Wer Geld auf den Konten hat, ist bald verloren…

Lieber Leser,

die EZB hat jetzt zusammengesessen und getan, was ich an dieser Stelle schon vermutet hatte: Die Zinsen bleiben auf einem extrem niedrigen Niveau. Zudem kündigte die Zentralbank an, „alle Instrumente“ nutzen zu wollen, um das „Inflationsziel“ zu erreichen. Dazu nenne ich Ihnen gerne Details…

2 % Inflationsrate – das „Ziel“ ist nicht ansteuerbar

Die EZB möchte eine Inflationsrate von 2 % erreichen. Dies ist auf den ersten Blick vielleicht irritierend, auf den zweiten Blick verständlich. Eine leichte Preissteigerung signalisiert, dass eine Wirtschaft nicht tot ist, sondern unter Dampf steht. Die Nachfrage ist dann typischerweise so stark, dass Produzenten sogar die Preise etwas erhöhen können. Oder es gibt so viele Arbeitsplätze, die besetzt werden müssen, dass Arbeitnehmer etwas mehr Geld verlangen können. Oder…. Steigende Preise in einem bestimmten, geringen Ausmaß also sind gesund.

Zu stark steigende Preise signalisieren zum einen eine Panik bei den Käufern, die ihr Geld nicht schnell genug los werden können. Dies zeigt dann die Angst vor einer Entwertung des Geldes. Zum anderen kann eine zu starken Preissteigerung einen Effekt in die selbe Richtung auslösen. Die Preise steigen einfach weiter.

Wie nun ausgerechnet 2 % als Ziel zustande kommen, ist ein Rätsel. Es gibt kein Naturgesetz unter den Ökonomen, wonach nun 2 % die beste Ziffer wären. Aber irgendein Ziel muss die EZB ja nennen. Auch das ist noch akzeptabel. Nur bleibt dann die Frage, ob die Ziele so gut erreichbar sind, wie die EZB unterstellt. Seit langer Zeit erreichen wir die 2 % nicht. Seit langer Zeit senkt die EZB die Zinsen, um a) die Wirtschaft anzukurbeln und b) dieses Inflationsziel zu erreichen.

Ein Seil kann man nicht schieben, sagte mir ein Ökonom einmal. Steigen die Preise einfach nicht in dem Ausmaß wie gewünscht, dann helfen noch niedrigere Zinsen nicht immer, heißt dies übersetzt. Umgekehrt kennt niemand in der wissenschaftlichen Literatur der Ökonomen, wann der Punkt kommt, an dem das Verhältnis gerade kippt.

Zinsen, bei denen die Preise schneller steigen als erhofft, wären ein kleines Unglück. Denn die Zinsen können nicht täglich angepasst werden. Es ist ausgesprochen fraglich, ob Zentralbanken überhaupt über die Geldmenge die Wirtschaft so gut steuern können, wie sie das glauben. Denn sowohl die Zentralbanken als auch die sogenannten Monetaristen, die an die Geldsteuerung als einzig wirksames Instrument glauben, vergessen einen wichtigen Aspekt. Mindestens einen. Die Banken untereinander leihen sich auch Geld. Den Zinssatz und das Ausmaß der Leihe kann die Zentralbank nicht beeinflussen – die Geldmenge aber bewegt sich entsprechend unkontrolliert. Denn jeder Kredit erzeugt Geld, jede Rückzahlung vernichtet Geld. Das Interbankenverhältnis ist eines der ungelösten Probleme unserer Zeit.

Und deshalb ist die Zinspolitik der EZB fatal. Es kommt der Punkt, an dem die Banken das gegenseitige Vertrauen verlieren – wie 2008. Und dann hilft eher ein Wunder – wie der Staat (hier Deutschland), der Anteile an einer Bank (hier: Commerzbank) kauft, um etwas Vertrauen zu schaffen. Das hat aber mit der klassischen Geldpolitik nichts mehr zu tun. Und ob es beim nächsten Mal hilft, weiß niemand.

Schützen Sie sich: Die Zentralbanken und die Politiker wissen nicht, was sie tun.

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