Liebe Leserin, Lieber Leser,
die Gedanken sind bekanntlich frei und so steht es noch immer jedem offen, über eine furiose Zukunft von Wasserstoff nachzusinnen. Jener wird schließlich immer noch als einer der wichtigsten Grundpfeiler für das Gelingen der Energiewende angesehen. Mancherorts belässt man es auch nicht nur bei Träumereien. Es gibt durchaus auch Taten zu sehen, so etwa beim Bundeswirtschaftsministerium unter Robert Habeck. Jenes stelle kürzlich Pläne vor, um ab 2027 grünen Wasserstoff im großen Stil importieren zu können.
Bis zu 3,53 Milliarden Euro sollen aus dem Klima- und Transformationsfonds zur Verfügung gestellt werden, um von 2027 bis 2036 klimaneutralen Wasserstoff in die EU zu holen. Angedacht ist dafür ein Auktionsverfahren, bei dem der günstigste Anbieter den Zuschlag erhält. Darauf soll dann eine Auktion innerhalb der EU folgen, mit der der Kraftstoff an die einzelnen Mitgliedsländer verteilt wird. Mit den nun angekündigten Mitteln soll die Differenz zwischen angebotenen und nachgefragten Preisen ausgeglichen werden.
Eine Heimat für Wasserstoff
Um Wasserstoff im großen Stil kaufen zu können, braucht es freilich Speichermöglichkeiten, welche bisher noch eher selten anzutreffen sind. Diesem Thema nimmt man sich in Niedersachsen an, wo das Umweltministerium laut einem Beitrag von „n-tv“ daran bastelt, bestehende Öl- uns Gasspeicher umzurüsten. In der Hauptsache soll es sich um unterirdische Speicher handeln, die in Ostfriesland zu finden sind. Bei der Gelegenheit betonten sowohl Bundes- als auch Landesregierung noch einmal die Bedeutung von grünem Wasserstoff für die hiesige Industrie.
Erzielt werden soll damit nicht nur die Klimaneutralität im Energiesektor. Darüber hinaus erhofft man sich, unabhängiger von Importen zu werden. Eine ähnliche Situation wie 2022, als Russland kurzerhand die Gasversorgung abstellte und Deutschland in eine veritablen Energiekrise stürzte, soll dadurch in Zukunft im besten Fall überhaupt nicht mehr vorkommen können. Das gilt zumindest, wenn die ambitionierten Vorhaben auch in die Tat umgesetzt werden können.
Keine Begeisterung bei Plug Power
Aus alledem leitet sich aber leider noch nicht ab, dass die Nachfrage über Nacht explodieren würde. Zudem bleibt die Frage im Raum, ob und wann Unternehmen aus dem Sektor endlich mit dem Geldverdienen anfangen können. Für Optimisten wird derzeit auf politischer Ebene daran gefeilt, endlich die Grundlage für eine künftige Wasserstoff-Wirtschaft aufzubauen. Leider sind solche Frohnaturen an der Börse aber längst schon in die Unterzahl geraten.
Bei Plug Power herrschte in der jüngeren Vergangenheit nur kurz Freude über manchen Fortschritt, etwa bei der eigenen Produktion von grünem Wasserstoff. Viel zu schnell erinnerten sich die Anteilseigner aber wieder an die latenten Liquiditätsprobleme des Unternehmens. Solche scheinen mittlerweile wieder im Vordergrund zu stehen, was dem Aktienkurs Druck von oben verschafft. Am Dienstagmorgen ging es um 1,7 Prozent bis auf 3,40 Euro abwärts.
Plug Power Aktie Chart
Nel ASA: Alles futsch?
Damit ist Plug Power noch nicht auf neue Tiefstände abgerutscht. Im Chart haben die Bären aber manche Unterstützung schon wieder nach unten passiert. Wie es scheint, hält die Aktie sich ohne einen stetigen Strom an guten Neuigkeiten nicht besonders stabil und selbst überschaubare Erholungen werden schnell wieder kassiert. Das lässt für die nahe Zukunft nichts Gutes vermuten.
Nel ASA ist derweil schon einen Schritt weiter und kämpft momentan darum, nicht schon wieder neue Durchbrüche gen Süden zu kassieren. Seit rund einer Woche wehren die Käufer sich gegen einen Rutsch unter das Mehr-Jahres-Tief bei 0,41 Euro. Jenes wurde am Mittwochmorgen aber schon wieder erreicht, nachdem es kurz nach Handelsbeginn um 2,5 Prozent in die Tiefe ging. Hält der Support nicht, wäre auch ein Sturz in Gefilde unterhalb von 0,30 Euro nicht auszuschließen, wo sogar neue Allzeit-Tiefs etabliert werden könnten. Das sei den Anlegern an dieser Stelle absolut nicht gewünscht. Ich könnte aber derzeit auch nicht meine Hand dafür ins Feuer legen, dass eben dies nicht passieren wird.
Auch bei ITM Power bröckelt es
Ein kurzer Blick auf weitere Wasserstoff-Aktien hebt die Stimmung aktuell leider auch nicht. Quasi durch die Bank lassen sich rote Vorzeichen zu beobachten. ITM Power konnte vor gar nicht langer Zeit noch mit recht freundlichen Zahlen wieder etwas Rückenwind für sich verbuchen. Damit scheint es sich aber auch schon wieder erledigt zu haben. Die psychologisch wichtige Linie bei 0,70 Euro konnte der Titel letztlich nicht verteidigen. Am Mittwochmorgen reichte es nach Abschlägen von 2,5 Prozent nur noch für 0,68 Euro. Auch hier lässt sich im Kurs eine deutliche Abwärtstendenz feststellen.
Es ist zum Heulen
Es vergeht damit ein weiterer Tag, an dem ich den Anlegerinnen und Anlegern nur zu gerne gute Neuigkeiten präsentiert hätte, aber leider mit leeren Händen dastehe. Zu bieten habe ich lediglich mein Bauchgefühl, welches mir sagt, dass Wasserstoff-Aktien momentan geradezu sträflich vernachlässigt werden. Chancen scheinen an den Märkten regelrecht ignoriert zu werden, während die fraglos vorhandenen Risiken gerne aufgebauscht werden und Glücksritter ihr Heil bei KI-Aktien suchen.
Zumindest in der Theorie bleibt die Möglichkeit, dass Wasserstoff-Aktien momentan schlicht etwas übersehen werden und sich hier momentan schlicht günstige Einstiegskurse für geduldige Naturen ergeben. Aber reicht das schon aus, um Kaufempfehlungen auszusprechen? Leider nicht, denn akut besteht die recht reale Gefahr, dass die Kurse noch weiter nachgeben, bevor sich endlich die langersehnte Erholung einstellen könnte.
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