Was ist das Agio?
Das Agio geht auf die Numismatik (die Münzkunde) zurück, wo es die Differenz zwischen dem Nennwert einer Münze oder Banknote und dem tatsächlichen Kurswert bezeichnet. Ein Agio, auf Deutsch häufig auch als „Aufgeld“ bezeichnet“, ist folglich der Betrag, den ein Käufer über den Nennwert eines Finanzprodukts hinaus zahlen muss. Vor allem bei Wertpapieren, wie zum Beispiel Aktien, Anleihen und Fonds, sowie Krediten spielt das Agio in der Finanzwirtschaft eine Rolle.
Dieses Aufgeld wird in der Regel in Prozent des Nennwerts eines Finanzprodukts angegeben. Es dient dazu, die Emissionskosten für dessen Ausgabe zu decken bzw. den Ertrag des Emittenten zu steigern.
Woher kommt der Begriff Agio?
Das Wort „Agio“ stammt aus der italienischen Sprache, in der es sowohl „Annehmlichkeit“ bzw. „Bequemlichkeit“ aber auch „Spielraum“ bedeuten kann. Das italienische Wort leitet sich vom Lateinischen „aggio“ ab, was „Erhöhung“ oder „Zuschlag“ bedeutet.
Das Wort Agio wurde bereits im Mittelalter verwendet, als zunehmend komplexe Handels- und Finanzpraktiken die Entwicklung neuer Begriffe für verschiedene Finanztransaktionen erforderlich machten. Im 17. und 18. Jahrhundert gewann der Begriff an Bedeutung und etablierte sich bis heute in der Finanzwelt.
Wo wird ein Agio verlangt?
Das Agio kommt in fast allen Teilbereichen der Finanzwirtschaft zum Einsatz. Sehr häufig wird ein Agio bei der Ausgabe neuer Aktien verlangt. Das bedeutet, dass der Ausgabepreis der Aktien über deren Nennwert liegt. Dieses zusätzlich eingenommene Kapital kann von der ausgebenden Aktiengesellschaft zur Stärkung der Eigenkapitalausstattung verwendet werden. Auch bei der Ausgabe von Anleihen und Fondsanteilen wird vom Emittenten ein Agio verlangt.
Ebenfalls findet sich ein Agio sehr häufig bei der Vergabe von Darlehen. In diesem Fall wird der Kredit zu einem geringeren Betrag als der Nennwert ausgezahlt. Der Kreditnehmer muss jedoch den vollen Nennwert zurückzahlen, was zu einer Verteuerung des Kredits führt.
Alternativ kann ein Agio aber auch einen Aufschlag auf den Basiszinssatz bedeuten. Die Summe aus Basiszinssatz und Aufgeld ergibt den für die Zinsberechnung maßgeblichen effektiven Jahreszins.
Zwei praktische Beispiele für ein Agio
Die Anteile eines Investmentfonds haben einen Nennwert von 100 Euro. Der Emittent des Fonds erhebt ein Agio von zwei Prozent. Das bedeutet, dass ein Käufer für einen Fondsanteil 102 Euro bezahlen muss.
Ein Hypothekendarlehen hat einen Basiszinssatz in Höhe von drei Prozent. Der Darlehensgeber verlangt ein Agio von 0,5 Prozent für den Kredit. Der effektive Jahreszins beläuft sich somit auf 3,5 Prozent.
Diese Faktoren wirken sich auf die Höhe des Agios aus
Ob für ein Wertpapier ein Agio verlangt wird und wenn ja, in welcher Höhe, hängt von einer ganzen Reihe von Einflussfaktoren ab. Zuallererst wird ein Agio stark vom Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage beeinflusst. Ein beliebtes Finanzprodukt, das nur von wenigen Emittenten angeboten wird, hat im Regelfall ein höheres Agio als ein Produkt mit einem größeren Angebot.
Gleiches gilt bei der Ausgabe von Aktien oder Anleihen durch ein Unternehmen. Sofern es sich um ein attraktives Unternehmen mit einer entsprechend hohen Nachfrage nach den ausgegebenen Wertpapieren handelt, ist ein höheres Agio möglich. Zudem hat auch das allgemeine Zinsniveau Auswirkungen auf die Höhe des Aufgeldes, besonders bei Anleihen und Krediten.
Darüber hinaus spielen die Vertriebskosten eine Rolle bei der Bestimmung eines Agios. Je höher die Marketing- und Vertriebskosten des Emittenten sind, desto höher fällt meist auch das Aufgeld zur Deckung dieser Kosten aus.
