten wie Deutschland.
Ganz zur Freude des Herstellers Xiaomi, der seinen Marktanteil deshalb immens ausbauen konnte. Ähnlich wie Huawei bietet der Konzern ein umfangreiches Portfolio an Smartphones, die bisweilen sehr preiswert sind. Laut Angaben der IDC („International Data Corporation“) hat Xiaomi allein im dritten Quartal 2020 weltweit etwa 46 Millionen Smartphones absetzen können – ein Plus von 42 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Damit war Xiaomi in Q3 der drittgrößte Smartphone-Hersteller der Welt und nur noch dicht hinter Huawei.
Die Verbraucher scheinen von den Geräten des Konzerns jedenfalls begeistert zu sein, die nicht nur preisgünstig sind, sondern auch qualitativ mit den großen Konkurrenten aus den USA und Asien mithalten können. Doch nicht nur im Smartphone-Geschäft will Xiaomi Marktanteile abgreifen. Auch im Bereich der IoT-Lösungen, die in immer mehr Haushalten zum Einsatz kommen, und der Smart-TVs eröffnen sich dem Konzern lukrative Chancen.
2020 war für Xiaomi freilich ein Jubeljahr. Durch den historischen Siegeszug im Smartphone-Sektor explodierten die Umsätze und Gewinne förmlich. Für das Unternehmen heißt es nun: die Expansion weiter mit aller Kraft fortzusetzen. In einiger Zeit könnte Xiaomi dann sogar dem Handy-Primus Samsung gefährlich nahekommen.
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