Das norwegische Unternehmen Nel ASA ist auf Wasserstoff-Technologien spezialisiert. Lösungen für die Erzeugung, Speicherung und Verteilung von Wasserstoff-Gas sowie die Betankung von Brennstoffzellen-Fahrzeugen bestimmen das Geschäftsportfolio. NEL ASA besteht seit fast 100 Jahren. Knowhow und Stellung in der Wasserstoff-Branche hat das Unternehmen durch Zukäufe ausgebaut.

Nel ASA201820192020
Umsatz:489 Mio. NOK569,7 Mio. NOK651,9 Mio. NOK
EBITDA:-131,6 Mio. NOK-178,1 Mio. NOK-251,5 Mio. NOK
1 Norwegische Krone (NOK) = 0,10 Euro (Mai 2021)

Nel ASA beschäftigt an die 400 Mitarbeiter, mehr als 100 weitere Mitarbeiter sollen 2021 eingestellt werden. Etwas mehr als die Hälfte der Leute arbeitet in der Tankstellen-Sparte. Den höheren Umsatz erwirtschaftet Nel Stand 2020 jedoch mit dem Bau von Elektrolyseuren.

Gewinne nicht in Sicht

Allerdings ist die Nel-Aktie ein spekulatives Investment, Nel schreibt bislang Verluste im dreistelligen Millionenbereich, gerechnet in Norwegischen Kronen. Umgerechnet lag der Verlust vor Zinsen und Steuern im Jahr 2020 bei rund 25 Millionen Euro.

Laut dem Geschäftsbericht war der wichtigste Elektrolyser-Markt für Nel im Jahr 2020 die USA. Von den Gesamteinnahmen dieses Geschäftsbereiches in Höhe von 337,5 Mio. NOK stammen 114,4 Mio. NOK von dort. Als wichtige Märkte folgen Europa ohne Norwegen (58,8 Mio. NOK) und Asien (35,4 Mio. NOK). Für Norwegen stehen in der Sparte lediglich 2,8 Mio. NOK zu Buche.

Nel ASA 2020Elektrolyseur-SparteH2-Tankgeschäft
Umsatz:337,5 Mio. NOK314,3 Mio. NOK
EBITDA:-84,2 Mio. NOK-106,9 Mio. NOK
Mitarbeiter:179200
1 Norwegische Krone (NOK) = 0,10 Euro (Mai 2021)

Während Nel im Elektrolyseur-Geschäft für das Jahr 2020 immerhin in neun Regionen Umsätze vorweisen kann, sind es im H2-Tankgeschäft lediglich vier. Die bislang wichtigsten Gebiete sind die USA (116,9 Mio. NOK) und Asien (105,7 Mio. NOK). Deutlich geringere Einnahmen wurden in Europa ohne Norwegen (65,3 Mio. NOK) und im Heimatmarkt Norwegen (9,9 Mio. NOK) realisiert.

Nel ASA Fakten und in Zahlen:

– 400 Mitarbeiter

– Werke in Norwegen, Dänemark, USA

– 3.500 Elektrolyseure sei 1927

– 80 H2-Tankstellen in 9 Ländern

Anleger und Investoren hoffen auf einen Wasserstoffboom, nur so ist die Milliarden-Dollar-Bewertung des Wasserstoff-Pioniers Nel ASA zu deuten. Das Hauptargument dafür ist vor allem die Umweltverträglichkeit. Die Elektrolyse bietet eine saubere, klimaneutrale Möglichkeit um überschüssigen Strom aus erneuerbaren Energiequellen zu speichern und flexibel einzusetzen.

Nel setzt auf zwei H2-Technologien

Nel besetzt bei seinen Elektrolyseuren gleich zwei Technologien und unterscheidet sich so von Wettbewerbern. Traditionell fertigt Nel alkaline Elektrolyseure, seit einigen Jahren auch PEM-Elektrolyseure. In beiden Fällen wird mittels Strom wässrige Lösung beziehungsweise Wasser zu Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten. Jeweils an der Kathode bildet sich das H2-Gas. Die Wirkungsgrade beider Technologien nähern schrittweise 70 Prozent.

Nel Asa-H2-Elektrolyseure

Die Alkali-Elektrolyseure sind sehr robust, wartungsarm und langlebig. Außerdem sind keine Edelmetalle als Katalysatoren notwendig. Insgesamt sind sie billiger, auch weil sie sich für große Leistungen im dreistelligen Megawatt-Bereich konzipieren lassen. Nachteil ist, dass die alkalische Elektrolyse für schwankende Strommengen ungeeignet ist, da sie träge auf Laständerungen reagiert. Für unstetige Sonnennergie oder Windenergie sind diese Anlagen deshalb weniger geeignet.

