Wie geht man am besten mit konträren Meinungen um?

Wenn Sie als Anleger herausgefunden haben, welche Anlage- und Tradingstrategien am besten zu Ihnen passen, haben Sie bereits einen wichtigen Schritt auf dem Weg zur finanziellen Freiheit und Unabhängigkeit zurückgelegt. Er mag sich im ersten Moment klein und unscheinbar anfühlen, ist aber ausgesprochen wichtig.

Stehen bleiben sollten Sie an diesem Punkt jedoch nicht, denn egal, ob langfristiger Investor oder kurzfristig agierender Trader im einen wie im anderen Fall basiert der Erfolg Ihrer Anlagestrategie auf Ihrer Fähigkeit zum selbständigen Denken und zum eigenverantwortlichen Handeln.

Oder anders formuliert: Es kommt darauf an, dass Sie sich mit der Zeit von einem Unterlasser zu einem Unternehmer entwickeln. Diese Forderung klingt im ersten Moment banal und selbstverständlich. Sie ist es aber nicht. Im Gegenteil: Es reicht nicht, eine gegebene Situation sorgfältig zu analysieren. Man muss anschließend auch ins Handeln kommen und dieses setzt voraus, dass man seine eigenen Ängste und Sorgen im Griff hat.

Das wird gerade an der Börse sehr schnell deutlich, denn hier kommt ein Geschäft ja immer nur dann zustande, wenn es auf der anderen Seite jemanden gibt, der bezüglich einer Aktie oder eines Rohstoffs exakt die gegenteilige Position einnimmt. Wenn Sie eine Aktie kaufen wollen, weil Sie das Unternehmen gut finden und die Aktie für günstig bewertet halten, benötigen sie auf der Gegenseite einen Verkäufer, der die Firma nicht mehr so positiv einschätzt und den aktuellen Preis für einen guten Verkaufspreis hält.

Wie belastend sind unterschiedliche Meinungen für Sie?

Nur wenn Sie diesen Anleger finden, kann aus Ihrer Kaufabsicht auch ein realer Kauf werden. Finden Sie hingegen nur Gleichgesinnte, die die Aktie ebenfalls kaufen wollen, kommt das Geschäft nie zustande, weil niemand bereit ist, Ihnen seinen Anteil an diesem Unternehmen zu verkaufen.

Dass der Ihnen beim Kauf oder Verkauf gegenüberstehende Anleger so freundlich ist, seine völlig entgegengesetzte Meinung zu diesem Unternehmen zu verschweigen, sollten Sie besser nicht annehmen. Zwar findet der Börsenhandel heute automatisiert und damit anonymisiert statt, sodass Sie denjenigen, von dem Sie eine Aktie kaufen, nicht persönlich sehen und sprechen. Doch es gibt über Internetforen, Börsenbriefe und Nachrichtensendungen viele Wege, auf denen seine Meinung an Ihr Ohr gelangen kann.

Je intensiver Sie mit den entgegengesetzten Meinungen und Ansichten in Berührung kommen, umso leichter brennt sich eine Frage in unser Gehirn: Was ist, wenn die anderen Investoren recht haben und ich mit meiner Meinung falsch liege? Das fatale an dieser Frage ist, sie ist immer berechtigt, denn keiner von uns ist allwissend und kann die Zukunft vorhersehen.

Noch fataler ist allerdings die Wirkung, die diese Frage zwangsläufig auf uns haben muss: Sie verunsichert und die Verunsicherung steigt, je häufiger wir auf Ansichten treffen, die den unseren entgegengesetzt sind und je intensiver wir uns mit ihnen beschäftigen.

Eine Gratwanderung zwischen Ignoranz und Verzagtheit

Hier beginnt ein Kreislauf, dem man sich nur bis zu einem gewissen Punkt aussetzen sollte. Natürlich ist es auch an der Börse wichtig und äußerst sinnvoll, sich mit den entgegengesetzten Meinungen auseinanderzusetzen, denn sie helfen, die eigenen Ansichten auf mögliche Fehler und Missverständnisse zu überprüfen.

Die Beschäftigung mit den fremden Meinungen sollte aber nicht so weit gehen, dass die Angst, einen Fehler zu machen, so groß wird, dass sie uns vollständig lähmt und handlungsunfähig macht. Wo dieser Punkt liegt, muss jeder Anleger für sich selbst feststellen.

Dabei gilt es die fremden Ansichten so weit an sich herankommen zu lassen, dass man sich gewissenhaft mit ihnen auseinandersetzen kann, ohne selbst zu sehr verunsichert zu werden. Vor einer allzu großen Verunsicherung muss man sich allerdings schützen, ansonsten zögert man gerade an der Börse so lange, dass der Sprung in das kalte Wasser am Ende vollständig unterbleibt.

Ein wohl verstandener Selbstschutz ist damit ebenso Pflicht. Er darf allerdings auch nicht so rigide betrieben werden, dass am Ende eine blinde Arroganz und Ignoranz gegenüber den fremden Ideen und Einschätzungen entsteht. Die Kunst besteht darin einen goldenen Mittelweg zwischen beiden Extremen zu finden.

Ich wünsche Ihnen einen erfolgreichen Handelstag und grüße Sie herzlich

Ihr

Bernd Heim

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Der Beitrag Wie geht man am besten mit konträren Meinungen um? erschien zuerst auf 7 vor 8 – Der Börsenausblick am Morgen.

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