Das Gute am handelsfreien Wochenende ist aus Sicht von Wirecard-Aktionären, dass sie nicht ständig befürchten müssen, dass Ihre Aktien mal wieder binnen Minuten 20 Prozent oder mehr an Wert verlieren. Am Freitag ist das in der zurückliegenden Woche schon zum zweiten Mal passiert. Erneute schwere Vorwürfe von der Financial Times schickten die Aktie – genau wie bereits am Mittwoch – auf Talfahrt, Wirecard reagierte ebenso prompt erneut mit einem deutlichen Dementi. Was nun stimmt, ist völlig offen – doch Wirecard als Unternehmen plötzlich einige Milliarden weniger wert.
Beweise in Singapur?
Dafür reichten zwei bislang ungeprüfte Nachrichten eines, zugegeben, wichtigen internationalen Finanzblatts, um der Aktie von Wirecard einen Wochenverlust von gut 30 Prozent zuzufügen. Wirecard sei intern unsauberen Geschäftspraktiken nachgegangen, glaubt man in England zu wissen. Demnach habe eine von Wirecerad selbst beauftragte Anwaltskanzlei bei Nachforschungen in Singapur Beweise gefunden haben, die auf „ernsthafte Straftaten im Zusammenhang mit der Fälschung von Konten“ hindeuten würden, so die Financial Times.
„Irreführende und diffamierende Medienberichterstattung“
Die öffentliche Reaktion von Iris Stöckl, Vice President Investor Relations & Corporate Communications bei Wirecard, und der damit verbundene direkte Angriff auf den Journalisten am Freitagnachmittag, konnten den Kurssturz kaum bremsen. „Es handelt sich um eine weitere ungenaue, irreführende und diffamierende Medienberichterstattung von Dan McCrum (FT)“, schrieb Stöckl. Rajah & Tann Singapore LLP sei einer der vielen Rechtsberater von Wirecard und führe regelmäßig Compliance- und Governance-Beratungsarbeiten für Wirecard durch, so Stöckl. Doch es sei „unwahr, dass Rajah & Tann Singapore LLP jemals Feststellungen über ein wesentliches Fehlverhalten eines Wirecard-Mitarbeiters in Fragen der Rechnungslegung getroffen hat. Dem Top-Management von Wirecard wurde am 8. Mai 2018 keine Präsentation zu der angeblichen Angelegenheit vorgelegt“, schreibt sie.
Bafin ermittelt wegen möglicher Marktmanipulation
Von anderer Seite bekommt Wirecard Unterstützung: Schon nach den Angriffen vom Mittwoch meldeten etwa die Analysten von Hauck & Aufhäuser Zweifel an den gemachten Vorwürfen an („höchst unwahrscheinlich“), Expertin Heike Pauls von den Commerzbank sprach in einem Kommentar von „weiteren Fake News“ eines Journalisten, der den Konzern quasi in Serie angreife. Auch die Finanzaufsicht Bafin hatte sich eingeschaltet, will untersuchen, ob es sich bei dem Bericht um eine mögliche Marktmanipulation gehandelt haben könnte, so eine Bafin-Sprecherin. Der Ausgang ist ungewiss. Tatsache allerdings ist, dass die Anleger von DAX-Neuling Wirecard extrem sensibel auf vermeintlich schlechte Nachrichten reagieren: Die Wirecard-Aktie startete die Woche noch bei 166 Euro, zum Börsenschluss am Freitag standen die Papiere bei 116,00 Euro.
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