Charttechnisch ist nicht allzu viel passiert in der vergangenen Woche mit der Aktie von Wirecard: Nach einem Ausbruch nach oben am Freitag und Montag auf bis zu 135 Euro ging es ab Dienstag wieder zurück auf Anfang. Um 120 Euro pendelten die Papiere zuvor bereits tagelang – und tun es nun offensichtlich wieder. Doch die neuerlichen Vorwürfe, die wieder zunächst durch die Financial Times erhoben wurden, haben es durchaus in sich. Zumal die Behauptung, Wirecard habe in Singapur Polizeiarbeit behindert, nun von einem renommierten deutschen Blatt gestützt wird.
229 Kisten mit Unterlagen beschlagnahmt?
So berichtet etwa die Wochenzeitung Die Zeit, dass in Singapur gegen mehrere Wirecard-Mitarbeiter wegen Betrug, Fälschung von Verträgen, Geldwäsche und der Buchung fiktiver Umsätze ermittelt werde. Die entsprechenden Unterlagen der Staatsanwaltschaft lägen der Zeit-Redaktion vor. Zwar versicherte das Wirecard-Management, dass man „vollumfänglich“ mit den Behörden kooperiere. Danach sieht es anscheinend nicht aus. Zweimal sind laut Informationen der Zeit im Februar die Geschäftsräume von Wirecard und einmal ein Lager nach Dokumenten durchsucht worden. Doch die Mitarbeiter hätten „nach Darstellung der Staatsanwälte nicht besonders kooperiert“, heißt es. Bei den Einsätzen wurden demnach E-Mail-Archive und 229 Kisten mit Unterlagen beschlagnahmt. Wirecard selbst hatte bislang stets lediglich von „Besuchen durch die Polizei“ gesprochen.
FAZ: „Wirecard muss liefern“
Der Zahlungsdienstleister strapaziere die Geduld der Anleger, kommentiert Markus Frühauf die Vorgänge aktuell auf der Onlineseite der Frankfurter Allgemeinen. Der Untersuchungsbericht einer Wirtschaftskanzlei zu den möglichen Bilanzmanipulationen in Singapur lasse weiter auf sich warten. „Da hilft es wenig, wenn Vorstandschef Markus Braun gebetsmühlenartig wiederholt, an den Vorwürfen sei nichts dran und der Bericht werde das bestätigen“, so Frühauf. Wirecard müsse eine wichtige Lehre aus der Vertrauenskrise ziehen: „Die Kommunikation mit der Öffentlichkeit muss endlich dem entsprechen, was von einem Dax-Wert erwartet werden kann“, heißt es in dem FAZ-Kommentar. Mit anderen Worten: Will das Unternehmen seine Anleger ernsthaft beruhigen, muss Wirecard liefern. Und das möglichst bald.
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