Bei Wirecard ist in der zurückliegenden Woche etwas Ungewohntes passiert – es ist nichts passiert. Das betrifft nicht nur die Nachrichtenlage, sondern auch den Aktienverlauf: Bei 116,30 Euro bildete die Aktie des Zahlungsdienstleisters am vergangenen Montag das Tagesteif aus, bei 116,15 Euro markierte Wirecard an diesem Montag des Tageshöchstkurs. Die optimistischen Anleger und die kritischen Aktionäre halten sich derzeit offenbar die Waage. Die Analysten sind sich da weitaus einiger in ihrem Optimismus.
Nur zwei empfehlen den Verkauf
Zwar gibt es auch vorsichtige Institute wie die Schweizer Großbank UBS, die Wirecard in der Vorwoche auf „Neutral“ mit einem Kursziel von 151 Euro belassen hat, weil sich „die Anlegerstimmung für die Aktie des Zahlungsabwicklers in den vergangenen Monaten stetig verschlechtert“ habe. Die US-Bank Citigroup hält sogar weiter an ihrer Verkaufsempfehlung mit einem Kursziel von 100 Euro fest, ebenso die US-Investmentbank Bank of America (BofA) bei einem Ziel von 120 Euro. Beide Einschätzungen allerdings stammen noch aus der Zeit vor dem 15. Oktober, bezüglich der aktuellen Vorwürfe gegen Wirecard durch die Financial Times haben sich beide Banken noch nicht zu Wort gemeldet. Doch trotz der im Raum stehenden Bilanztricksereien, die das Unternehmen durch eine Sonderprüfung ausräumen will: Der überwiegende Teil der Analysten ist frohen Mutes bei Wirecard.
Durchschnittliches Kursziel bei 184,68 Euro
Das zeigt sich allein dadurch, dass von aktuell 20 institutionellen Analysten neben Citigroup und BofA keiner zum Verkauf der Wirecrad-Aktie rät. Vier empfehlen, die Papiere zu halten. Die große Mehrheit von 14 Experten empfiehlt hingegen weiter zum Kauf. Am mutigsten sind nach wie vor die Privatbankiers Hauck & Aufhäuser, die der Aktie einen Kurs von 270 Euro zutrauen. Das durchschnittliche Wirecard-Kursziel aus allen 20 Analysen liegt bei 184,68 Euro und damit ebenfalls weit über dem aktuellen Stand. Alle Skeptiker eingerechnet, liegt das Kurspotenzial damit aktuell bei mehr als 60 Prozent.
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