Definition: Was ist ein Kurs-Gewinn-Verhältnis?

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis, abgekürzt KGV, zählt zu den Kenngrößen, die zur Beurteilung einer Aktie herangezogen werden. Kurz gesagt sagt es aus, wie viele Jahre das jeweilige Unternehmen wirtschaften muss, um den aktuellen Kurs der Aktie zu erwirtschaften. Es ist also eine Kennziffer, die den gegenwärtigen Preis eines Anteilsscheins zur momentanen Ertragskraft der ausgebenden Firma je ausgegebenem Wertpapier wiedergibt. Dazu ein Beispiel:

Eine Aktie wird an der Börse mit 100,- Euro je Stück gehandelt. Die Firma hat einen Jahresgewinn von 1.000.000,- Euro gemacht und 150.000 Papiere ausgegeben. Je Anteilsschein wurden also rund 6,66 Euro erwirtschaftet. Teilt man nun den Kurs durch diesen Betrag, erhält man ein KGV von 15. Die aufgelöste Formel dazu lautet:

KGV = Börsenkurs * Anzahl ausgegebener Aktien / Gewinn der Firma

Zur Bewertung eines Papiers wird zusätzlich das Kurs-Gewinn-Verhältnis des erwarteten Gewinns berechnet. Dies ist allerdings ein Blick in eine ungewisse Zukunft. Die tatsächlichen Werte können und werden davon abweichen. Dennoch ist das KGV eines der meistgebrauchten Kennziffern für die Bewertung von Aktien.

Wie hoch ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis in der Regel?

Die Bewertung von Aktien anhand des Kurs-Gewinn-Verhältnis ist immer relativ zur Marktlage und zur Branche zu sehen. In Hochphasen wird bei Werten des DAX (Deutscher-Aktien-Index) ein KGV von über 20 noch als günstig angesehen, in Krisenzeiten einer von unter 10 als überteuert. Dazu kommt, dass junge Unternehmen entweder ein sehr hohes KGV aufweisen oder dass dieses wegen mangelndem Gewinn nicht berechnet werden kann. Solide Werte weisen selten ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von über 30 auf und ebenso selten eines unter 10. Papiere junger Unternehmen in Boombranchen können dagegen durchaus auch KGVs von 50 bis 100 oder sogar mehr haben.

Wie wird das Kurs-Gewinn-Verhältnis zur Bewertung von Aktien genutzt?

Trotz der einfachen Formel gibt es einige Besonderheiten, die bei der Betrachtung des Kurs-Gewinn-Verhältnisses beachtet werden sollten. Zum einen ist das KGV immer eine Momentaufnahme, die keine Aussage über die zukünftige Entwicklung macht. Es dient genau genommen lediglich zum Vergleich ähnlicher Werte untereinander. Auch dazu ein Beispiel:

Ein Anleger möchte Aktien aus dem Bereich der Automobilindustrie erwerben. Er vergleicht dazu die Werte einiger bekannter Marken. Die Anteilscheine der einen Firma haben ein KGV von 8,7, die der zweiten eines von 10,9 und die der dritten brillieren mit 6,2. Der Anleger kann nun folgende Aussagen machen:
• Alle Firmen haben in dem betrachteten Zeitraum Gewinne gemacht
• Die zuletzt betrachtete Gesellschaft hat im Verhältnis zum Ertrag den günstigsten Aktienkurs
• Der Preis eines jeden Papiers ist im Verhältnis zur normalen Marktlage angemessen

Ist das KGV ein sicherer Indikator?

Die Frage, ob das Kurs-Gewinn-Verhältnis ein zuverlässiges Merkmal ist, ist eindeutig zu verneinen. Es ist lediglich eine weitere Kenngröße, die bei der Anlageentscheidung hilft. Anders, als viele denken, sagt er nichts über die kommende Wertentwicklung des Papiers aus. Selbst ein sehr günstiges KGV kann über die wirtschaftlichen Schwierigkeiten eines Unternehmens hinwegtäuschen. Es ist sogar denkbar, dass niedrige Werte darauf hinweisen, dass die Anleger der Firma in Zukunft keine Gewinne mehr zutrauen und sich darum aus der Anlage zurückziehen. Hinter einem hohen Kurs-Gewinn-Verhältnis steht dagegen die Hoffnung, dass das Unternehmen demnächst gute Gewinne machen wird, die den momentanen Kurs rechtfertigen.

Gibt es ein negatives KGV?

Wenn die Gesellschaft derzeit keine Gewinne macht, dann müsste zur Bestimmung des Kurs-Gewinn-Verhältnisses durch null geteilt werden, was nicht definiert ist. Für die Berechnung des KGV werden also mögliche Verluste nicht mit dem Gewinn verrechnet. Ist dies der Fall, also ist der Gewinn kleiner oder gleich null, wird das KGV nicht angegeben.

Für Anleger ist der Fall von Interesse, in dem ein Papier zu einem relativ hohen Preis gehandelt wird und kein ausgewiesenes Kurs-Gewinn-Verhältnis aufweist. Das ist ein Indiz dafür, dass zahlreiche Marktteilnehmer darauf hoffen, dass sich das in Zukunft ändern wird und die betreffende Gesellschaft Gewinne machen wird.

Fazit

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis ist eine Kennzahl, die bei der Bewertung von Wertpapieren von hoher Bedeutung ist. Sie dient in erster Linie zum Vergleich von Papieren der gleichen Branche.

Extrem hohe oder fehlende Werte weisen darauf hin, dass die betrachtete Firma derzeit trotz fehlender bzw. ausbleibender Gewinne gefragt ist. Eine breite Masse hofft darauf, dass der hohe Kurs in kommenden Zeiten durch entsprechende Gewinne gerechtfertigt wird.

Ist das KGV im Verhältnis zu anderen Werten der gleichen Branche niedrig, dann ist der Wert womöglich unterbewertet und ein Schnäppchen. Die andere Möglichkeit ist die, dass die Mehrheit der Anleger das Vertrauen in die weitere Entwicklung der Firma verloren hat.

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