Nicht zuletzt üben auch Gesetze und Finanzmarktregularien Einfluss auf das Agio von Finanzprodukten aus. Staatliche und internationale Regulierungsbehörden können durch Vorschriften und Richtlinien direkten Einfluss auf die Höhe eines Agios nehmen. Ebenso können Staaten über ihre Steuergesetzgebung die Gestaltungsmöglichkeiten von Finanzinstituten in Sachen Agio beeinflussen.
Ist ein Agio gut oder schlecht?
Generell lässt sich sagen, dass ein Agio gut für den Emittenten eines Finanzprodukts ist und schlecht für den Käufer. Der Emittent (beispielsweise eine Bank, Fondsgesellschaft oder ein Unternehmen) verdient mit dem Agio mehr Geld bzw. erhöht den eingeworbenen Kapitalbetrag. Der Käufer eines Finanzprodukts (beispielsweise einer Aktie, Anleihe oder eines Darlehens) bezahlt durch das Agio einen Aufpreis, was seine Rendite mindert oder seinen Kredit verteuert.
Dies ist aber nur eine sehr pauschale Sichtweise, denn ein höheres Agio muss per se nicht schlecht sein. Wie zuvor erwähnt, fallen für attraktive Finanzprodukte, die nur von wenigen Anbietern angeboten werden, im Regelfall höhere Agios an. Anleger kommen beim Kauf solcher Finanzprodukte aber oftmals in den Genuss eines besseren Rendite-Risiko-Verhältnisses. Der Kauf eines Finanzprodukts mit einem höheren Aufgeld kann deshalb durchaus sinnvoll sein.
Was ist ein Disagio?
Wie der Name bereits zum Ausdruck bringt, ist das Disagio das Gegenteil eines Agios. Bei einem Disagio handelt es sich somit um einen Abschlag auf den Nennwert eines Finanzprodukts, also die Differenz zwischen dem tatsächlichen gezahlten Betrag und dem Nennwert. Wenn beispielsweise ein Kreditnehmer ein Darlehen über 100.000 Euro aufnimmt, aber davon nur 95.000 Euro zur Auszahlung kommen, beträgt das Disagio 5.000 Euro oder fünf Prozent des Nennwerts.
Durch ein Disagio verteuert sich der Verkauf eines Finanzprodukts für den Emittenten. Er nimmt dadurch weniger Geld ein als ihm „auf dem Papier“ zustehen würde. Bei Krediten sorgt ein Disagio für eine Erhöhung des effektiven Kreditzinses. Das Disagio hat zur Folge, dass der Kreditnehmer den Nennbetrag zurückzahlen muss, aber nicht in voller Höhe als Kreditbetrag zur Verfügung gestellt bekommt.
So hoch ist das Agio bei Fondsanteilen
Für Anleger spielt das Agio in der Praxis vor allem bei der Geldanlage in Investmentfonds eine Rolle. Meist wird das Agio beim Kauf von Fondsanteilen als „Aufgabeaufschlag“ bezeichnet. Dieser Ausgabeaufschlag wird vom Emittenten des Fonds festgelegt und dient sowohl zur Deckung der Kosten für die Auflage und den Vertrieb des Fonds als auch zur Erhöhung des Gewinns des Fondsanbieters. Beim Erwerb von Fondsanteilen muss der Käufer berücksichtigen, dass sich die Gesamtrendite seines Investments durch das Agio mindert.
Die Höhe des Ausgabeaufschlages richtet sich in erster Linie nach der Fondsart. Das niedrigste Agio haben in der Regel Geldmarktfonds. Es beträgt bei dieser Fondsart meist etwa ein Prozent. Mit zwei bis vier Prozent haben Anleihefonds im Normalfall ein etwas höheres Agio. Bei Aktien- und Immobilienfonds liegt der Ausgabeaufschlag mit rund fünf Prozent am höchsten.
Angesichts des starken Wettbewerbs durch Exchange-traded Funds sind die Ausgabeaufschläge von Investmentfonds in den vergangenen Jahren jedoch gesunken. Viele Fondsemittenten und Online-Broker bieten inzwischen zahlreiche Investmentfonds mit Discounts an. Das bedeutet, dass der Käufer beim Erwerb von Fondsanteilen nicht das volle Agio zahlen muss. Discounts von 50 Prozent sind heutzutage keine Seltenheit.