An keiner deutschen Aktie scheiden sich seit Jahren mehr Geister als an Wirecard. Der 1999 gegründete Zahlungsdienstleister wurde im Herbst 2018 geadelt, will heißen: in den Dax aufgenommen. Wer seit der Erstnotierung dabei war, konnte rund 30% Rendite einfahren. Jahr für Jahr wohlgemerkt. Doch seit Beginn des Jahres scheint die Wachstumsstory immer mehr Risse zu bekommen. Finanzjournalisten, allen voran aus dem Hause Financial Times, bezweifeln die Sauberkeit der Wirecard-Bilanz. Die dort erschienene, angebliche Enthüllungsstudie ließ die Wirecard-Aktie binnen eines Vormittags um rund ein Drittel einbrechen.
Nicht zum ersten Mal steht dabei die Verbuchung von Einnahmen und Ausgaben in der Schusslinie. Zu vorletzt im Frühjahr 2016 von einer selbsternannten Research-Boutique namens Zatarra. Auch hier knickte die Wirecard-Aktie kurzfristig ein, erholte sich aber rasch wieder.
Diesmal sollten Anleger vorsichtiger sein. Bilanzmanipulationen wären die Höchststrafe, könnte sie nachgewiesen werden.
Wirecards Bilanz ist für die meisten Analysten eine Blackbox. Das liegt am Geschäftsmodell. Die Firma nimmt als Finanzdienstleister die Zwischenstellung zwischen Kreditkartenfirma und Händler ein, bekommt dafür wie ein Zwischenhändler Marge. Die ist zwar sehr klein, aber das Volumen der abgewickelten Zahlungen ist sehr gross. Gleichzeitig fallen die Zahlungsströme zeitlich versetzt und unregelmässig an und zwar in den unterschiedlichsten Ländern und unter den verschiedensten rechtlicher Vorgaben. Dadurch ist es für Aussenstehende fast unmöglich, die Qualität und Struktur der einzelnen geldwerten Forderungen zu beurteilen. Das dürfte selbst für die Buchprüfer schwierig sein. Viele der Forderungen und Verpflichtungen von Wirecard haben durchlaufenden Charakter und könnten nach Gutdünken verschoben werden, so offenbar die Befürchtungen der Kritiker. Zahlungen können ausfallen. Dieses Risiko trägt Wirecard. Jedoch ist die Ausfallrate kleiner als die Gewinnmarge.
Es dürfte unwahrscheinlich sein, dass die nun bereits seit fast zwei Jahrzehnten existierende Firma ein groß aufgelegtes Betrugssystem aufgebaut hat. Mit Blackrock und der Citigroup halten zwei weltberühmte Ankeraktionäre dem Unternehmen (noch) die Treue. Sollte der verantwortliche FT-Journalist vor der Veröffentlichung seines Artikels herumgequatscht haben, hätte er sich ausserdem selbst desavouiert und eines Insiderdeliktes schuldig gemacht, weil von der Panik Leerverkäufer profitieren konnten. Allerdings legt Wirecard schon seit Längerem das Augenmerk hauptsächlich auf sein EBITDA-Wachstum: 2012 waren es 109,3 Millionen Euro, 2015 227,3 Millionen Euro und für 2019 sind 740 bis 800 Millionen Euro projiziert. Diese Kennzahl sagt wenig über den Reingewinn unterm Strich aus. Der Aktienkurs ist diesem schon kräftig davongelaufen. Wirecard hat gerade in den letzten Jahren einige sehr teure Übernahmen, zum Teil in Schwellenländern, getätigt, deren Werthaltigkeit mit Fragezeichen zu versehen ist.
Seit 2010 sinkt die Eigenkapitalquote mit Ausnahme von 2014. Die Kennzahl liegt zwar immer noch im grünen Bereich, ein heftiger Goodwill-Abschreiber könnte das aber schnell ändern. Bei einem Kurs/Gewinn-Verhältnis, das schon mal des Öfteren über der 50er-Marke liegt, und einem Kurs/Buchwert-Verhältnis, das häufig mit der 10er-Marke flirtet, sollte jeder Anleger wissen, dass auch ein Techtelmechtel mit Wirecard gewaltige Risiken hat. So exponentiell wie in den letzten Jahren dürfte es auf jeden Fall nicht weitergehen.
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