Die globalen Finanzmärkte befinden sich im freien Fall. Seit Präsident Trump am vergangenen Dienstag seine weitreichenden Zollpläne ankündigte, sind die Aktienmärkte weltweit auf Talfahrt. Der S&P 500 ist seit seinem Höchststand Mitte Februar um rund 21% eingebrochen – ein Verlust, der mit historischen Einbrüchen wie dem Schwarzen Montag, der Finanzkrise 2008 oder dem Corona-Crash 2020 vergleichbar ist.
Die jüngste Eskalation kam am Montag, als Trump China mit zusätzlichen 50% Importzöllen drohte, sollte das Land seine geplanten Vergeltungszölle nicht bis zum heutigen Dienstag zurückziehen. Diese Drohung käme zusätzlich zu den bereits angekündigten 34% Zöllen auf alle chinesischen Importe sowie der bestehenden 20%-Abgabe im Zusammenhang mit Fentanyl-Handel. Ein wirtschaftliches Erdbeben mit potenziell verheerenden Auswirkungen auf die Preise von Importen aus dem drittgrößten Handelspartner der USA.
Während Trump mit Japan und Israel Verhandlungen in Aussicht stellt, bleibt seine Grundhaltung unnachgiebig: Ein Basiszoll von 10% auf praktisch alle Handelspartner der USA trat am Samstag in Kraft, höhere Abgaben für Dutzende von Handelspartnern folgen in den kommenden Tagen. Das Weiße Haus hat sogar mit einem Veto gegen einen überparteilichen Gesetzentwurf gedroht, der die Befugnis des Präsidenten zur Erhebung von Zöllen einschränken würde.
Rezessionsängste und die Fed: Warum alle auf Powell schauen
Angesichts dieser Entwicklungen haben führende Finanzinstitute ihre Prognosen revidiert und erwarten nun eine US-Rezession noch in diesem Jahr. Die Frage ist nicht mehr ob, sondern wann die Federal Reserve reagieren wird. Händler schwanken in ihren Erwartungen zwischen drei und fünf Zinssenkungen um jeweils 0,25 Prozentpunkte für 2025, wobei die erste vollständig für Juni eingepreist ist.
Fed-Chef Jerome Powell hat allerdings am Freitag klargestellt, dass er trotz der Marktturbulenzen nicht übereilt handeln werde. Die immer noch erhöhte Inflation bedeute, dass die politischen Entscheidungsträger angesichts des vorübergehenden Preisanstiegs durch Zölle vorsichtig agieren müssten. Diese Zurückhaltung der Fed könnte die Marktvolatilität weiter verschärfen.
Die Zölle stellen die Zentralbank vor ein klassisches Dilemma: Einerseits könnten sie die Inflation anheizen, was gegen Zinssenkungen spräche. Andererseits droht eine Rezession, die Zinssenkungen erforderlich machen würde. Das Schreckenswort lautet Stagflation – eine Kombination aus wirtschaftlicher Stagnation und Inflation. Ein Schrecken deshalb, weil in solch einer Situation die Notenbank eigentlich keine richtige Entscheidung treffen kann, sondern nur zwischen Pest und Cholera wählen kann.
Anleihen als Zufluchtsort?
In diesem Umfeld von extremer Unsicherheit und hoher Volatilität suchen Anleger traditionell Schutz in sicheren Häfen. Anleihen, insbesondere US-Staatsanleihen, haben in der Vergangenheit diese Rolle erfüllt. Das aktuelle Marktumfeld bestätigt diese Funktion teilweise: Die größten Anleihen-ETFs, darunter der iShares Core US Aggregate Bond ETF, Vanguards Total Bond Market ETF und der iShares 20+ Year Treasury Bond ETF, haben kürzlich Höchststände erreicht, die seit Monaten nicht mehr gesehen wurden.
Doch die aktuelle Situation weist Besonderheiten auf. Trotz des massiven Einbruchs am Aktienmarkt ist der Renditerückgang (also steigende Anleihenkurse) bei US-Staatsanleihen überraschend moderat ausgefallen. Die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe liegt immer noch bei etwa 4% – ein Niveau, das angesichts des Ausmaßes der Marktturbulenzen ungewöhnlich hoch erscheint. Zum Vergleich: Während der Mini-Bankenkrise im März 2023 lagen die Renditen 10-jähriger Anleihen bei etwa 3,3%.
Diese Diskrepanz deutet auf ein komplexeres und widersprüchlicheres Bild hin. Anleger sorgen sich nicht nur um eine Rezession, sondern auch um die langfristigen Auswirkungen der Zollpolitik auf die Inflation und das US-Haushaltsdefizit. Ein Wirtschaftsabschwung in Verbindung mit höheren Zöllen könnte zu einem deutlichen Anstieg des Defizits führen und den Finanzierungsbedarf der US-Regierung erhöhen – ein Szenario, das für Anleiheinvestoren nicht unbedingt positiv ist.
