Wirecard und die Dax-Fonds und ETFs: das müssen Sie wissen!

Lieber Leser,

zu Wirecard ist scheinbar alles gesagt. Am Freitag gewann der Titel mal wieder 4 % dazu. Wir könnten zur Tagesordnung übergehen, wenn es nicht ein wesentliches Problem geben würde – die gesamte Architektur unserer Finanzmärkte. Die Aufsichtsbehörden, die Politik und auch der Börsenplatz-Betreiber selbst sind gefragt. Ihre Regeln scheinen nicht zu stimmen.

Wenn Sie einen Fonds haben, der den Dax abbildet – entweder aktiv gemanagt oder als ETF, der den Dax 1:1 im Portfolio hat – verfügen Sie auch über eine Position mit der Aktie von Wirecard. Das Unternehmen ist insolvent – Sie wären investiert. Sie müssten demnach, wollten Sie die Position aufgeben, den gesamten Fonds oder den ETF aufgeben. Das ist noch längst nicht alles:

Wenn Sie wie viele Investoren ein Zertifikat auf den Dax haben, als einfaches 1:1-Zertifikat, als Hebel oder als Absicherung (Short), sind Sie ebenfalls in Wirecard engagiert.

Was machen die Versicherungen?

Stellen Sie sich vor, dass vielleicht auch eine große Versicherungsgesellschaft, die etwa 5 % in Aktien investiert (aus Lebensversicherungen), in einen Dax-ETF gegangen ist. Auch dann wären Sie über die eigene Lebensversicherung in ein insolventes Unternehmen eingebunden. Ich bin mir sicher, dass genau dies für Millionen von Menschen der Fall ist, die gar nicht wissen, was mit ihren scheinbaren Spar-Milliarden so geschieht.

Kurz und gut: Die Politik müsste hier dem Markt mal die Regeln zeigen. Grundsätzlich halte ich von den Leistungen des Staates recht wenig, wie Sie schon oft gesehen haben. Hier aber müsste die Deutsche Börse AG den Dax und dessen Zusammenstellung hinterfragen. Das wird – so der Stand der Dinge – turnusgemäß erst im September geschehen. Die Deutsche Börse AG hat inzwischen mit dem Dax allerdings ein Referenz-Objekt geschaffen, das höchste Bedeutung für die gesamte Altersvorsorge hat (siehe etwa die Lebensversicherungen, aber auch Renten- und sogar Krankenversicherungen, die Geld investieren müssen).

Dass ein bereits insolventes Unternehmen den deutschen Aktienmarkt und dessen Hauptabbildung beeinflusst, dürfte angesichts dieser gesellschaftlichen Dimension nicht der Fall sein. Zumindest aber müsste der Staat warnen lassen – wie er es bei zahlreichen Kommentaren im Internet ja machen lässt. „Der Dax ist eine Konstruktion des deutschen Aktienmarktes inklusive insolventer Unternehmen“. Würden Sie dann noch investieren?

Wenn Sie einen Dax-ETF oder einen aktiv gemanagten Fonds inklusive der Dax-Unternehmen haben, sollten Sie wissen, dass Sie in Wirecard investieren. Der Anteil ist vergleichsweise bescheiden – immerhin. Wenn aber gezockt wird und Wirecard wieder aufwärts schießt, dann ist Ihr Fonds/ETF dabei. Spätestens dann sollten Sie die Risiken einer solchen Anlage beachten.

Mein Vorschlag: Konzentrieren Sie sich wo möglich auf solide Einzel-Unternehmen und nicht auf Sammelkonstruktionen, in denen teilweise fragwürdige Unternehmen auftauchen. Denn auch die Telekom ist noch Mitglied im Dax.

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