Liebe Leserin, lieber Leser,
die Aktie von Xiaomi hatte zuletzt nicht gerade einen Lauf. In der vergangenen Woche waren die Papiere des chinesischen Technologiekonzerns am Handelsplatz Frankfurt bis auf genau 2,00 Euro zurückgefallen, nachdem sie Mitte Mai noch mit 2,39 Euro bewertet wurden. Doch der Wind hat sich gedreht: Bis zum Handelsschluss am Dienstag hatte sich die Xiaomi-Aktie bereits wieder auf 2,08 Euro vorgearbeitet, am Mittwoch im frühen Handel folgte ein satter Sprung um sechs Prozent auf 2,21 Euro. Das hatte wohl seinen Grund, oder besser: gleich mehrere Gründe.
CATL legt los – für BAIC und Xiaomi
Es geht, wie könnte es anders sein, mal wieder um das erste Elektroauto des chinesischen Konzerns. Meldungen über den Xiaomi SU7, der in China seit dem Start im April für Furore sorgt, hatte die Aktie schon in der jüngeren Vergangenheit immer wieder angetrieben. Und das scheint auch jetzt wieder so zu sein. Denn nach mehreren Meldungen über angebliche Qualitätsmängel am E-Auto, die in Pannen oder gar Unfällen gemündet sein sollen, gab es zuletzt wieder gute Nachrichten.
So hat der chinesische Batteriegigant CATL mit dem Bau seiner Produktionsbasis für Antriebsbatterien in Peking begonnen, die Kunden in der Stadt beliefern wird, darunter die BAIC Group – und eben Xiaomi, wie cnevpost.com berichtet. Am Dienstag fand demnach die Grundsteinlegung für das Batteriebasisprojekt statt, in das CATL gemeinsam mit BAIC, Beijing Energy International Holding und Xiaomi investiert hat. Vertreter der Pekinger Regierung, CATL-Vorsitzender und CEO Robin Zeng sowie Führungskräfte von BAIC und Xiaomi nahmen demnach an der Zeremonie teil.
Xiaomi lieferte 20.000 Modelle des SU7 aus
Es ist der nächste Schritt für Xiaomi auf dem ambitionierten Weg in die Welt der Elektromobilität. Durch Milliardeninvestitionen will der bislang vor allem für seine Smartphones bekannte Konzern mittelfristig in die weltweite Top 5 der E-Autobauer aufsteigen. In China jedenfalls war der Start des SU7, optisch eine Mischung aus Porsche Taycan und Tesla Model S, ein riesiger Erfolg, den aufgerufenen Kampfpreisen sei Dank.
- In der kommenden Top-Version mit 673 PS reicht der Stromer tatsächlich an die Werte eines Porsches heran, aber zum einem Bruchteil der Kosten
- So werden für den SU7 Max umgerechnet 38.390 Euro aufgerufen, die Basisversion mit immerhin 300 PS startet gar bei weniger als 28.000 Euro
Kein Wunder also, dass in China „kein Autokäufer mehr von etwas anderem als dem SU7 spricht“, wie es Auto, Motor & Sport (AMS) unlängst formulierte. Dies führte nicht nur dazu, dass Xiaomi laut cnevpost.com von seinem ersten Modell seit Auslieferungsstart inzwischen mehr als 20.000 Einheiten an die Kunden brachte, was die nächste Schlagzeile der vergangenen Tage war. Die Auslieferungen im Juni werden demnach bereits 10.000 Einheiten übersteigen, „und Xiaomi EV wird im Laufe des Jahres das Auslieferungsziel von 120.000 erreichen“, wie Xiaomi auf der Plattform Weibo versicherte. Ursprünglich war man von maximal 100.000 Auslieferungen ausgegangen.
Xiaomi will Produktionskapazität steigern
Nun kämpfe das Unternehmen darum, die Produktionskapazität zu steigern, wie es heißt. Xiaomi habe seine Zulieferer darauf vorbereitet, in Zukunft mehr Nachschub in kürzerer Zeit zu benötigen, meldet das Fachportal Elektroauto News. „Von 80 Prozent mehr Bedarf war die Rede, was im Umkehrschluss angestrebte Produktionszahlen von 18.000 im Monat bedeuten würde.“ Interessant sei das mit Blick darauf, dass man eigentlich von einer Jahresproduktion von 150.000 unter Vollauslastung ausgegangen sei. Durch die Erhöhung läge diese auf zwölf Monate hochgerechnet bereits bei 216.000.
- „Die Erweiterung des Werks, mit der sich die Produktionszahl verdoppeln soll, sollte Berichten zufolge erst 2025 beginnen“, so der Bericht
- Ab Ende 2025 soll zudem ein Elektro-SUV auf den Markt kommen, mit dem Xiaomi den weltweiten Marktführer, das Tesla Model Y, attackieren wolle
Noch allerdings ist der Verkauf ausschließlich auf den Heimatmarkt beschränkt. Wann die Elektroautos von Xiaomi auch nach Europa kommen werden (zu zweifellos deutlich höheren Preisen), ist momentan noch unklar. Von zwei oder drei Jahren könne man ausgehen, heißt es auf der Anlegerseite Der Aktionär. Der Xiaomi-Chef Lei Jun habe den Markt bereits im Blick, wie die Antwort auf einen Tweet zur EM und der Testfahrt des Aktionär mit dem SU7 in China zeige. Lei Jun finde es „fantastisch, dass sich deutsche Anleger für sein Auto interessieren“.
Mittleres Xiaomi-Kursziel bei 2,73 Euro
Ob derweil das Interesse an der Xiaomi-Aktie wieder nachhaltig steigt, muss sich erst noch zeigen. Mit ihrem kleinen Sprung am Mittwochvormittag hat sie sich wieder ins Wochenplus geschoben. Der Aufschlag aus dem vergangenen Vierteljahr beläuft sich aktuell auf knapp 17 Prozent.
Das muss es laut Analystenmehrheit nicht gewesen sein. Nach Informationen von aktien-guide liegt das durchschnittliche Kursziel für die Papiere derzeit bei 22,87 Honkong-Dollar, was 2,73 Euro entspricht. Das prognostizierte Kurspotenzial liegt demnach bei mehr als 20 Prozent. Von 34 Analysten empfehlen demnach 27 die Xiaomi-Aktie zum Kauf; sechs Beobachter raten zum Halten, lediglich einer zum Verkauf.
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