Risiken und Chancen: Was Anleger jetzt beachten sollten
Trotz der aktuellen Attraktivität von Anleihen und insbesondere aktiv gemanagten Anleihenfonds sollten Anleger mehrere Risikofaktoren im Auge behalten: So könnte die ungewöhnliche Kombination aus Zöllen und drohendem Wirtschaftsabschwung zu einem Stagflationsszenario führen, das weder für Aktien noch für Anleihen günstig ist. Historisch betrachtet haben Anleihen in inflationären Umfeldern oft unterdurchschnittlich abgeschnitten.
Andererseits könnte der zunehmende Rückzug ausländischer Investoren aus US-Staatsanleihen – ein Trend, der schon seit einigen Jahren zu beobachten ist – durch die neue Handelspolitik und die damit verbundenen geopolitischen Spannungen noch verstärkt werden. Dies könnte den Aufwärtsdruck auf die Renditen verstärken und zu Kapitalverlusten bei bestehenden Anleiheinvestitionen führen.
Auf der anderen Seite bieten die aktuellen Renditen von US-Staatsanleihen und Unternehmensanleihen hoher Qualität ein Niveau, das seit der Finanzkrise 2008 kaum zu beobachten war. Mit Renditen von etwa 4% für 10-jährige US-Staatsanleihen und noch höheren Renditen für Unternehmensanleihen erhalten Anleger eine attraktive laufende Verzinsung, die auch einen gewissen Puffer gegen moderate Zinsanstiege bietet.
Das traditionelle 60/40-Portfolio: Eine Renaissance in Krisenzeiten?
Inmitten der Marktturbulenzen erlebt das klassische 60/40-Portfolio – 60% Aktien und 40% Anleihen – eine Art Renaissance, Diese Entwicklung markiert eine Rückkehr zur historischen Funktion von Anleihen in gemischten Portfolios, nachdem diese Anlageklasse in den Jahren 2022 und frühen 2023 ungewöhnlich stark mit Aktien korrelierte und damit ihren Diversifikationsnutzen zeitweise verlor.
Für Anleger, die nach Sicherheit suchen, ohne vollständig aus dem Markt auszusteigen, könnte eine Erhöhung des Anleihenanteils in ihrem Portfolio eine vernünftige Strategie sein. Dabei sollten sie jedoch nicht nur auf passive Indexprodukte setzen, sondern auch aktiv gemanagte Anleihenfonds in Betracht ziehen, die in der Lage sind, flexibel auf sich ändernde Marktbedingungen zu reagieren.
Die Psychologie der Sicherheit: Warum Anleger jetzt handeln
Ein entscheidender Aspekt bei Investitionsentscheidungen in Krisenzeiten ist die Psychologie. Die menschliche Tendenz, in Panik zu verfallen und während eines Markteinbruchs zu verkaufen, hat schon zahllose Anleger ihre langfristigen Ziele gekostet. Anleihen können in diesem Zusammenhang eine wichtige psychologische Funktion erfüllen, indem sie Anlegern die nötige Sicherheit bieten, um an ihren langfristigen Investitionsplänen festzuhalten.
Für den normalen Anleger bedeutet dies, dass eine sorgfältig ausgewählte Mischung aus passiven und aktiven Anleihen-ETFs eine sinnvolle Ergänzung zu einem diversifizierten Portfolio sein kann – besonders in Zeiten erhöhter Marktvolatilität wie der gegenwärtigen.
Fazit: Anleihen als Anker im Sturm
Der aktuelle Markteinbruch unterstreicht die Bedeutung einer diversifizierten Anlagestrategie. Während Aktien langfristig höhere Renditen bieten, können Anleihen in Zeiten erhöhter Unsicherheit für Stabilität sorgen und das Gesamtrisiko eines Portfolios reduzieren.
Die ungewöhnliche Kombination aus Zollkonflikten, Rezessionsängsten und einer vielleicht sogar überforderten Zentralbank schafft ein komplexes Umfeld für Anleger. In dieser Situation könnten Anleihen und Anleihen-ETFs eine wichtige Rolle spielen, indem sie Anlegern helfen, den Sturm zu überstehen, ohne vollständig auf Rendite verzichten zu müssen.
Die klassische Weisheit „Kaufen, wenn Blut auf den Straßen fließt“ gilt zwar primär für Aktien, aber auch der Anleihenmarkt bietet aktuell interessante Einstiegsmöglichkeiten für langfristig orientierte Anleger. Wer jetzt mit kühlem Kopf agiert und seine Portfoliostruktur überdenkt, könnte gestärkt aus der aktuellen Krise hervorgehen – mit einem robusteren, ausgewogeneren Anlageansatz, der sowohl für Bullenmärkte als auch für turbulente Zeiten gerüstet ist.
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