Wirecard: Alles völlig egal!

Was für eine Woche für Wirecard: Der Bezahldienstleister verkündete am Montag, dass man den führenden Video-on-Demand-Service der Türkei als Kunden für internationale Payment-Services gewonnen habe. Am Mittwoch meldete man eine Kooperation mit einem indischen Staatsunternehmen, am Freitag dann eine Reihe neuer Kunden im skandinavischen Einzelhandel. Der wesentliche Faktor allerdings: Die Aktie legte im Wochenverlauf mehr als zwölf Prozent zu. Die ebenfalls erfolgten Störfeuer in dieser Woche waren den Anlegern hingegen offenbar völlig egal.

Wiederholung von Vorwürfen

So veröffentlichte die Financial Times am Dienstag mal wieder einen Artikel, der mit Wirecard hart ins Gericht ging: Demnach soll die Hälfte des Umsatzes der Geschäftsjahre 2016 und 2017 sowie fast der gesamte Gewinn von Wirecard auf lediglich drei dubiose Partnerunternehmen zurückzuführen sein, hieß es. Dies belegten interne Dokumente, die man nun öffentlich mache. Im Gegensatz zu früheren Fällen reagierte das Unternehmen auf die Angriffe nicht. Kein Wunder: Es war im Prinzip lediglich die Wiederholung von Vorwürfen aus dem April. Damals sah sich Wirecard noch dazu angehalten, von „vielen falschen und irreführenden Aussagen“ zu sprechen. An dieser Sichtweise wird sich nichts geändert haben.

Wirecard „nicht DAX-fähig“

Doch auch von anderer Seite gab es in dieser Woche Kritik am Fintech-Unternehmen, das im September 2018 die Commerzbank im Leitindex DAX abgelöst hatte. Die renommierte Aktionärsschützerin Daniela Bergdolt hält Wirecard für „ein DAX-Unternehmen, das nicht DAX-fähig ist“, wie sie im Interview mit Euro am Sonntag sagte. Ihre Begründung: Weil es nicht die Struktur eines DAX-Unternehmens habe – „nicht in der Compliance, nicht bei Corporate Governance, nicht bei internen Kontrollsystemen.“ Sie glaube, dass Wirecard in Singapur gepatzt habe und da „noch mehr hochkommt“. Befürchtungen, die man an den Börsen offenbar nicht teilt. Wirecard ging am Freitag bei 155 Euro aus dem Handel. So hoch stand die Aktie seit dem 30. Januar nicht mehr – dem Tag, als die Financial Times ihren ersten Angriff startete.

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