Liebe Leserin, Lieber Leser,
Grüner Wasserstoff ist in der Theorie eine feine Angelegenheit. Mit dem Kraftstoff lassen sich auch industrielle Anwendungsfälle in die Tat umsetzen, ohne dabei das Klima zu belasten. Problematisch ist allerdings, dass für die Erzeugung die Elektrolyse zum Einsatz kommt, welche auf Unmengen an Erneuerbaren Energien angewiesen ist. Im Moment gibt es davon nicht annähernd genug, um Wasserstoff in solchen Mengen herzustellen, wie er für die Zukunft benötigt würde.
Trotz solcher eklatanten Versorgungsprobleme fordert der Berliner Senat nun neue Rahmenbedingungen für die Herstellung von grünem Wasserstoff. Am Dienstag wurde dazu eine Bundesratsinitiative beschlossen. Damit soll erreicht werden, dass der für Elektrolyseure eingesetzte Strom aus erneuerbaren Energien aus der örtlichen Region kommt. Nicht mehr als 200 km entfernt sollen die entsprechenden Anlagen stehen. Aus Sicht von Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey sei dies wirtschaftlicher und auch ökologischer.
Der Teufel steckt im Detail
Über die Sinnhaftigkeit derartiger Forderungen zum gegenwärtigen Zeitpunkt lässt sich streiten. Aktuell haben Betreiber von Elektrolyseuren ohnehin ihre liebe Not, genügend grünen Strom für die Herstellung von Wasserstoff aufzutreiben. Werden sie nun noch weiter eingeschränkt, macht es ihnen das Leben nicht eben einfacher. Auf der anderen Seite wäre es wohl weitaus schwieriger, das Netz auf lokal produzierten Strom hin zu optimieren, wenn sich erst einmal eine gewisse Routine im Transport über weitere Strecken etabliert hat.
So oder so wird derzeit über Detailfragen gestritten, während über Wasserstoff als zukünftiger Energieträger an sich noch ein großes Fragezeichen hängt. Nicht die Anwendbarkeit oder die Vorteile an sich werden infrage gestellt. Doch nicht erst seit gestern steht die große Frage im Raum, ob die Herstellung überhaupt wirtschaftlich sein kann. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist das viel zu oft noch nicht der Fall.
ThyssenKrupp Nucera geht voran
Unter anderem dieser Frage will nun Thyssenkrupp Nucera in einer neuen Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer Institut für Keramische Technologien und Systeme (IKTS) nachgehen. Wie die „Welt“ berichtet, soll eine vom IKTS entwickelte Technologie verfolgt werden, mit der sich die Massenherstellung von grünem Wasserstoff besonders kostengünstig umsetzen ließe. Die erste Pilotanlage soll schon Anfang 2025 an den Start gehen. Forschungsergebnisse sollen dann den weiteren Kurs bei einer möglichen Industrialisierung vorgeben.
Da es nicht allzu viele Details gibt, sind die Erfolgsaussichten kaum abschätzbar. Es ist aber grundsätzlich immer erfreulich, wenn Unternehmen beim Thema Wasserstoff mutig vorangehen und auch neue Ansätze nicht scheuen. Um dies zu unterstützen, wären von der Politik klare Leitlinien und Unterstützung gefordert. Leider gibt es aber viel zu oft Reibereien und hitzige Diskussionen über Kleinigkeiten zu sehen. Das schürt sowohl bei den Unternehmen als auch den Anlegern Unsicherheit.
Nichts Neues bei Plug Power
Plug Power ist von der hiesigen Politik weitgehend unberührt. Da es auch sonst aktuell keine nennenswerten Neuigkeiten gibt, tut die Aktie sich dennoch weiterhin schwer. Am Mittwochmorgen konnte der Titel um 1,7 Prozent bis auf 3,27 Euro zulegen, bleibt damit aber von charttechnischen Widerständen ein gutes Stück weit entfernt. Gerade bei Plug Power ist die (nicht vorhandene) Profitabilität immer wieder ein großes Thema.
Die Produktion hat der Konzern zuletzt deutlich ausweiten können und sich damit für eine potenziell steigende Nachfrage gerüstet. Ob sich dies auch auszahlen wird, darüber lässt sich aber nur mutmaßen. Sinkende Verluste wären dabei dringend notwendig, da Plug Power in diesem Jahr wohl nur mit einer Kapitalerhöhung an einer Zahlungsunfähigkeit vorbeischrammen können wird. Dass ein solcher Kurs auf lange Zeit kaum tragbar ist, versteht sich von selbst.
Plug Power Aktie Chart
Ballard Power weiter unter Druck
Die jüngste Erholung bei Plug Power geriet durch enttäuschende Zahlen der kanadischen Kollegen von Ballard Power schwer unter Druck. Dort zeigt sich auch weiterhin noch keine gute Laune. Die Kurse gaben am Dienstag weiter nach und heute Morgen zeigte sich nur eine Mini-Erholung. Mit einem Plus von 1,9 Prozent ging es zunächst auf 2,63 Euro aufwärts.
Auf 5-Tages-Sicht bleiben somit Verluste von rund zehn Prozent bestehen und seit Jahresbeginn ging es sogar schon um 23 Prozent in die Tiefe. Statt für positive Impulse zu sorgen, lieferte Ballard Power gefühlt nur den nächsten Beleg dafür, dass Brennstoffzellen und alles was dazu gehört sich aktuell schlicht nicht lohnen. So einfach formulieren lässt sich die Lage zwar kaum und es gibt durchaus auch Gegenbeispiele wie SFC Energy. Selbst solche können aber lange nicht die rasanten Wachstumszahlen erreichen, von denen Anleger bis vor wenigen Jahren noch geträumt hatten.
Nel ASA: Auf dem Zahnfleisch
Die Nel ASA-Aktie konnte die Rücksetzer aus der laufenden Woche im Wasserstoff-Segment bisher noch recht gut verkraften. Das war aber auch bitter nötig, da die Aktie unverändert gegen einen Sturz ins Bodenlose kämpft. Bei 0,40 Euro findet sich aktuell noch eine Unterstützung und vermutlich auch die letzte, bevor es endgültig in Richtung Allzeit-Tief gehen könnte. Die Erfolge der Bullen halten sich eher in Grenzen.
Zwar standen zum Zeitpunkt des Entstehens dieses Artikels noch 0,40 Euro auf dem Ticker. Zu Wochenbeginn waren aber zeitweise noch bis zu 0,42 Euro zu sehen. Die Abwärtsbewegung vollzieht sich dieser Tage eher schleichend, doch sichtbar bleibt sie weiterhin. Ohne irgendeinen frischen Impuls scheint der nächste Schlag unter die Gürtellinie nur eine Frage der Zeit zu sein.
Die Zweifel bleiben
Das enorme Potenzial der Wasserstoff-Technologie wird noch immer nicht ansatzweise ausgereizt und nach meiner bescheidenen Ansicht auch nicht adäquat gefördert. Die Politik gibt zwar immer wieder große Versprechen ab, verhaspelt sich in der Praxis aber allzu oft in Partikularinteressen, von Korruptionsskandalen ganz zu schweigen. Damit werden an die Börse leider keine angenehmen Signale ausgesendet. Dabei wäre eben das in diesen Zeiten, in denen die Unternehmen aus dem Sektor schwer unter Druck stehen, umso wichtiger. Für die Anleger bleibt kaum mehr, als weiter auszuharren und auf Besserung zu hoffen. Da Wasserstoff langfristig noch immer als alternativlos für eine erfolgreiche Energiewende gilt, bleiben aber auch weiterhin Gründe für Optimismus.
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