Die Aktie von Wirecard ist seit der Vorlage des Sonderprüfungsberichts durch KPMG in der Vorwoche massiv unter Druck. Zwar fühlt sich der Zahlungsdienstleister selbst vom Vorwurf der Bilanzmanipulationen durch die Überprüfung entlastet, diese Meinung hat das Unternehmen jedoch ziemlich exklusiv. Viele, durchaus entscheidende Fragen bleiben ungeklärt. Bedeutende Akteure am Markt fordern bereits offen die Ablösung des Wirecard-Chefs; Analysten ändern ihre Einschätzung zur Aktie. Einer tut sich dabei allerdings mit einer eigenwilligen Sicht auf die Dinge hervor.
Kurspotenzial von 240 Prozent?
So hat die britische Investmentbank Barclays am Mittwoch die Aktie von Wirecard zwar von „Overweight“ auf „Equal Weight“ herabgestuft. Da der Bilanz-Sonderprüfungsbericht von KPMG „nicht alle kritisierten Punkte offenlegen konnte“, falle dieser Stützungsfaktor für sein bisher positives Anlagevotum weg, schrieb Analyst James Goodman laut Medienberichten in seiner Studie. Zudem habe der Bericht „einen weiteren Vertrauensverlust der Anleger zur Folge gehabt“. Die kuriose Konsequenz: Analyst Goodman beließ trotz dieser deutlichen Kritik das Kursziel für die Wirecard-Aktie unverändert bei 200 Euro. Meint er das ernst? Zur Erinnerung: Nach einem weiteren Abschlag von mehr als fünf Prozent notierten die Papiere am Mittwoch zum Xetra-Handelsschluss bei gerade noch 82,26 Euro. Barclays unterstellt somit ein Kurspotenzial von 240 Prozent.
Deka fordert Rücktritt des Wirecard-Chefs
An eine solche Performance glaubt man bei Deka Invest eher nicht: Die Fondgesellschaft forderte den Wirecard-Aufsichtsratsvorsitzenden Thomas Eichelmann jetzt nicht nur dazu auf, schnell zu handeln und der Krise ein Ende zu bereiten, um wieder mehr Vertrauen in das Dax-Unternehmen zurückzugewinnen. Es geht um mehr: „Wir fordern den Rücktritt von Markus Braun“, sagte Ingo Speich, Leiter Nachhaltigkeit und Corporate Governance bei der Deka, gegenüber der Wirtschaftswoche. Dies habe man dem Wirecard-Aufsichtsratsvorsitzenden im Laufe dieser Woche mitgeteilt. Die Meinung hat durchaus Gewicht: Die Deka gehört zu den Großinvestoren von Wirecard.
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