PEM-Elektrolyse für erneuerbare Energien

In Sachen flexible Lastennutzung kann die zweite Technologie von Nel punkten, die so genannte PEM-Elektrolyse. Dabei wird mit Strom gewöhnliches Trinkwasser in Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten. Um diese Reaktion zu erreichen, wird Edelmetall als Katalysator eingesetzt. Die Wasserstoff-Protonen wandern durch eine Protonen-Austausch-Membran. PEM bezeichnet diese Membran, die Proton Exchange Membrane oder auch Polymer Electrolyte Membrane genannt wird. An der Kathode bilden die Protonen gasförmigen Wasserstoff.

Sauberes H2-Gas ist bislang teuer

Das Prinzip der elektrischen Elektrolyse ist lange bekannt, war aber wirtschaftlich uninteressant. Günstigere Verfahren zur Wasserstoffgas-Herstellung haben sich industriell durchgesetzt. Erst mit der Zielsetzung, überschüssigen Ökostrom einzusetzen, erhält die grüne Technologie eine Chance. PEM-Elektrolyseure sind zuverlässig und eignen sich für schwankende Lasten. Allerdings sind die Kosten bisher hoch. Nel arbeitet wie Konkurrenten konzentriert daran, diese zu senken.

Pennystock hat sich vervielfacht

Nel wagte 2014 in Oslo den Sprung ans Börsenparkettparkett. In den vergangenen Jahren verlief der Kurschart der Nel ASA-Aktie längere Zeit unspektakulär. Das Papier des Wasserstoff-Pioniers notierte im Jahr 2018 um die 30 Euro-Cent. Ende 2019 war die Aktie für 0,80 Euro zu haben.

Nel ASA Aktie abhängig von Nikola

Doch die Nel Aktie ist aus dem Dornröschenschlaf aufgeschreckt. Seit 2020 erreichte das norwegische Papier immer neue Höhen. Auch ein Rücksetzer, ausgelöst durch Vorwürfe gegen den Lkw-Entwickler und wichtigen Kunden Nikola, wurde überwunden. Mitte des selben Jahres wurden zwei Euro erreicht.

Anfang 2021 waren es dann in der Spitze um die 3,40 Euro, bevor die Aktie wieder ein Drittel verlor und für zwei Euro zu haben war. Aufschwung gab ein Auftrag von HTEC für eine H2-Tankstelle für Nutzfahrzeuge in Kanada. Außerdem verwies Nel auf einen Auftragsbestand zum Jahresende 2020 von 980 Millionen NOK. Das entspricht etwa 98 Millionen Euro.

Nel Asa: Käufe und Beteilungen

Ein wichtiger Zukauf war für Nel der Erwerb von H2 Logic. Das dänische Unternehmen entwickelt und baut Wasserstoff-Tankstellen. So will Nel vom erwarteten Boom von Brennstoffzellen-Autos profitieren. Nel finanzierte den Erwerb 2015 im Gesamtumfang von 300 Millionen NOK zu einem Drittel in Bargeld sowie mit neuen Aktien.

Zukauf in den USA

Im Juni 2017 gab Nel den Erwerb des Elektrolyse-Spezialisten Proton Energy Systems (Proton OnSite) bekannt. Das Unternehmen setzt auf die PEM-Technologie, um Wasserstoff zu erzeugen. Ziel war, der größte H2-Elektrolyseur-Hersteller der Welt zu werden. Das amerikanische Unternehmen verschaffte Nel schlagartig eine führende Position in den USA. Für die Finanzierung gab Nel neue Aktien aus.

Meilensteine von Nel

1927Erster Elektrolyseur in Norwegen
1988Asbestfreie Alkali-Nel-Elektrolyseure
2003Wasserstoff-Tankstelle in Island
2014Börsengang an Oslo Stock Exchange
2015Übernahme H2 Logic (Tankstellen)
2017Übernahme Proton OnSite (PEM-Elektrolyse)
2020Wasserstoff-Tankstelle in Korea

Außerdem ist Nel zahlreiche Partnerschaften und Kooperationen eingegangen. So gibt es Vereinbarungen über Technologietransfer mit Mitsubishi und über Wasserstofflieferungen mit Hyundai.

