Nicht mal die optimistischen Analysten hatten mit diesem Ergebnis gerechnet: Die Erstquartalzahlen, die das chinesische Technologie-Unternehmen Xiaomi vergangene Woche veröffentlichte, haben die Anleger mit einem rasanten Erlöswachstum und mehr als verdreifachten Gewinnen begeistert.
Den Umsatz steigerte Xiaomi im Vorjahresvergleich um 55 Prozent auf knapp 77 Milliarden Yuan (9,8 Milliarden Euro). Dabei erhöhte der Konzern den Gewinn nach Steuern von 2,15 auf 7,8 Milliarden Yuan (gut 1 Milliarde Euro). Damit wurden die prognostizierten 5,1 Milliarden Yuan, auf die sich der Analystenkonsens eingependelt hatte, weit übertroffen.
Washington lässt von Xiaomi ab
Hinzu kommen weitere gute Neuigkeiten für den Tech-Konzern: US-Gerichte haben das von der Trump-Regierung angestrengte Verfahren gegen Xiaomi nun komplett aufgehoben. Der Smartphone-Hersteller ist zusammen mit acht weiteren Unternehmen im Januar auf eine schwarze Liste des US-Handelsministeriums gesetzt worden.
Amerikanischen Investoren sollte verboten werden, Xiaomi-Aktien zu halten und zu kaufen. Der Vorwurf: Verbindungen zum chinesischen Militär. Bereits im März hatten US-Richter die Strafmaßnahmen zwar ausgesetzt, da sie ihre Rechtmäßigkeit bezweifelten; das Verfahren hatte jedoch die Performance der Aktie weiterhin belastet.
Nutznießer des Huawei-Rückzugs
Weitaus härter traf es jedoch den Konkurrenten Huawei. Der ebenfalls aus China stammende Ausrüster verlor mit der gleichen Begründung den Zugang zu amerikanischen Technologien wie etwa den Google-Diensten.
Xiaomi profitiert nun im Smartphone-Geschäft von Huaweis Problemen und hat den gebeutelten Konzern als chinesischen Branchenprimus bereits abgelöst. Auch auf den ausländischen Märkten gelang es dem Unternehmen, die von Huawei gerissenen Lücken zu füllen.
Im ersten Quartal lieferte Xiaomi insgesamt 49,4 Millionen Smartphones aus (14,1 Prozent Marktanteil). Im globalen Branchenranking erreichte der chinesische Tech-Riese damit hinter Samsung und Apple den dritten Platz.
Zwar hat sich Xiaomi außerhalb von China durch erschwingliche Smartphones einen Namen gemacht; Die Zeiten, in denen der Hersteller nur als Billig-Lösung galt, sind jedoch längst vorbei. Zuletzt punktete das Unternehmen insbesondere bei höherpreisigen Geräten – etwa mit seinem 1.200 Euro teuren Mi 11 Ultra. Xiaomis Flaggschiff weist einen ähnlichen Funktionsumfang auf wie die Premium-Smartphones der Marktführer Samsung und Apple.
Xiaomi-Aktie fair bewertet
In Reaktion auf die Neuigkeiten treiben Anleger die Xiaomi-Aktie seit vergangener Woche stark voran. Allein vergangenen Mittwoch machte das Papier im Frankfurter Handel über 5 Prozent gut und schloss bei 3,02 Euro. Trotz einer kleinen Schwäche am Freitag klettert der Kurs weiter und erreichte heute ein Hoch bei 3,08 Euro – den höchsten Wert seit dem 22. Februar. Seit nunmehr 10 Tagen hält sich der Kurs über der 100-Tage-Linie.
Anfang des Jahres war die Aktie mit 3,80 Euro in der Spitze sehr hoch bewertet und hat sich zuletzt wieder einer fairen Bewertung angenähert. Auf mich persönlich macht Xiaomi einen gefestigten Eindruck, sodass auch der derzeitige weltweite Mangel an Halbleiterchips für den Smartphone-Hersteller kein schwerwiegendes Problem darstellen dürfte. Das Unternehmen wird die Gelegenheit eher dazu nutzen, die Effizienz weiter zu steigern und den Wachstumskurs so beizubehalten.
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