Liebe Leserin, lieber Leser,
die Aktie von Xiaomi war hervorragend in die neue Woche gestartet. Von 1,52 Euro am Handelspatz Frankfurt noch vor einer Woche, verbesserten sich die Papiere des chinesischen Technologiekonzerns bis auf 1,77 Euro am Dienstag – ein Sprung um satte 16 Prozent in weniger als zwei Handelstagen. Ganz halten konnte die Xiaomi-Aktie dieses Niveau nicht, notiert aktuell bei 1,70 Euro. Die gute Laune an den Märkten allerdings hatte vor allem einen Grund: Es kündigt sich Großes an, im Wortsinne. Denn Xiaomi, hierzulande vor allem für seine Smartphones bekannt, will noch im März sein erstes E-Auto anbieten – und die Medien kennen rund um das Unternehmen kaum ein anderes Thema mehr.
Xiaomis SU7 startet noch im März
Ob Zeit, Spiegel oder Manager-Magazin, sie alle berichteten darüber, dass Xiaomi-Gründer Lei Jun am Dienstag im sozialen Netzwerk Weibo den 28. März als Starttermin für die vollelektrische Limousine SU7 genannt hatte. Xiaomi habe in China landesweit nach Angaben der Agentur Reuters 59 Standorte in 29 Städten, in denen Bestellungen entgegengenommen werden. Die Produktion der Fahrzeuge übernimmt demnach der staatliche Automobilhersteller BAIC mit einer Jahreskapazität von 200.000 Fahrzeugen.
Der Konzern hatte vor drei Jahren den Einstieg in den Markt für Elektroautos angekündigt und mit der Entwicklung eines eigenen Fahrzeugs begonnen, in die nach eigener Auskunft bereits Milliarden flossen. In den nächsten zehn Jahren sollen weitere kanpp zehn Milliarden US-Dollar in das Fahrzeuggeschäft investiert werden. Während der US-amerikanische Konkurrent Apple seine eigenen E-Autopläne unter dem selbstbewussten Slogan „Project Titan“ jüngst nach zehn Jahren beendet hat, trauen Beobachter den Chinesen durchaus Erfolg zu.
- Ob es für Xiaomi zum Titan unter den Autobauern reicht, wird sich erst weisen müssen
- Der eigene Anspruch ist, in den nächsten Jahren in die Top 5 weltweit vorzudringen
In 2,78 Sekunden von Null auf Hundert
Xiaomi hatte den „Speed Ultra 7“ auf dem Mobile World Congress in Barcelona im Februar erstmals außerhalb Chinas gezeigt. Nun nannte Firmenchef Lei weitere technische Details des SU7, wie der österreichische Standard meldet: Dieser habe einen „Super-Elektromotor“, der angeblich schneller beschleunigen kann als die Modelle der Konkurrenz. Angeboten werde der SU7 in zwei Antriebsvarianten.
Die Allrad-Variante beschleunigt demnach innerhalb von 2,78 Sekunden auf 100 km/h, erreicht eine Spitzengeschwindigkeit von 265 km/h. Zur Verfügung stehe ein 101 Kilowattstunden großer Akku, der bis zu 800 Kilometer Reichweite ermöglichen soll, allerdings nach dem laxeren, chinesischen CLTC-Standard. Das preisgünstigere Basismodell setze auf eine 400-Volt-Plattform und einen 220 kW starken Elektromotor an der Hinterachse. Eine 73,6 kWh große Batterie soll Reichweiten von bis zu 668 Kilometern ermöglichen.
Macht Xiaomi NIOs Wechselstationen überflüssig?
Für Elektroautofahrer wohl mindestens so bedeutend: Der Xiaomi SU7 soll innerhalb von zehn Minuten mit Energie für 390 Kilometer nachgeladen werden können, heißt es beim Standard. Sollte sich dies bewahrheiten: Ein Batteriewechsel, wie es das chinesische Start-up NIO anbietet, und das Unternehmen eine immens teuren Aufbau der entsprechenden Infrastruktur abverlangt, wird angesichts solcher Zeiten immer sinnloser. Ein Wechsel an den so genannten Power Swap Stations von NIO nimmt immerhin auch rund fünf Minuten in Anspruch.
- Ein weiterer Trumpf von Xiaomi: Man hofft darauf, dass das gemeinsame Betriebssystem des Autos mit seinen Smartphones und anderen Geräten bestehende Kunden ansprechen wird
- Auch wenn zum Preis bislang nichts offiziell bekannt ist: Analysten schätzen, dass Xiaomi beim SU7 unter 200.000 Yuan bleiben will, umgerechnet weniger als 26.000 Euro
Alles senkten die Preise, auch VW
Aus europäischer Sicht klingt das wie ein Phantasiepreis. Doch tatsächlich fällt der Start von Xiaomi in eine ungünstige Zeit, die in China vor allem von einem erbitterten Preiskampf im Elektroautogeschäft bestimmt wird. So kostet ein Model 3 von Tesla laut Standard in China aktuell 245.900 Yuan, was rund 31.300 Euro entspreche. Das Model Y sei in China für 33.000 Euro zu haben. Zum Vergleich: In Deutschland wird für das Model 3 ein Preis ab 42.990 Euro aufgerufen, das Model Y schlägt mit mindestens 44.990 Euro zu buche.
Doch auch VW macht bei den Schleuderpreisen in China mit. Seit Sommer 2023 war der VW ID.3 im Reich der Mitte laut Business Insider für unglaubliche 15.230 Euro zu haben. Zum Vergleich: In Deutschland kostet der günstigste ID.3 mindestens 39.995 Euro, weit mehr als das Doppelte.
BYD verkauft Elektroauto für knapp 9000 Euro
Doch es geht noch tiefer: BYD, mittlerweile größter Automobilhersteller Chinas, hat auf dem Heimatmarkt den Preis des BYD Seagull Honor Edition – eine bereits vergünstigte Version des preiswerten BYD Seagull ist – weiter gesenkt. In China verkauft der Hersteller das Fahrzeug nun zu einem Preis von 69.800 Yuan – umgerechnet gerade einmal 8.900 Euro. In Deutschland wird das Auto, anders als zu lesen war, überhaupt nicht angeboten. Und wenn, wäre der BYD Seagull Honor Edition wohl mindestens doppelt so teuer. Das würde im Zweifel auch für den Xiaomi SU7 gelten.
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