Bis zum frühen Nachmittag sah es so aus, als ob die Wirecard-Aktie sich nachhaltig von den beiden Schocks der Vorwoche erholen würde. Nach den heftigen Vorwürfen durch die Financial Times am Mittwoch und Freitag und dem jeweils nachfolgenden Absturz an der Börse, hatte das Management von Wirecard in einer Erklärung und einer anschließenden Telefonkonferenz am Montag versucht, das Vertrauen der Anleger zu gewinnen. Angesichts des anhaltenden Zickzack-Kurses der Papiere ist das offenbar nur bei manchen gelungen. Zumindest vorerst.
„Widersprechen der Berichterstattung ausdrücklich“
Nach Angaben der Süddeutschen Zeitung steckte „noch nie ein Dax-Unternehmen in solchen Börsenturbulenzen“ wie der DAX-Neuling Wirecard. Bei Einbrüchen um einmal 20 Prozent und einmal um mehr als 30 Prozent mussten die Verantwortlichen handeln – und das taten sie. „Wir widersprechen der Berichterstattung ausdrücklich“, hieß es zunächst in einer Mitteilung. Vorstandschef Markus Braun erläuterte laut SZ in der anschließenden Telefonkonferenz mit Analysten, eine interne und eine unabhängige Untersuchung hätten „keine schlüssigen Erkenntnisse“ für ein strafbares Verhalten von Führungskräften oder Mitarbeitern ergeben. Die Prüfung stehe kurz vor dem Abschluss, er erwarte, dass nichts Belastbares dabei herauskomme. Zur Untermauerung dieses Standpunkts veröffentlichte Wirecard auf der Firmenseite ein aktuelles Schreiben der mit der Untersuchung beauftragen Rechtsanwälte, die Brauns Einschätzung stützen.
Hinweisgeber blieb anonym
Ein Mitarbeiter meldete laut Wirecard der Compliance des Unternehmens im Vorjahr mögliche Rechtsverstöße eines Mitarbeiters in der Rechnungslegung in den Jahren 2015 bis 2018. Eine interne Untersuchung habe dann zu Nachweisen geführt, „dass die Vorwürfe unbegründet waren. Darüber hinaus gab es Hinweise darauf, dass die Vorwürfe auch mit persönlichen Feindseligkeiten zwischen den beteiligten Mitarbeitern zusammenhängen könnten“, so die Stellungnahme. Ob der betreffende Mitarbeiter, der den anderen anschwärzte, noch im Haus sei, konnte Braun laut SZ im Telefoncall nicht beantworten: Wer sich bei der Compliance-Abteilung von Wirecard melde, werde absolute Anonymität zugesichert. Er selbst wisse gar nicht, wer es war, deshalb könne er die Frage nicht beantworten, so Braun.
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