H2-Tankstellen für Nikola-Trucks

Zusammen mit dem zeitweise gehypten Brennstoffzellen-Lkw-Konstrukteur Nikola aus Arizona will Nel ein Wasserstoff-Tankstellen-Netz in den USA aufbauen. Nel hat sich außerdem vor dem Börsengang von Nikola an dem Lkw-Entwickler mit fünf Millionen US-Dollar beteiligt. Der Wert des Anteils hat sich vervielfacht. Auf der anderen Seite hat Nikola im Jahr 2020 für 280 Millionen NOK Elektrolyseure für H2-Tankstellen bei Nel bestellt.

Industriepartnerschaft mit Aibel

Industrielle Projekte will Nel mit dem norwegischen Industriekonzern Aibel zusammen abwickeln. Die Partnerschaft hat das Unternehmen im Frühjahr 2021 verkündet. Aibel ist als Dienstleister im Bereich Öl, Gas und Offshore-Windgeneratoren aktiv und beschäftigt in Norwegen und Südostasien rund 4.000 Mitarbeiter.

Konkurrenz aus Großbritannien

Zahlreiche Unternehmen konkurrieren um das Geschäft rund um Wasserstoff und bieten Chancen einzusteigen. Ähnlich aufgestellt wie Nel und börsennotiert ist ITM Power. Das britische Unternehmen hat gerade erst ein neues Elektrolyseur-Gigawatt-Werk in Betrieb genommen. ITM fertigt modulare PEM-Elektrolysere und ist eine Partnerschaft mit Linde eingegangen. Außerdem baut und betreibt das Unternehmen H2-Tankstellen.

McPhy setzt auch auf H2-Tankstellen

Ähnlich aufgestellt ist McPhy aus Frankreich, dass auch über Standorte in Deutschland und Italien verfügt. Elektrolyseure in verschiedenen Leistungsgrößen sowie Wasserstofftankstellen liefert das Börsenunternehmen. Dabei setzt McPhy auf alkalische Elektrolyseure. Große Versorger und Konzerne wie EDF und ENGIE sind mit an Bord.

Siemens, Toshiba und Thyssenkrupp

Weiterhin rüsten sich große Player wie Siemens Energy, Thyssenkrupp und Toshiba ebenfalls für eine Wasserstoffzukunft. Und schließlich setzt auch der etablierte Dieselmotorhersteller Cummins auf Wasserstoff. Das US-Unternehmen hat dafür Hydrogenics erworben. Der Industriegas-Spezialist Air Liquide unterstützt die Entwicklung als Gesellschafter und Kunde.

Plug Power und Ballard Power

Andere Unternehmen sind teilweise Konkurrenten. Dazu zählt der börsennotierte Brennstoffzellenhersteller Plug Power. Das US-Unternehmen erwirtschaftet mittlerweile mehr als 200 Millionen Euro Jahresumsatz. Etwa die Hälfte des Umsatzes kann Ballard Power aus Kanada in den Ring werfen. Mehr als 500 Mitarbeiter fertigen für das Unternehmen ebenfalls Brennstoffzellen.

Setzen sich Brennstoffzellen-Pkw durch?

Unbekannt ist bislang, in welchem Umfang sich Autos mit Wasserstoff-Brennstoffzellen durchsetzen werden. Das ist insbesondere für das H2-Tankstellengeschäft relevant, auf das unter anderem Nel ASA und ITM Power setzen. Hierbei gibt es unterschiedliche Signale.

Hyundai aus Korea und Toyota aus Japan arbeiten beispielsweise mit Nachdruck an Wasserstoff-Autos. Allerdings sind die Fahrzeuge vergleichsweise teuer und komplex. Europäische Autohersteller wenden sich Medienberichten dagegen von Plänen für Wasserstoff-Pkw ab. Genannt werden VW und Mercedes. Allenfalls Brennstoffzellen-Nutzfahrzeuge scheinen in größeren Stückzahlen denkbar.

Wasserstoff-Technologien konkurrieren

Es ist eine spannende Zeit, um als Anleger für einen möglichen Boom Wasserstoff-Aktien auszuwählen. Wie groß er wird, ist unklar. Und es muss sich zeigen, welche Elektrolyse-Technik, ob PEM, Alkali oder Festoxid, sich weithin durchsetzt und welche Unternehmen in welchem Umfang profitieren. Vielleicht landet eines ja irgendwann im Dow Jones Index. Das alles hängt zum großen Teil von den richtigen Partnern und Geldgebern im Hintergrund ab.

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