Liebe Leserin, lieber Leser,
Wasserstoff-Aktien gelten als das Investment der Stunde. Davon sind einige Analysten überzeugt. Andere hingegen sehen in dem Hype um Wasserstoff eher eine „Mode ohne Substanz“. Doch beim bloßen Blick auf die Kursverläufe von Nel ASA, Plug Power und Co übersieht man die globalen Weichenstellungen pro Wasserstoff. Darum geht es im heutigen Newsletter Wasserstoff Briefing.
Beginnen wir mit einer Preisfrage: „Wasserstoff rockt.“ – Wer hat’s gesagt? Håkon Volldal, der CEO von Nel ASA? Oder doch eher Andy Marsh, der CEO von Plug Power? Vielleicht war es auch gar kein Wasserstoff-Player. Möglicherweise hat sich ein Politiker dazu geäußert. So könnte eventuell Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) auf diese Weise für Wasserstoff plädiert haben.
Fahrplan für EU-Wasserstoffstrategie
Oder ist es vielleicht doch eher US-Präsident Joe Biden gewesen? Weil er damit die Wirkung seines Klima- und Steuerpaketes unterstreichen wollte. Auf die oben genannte Frage mit einem Politikernamen zu antworten, ist schon ziemlich nahe dran an der richtigen Lösung. Denn es handelt sich um ein aktuelles Zitat von EVP Frans Timmermans.
Timmermans, Exekutiv-Vizepräsident für einen europäischen Grünen Deal der EU-Kommission, hat am gestrigen Dienstag im Rahmen der European Hydrogen Week eine Grundsatzrede gehalten. Dabei ging es um den aktuellen und konkreten Fahrplan für die Wasserstoffstrategie der EU. Dass es da einiges zu besprechen gibt, darauf hat Nel ASA bereits seit Tagen hingewiesen.
Wiederholt hat der norwegische Wasserstoff-Spezialist gemahnt, dass sich die EU klar und schnell positionieren solle: Es sei zwingend erforderlich, dass sich die EU-Verhandlungsführer der Erneuerbare-Energien-Richtlinie auf verbindliche Ziele für den erneuerbaren Wasserstoff-Verbrauch in Industrie und Verkehr einigen. So lautete eine der Hauptforderungen Nel ASAs im Vorfeld.
Dabei hat der Wasserstoff-Player demnach vor allem den Elektrolyseursektor im Blick. Ein Markt, dem Analysten enorme Wachstumsperspektiven prognostizieren. Daneben rückt auch der Handel mit Wasserstoff zunehmend in den Fokus von Finanzexperten. Davon zeugen aktuelle Studien und Analysen.
Nel ASA und Plug Power in Zugzwang
Salopp gesagt: Es verbreitet sich zunehmend die Ansicht, dass sich mit Wasserstoff – ob als Produkt oder als Handelsgut – richtig gute Geschäfte machen lassen und sich somit viel Geld verdienen lässt. Und davon zeugen übrigens auch die Investitionen großer Öl-Multis in Wasserstoff-Projekte. Angesichts dieser Konkurrenz haben es Pure Player wie Nel ASA und Plug Power natürlich schwer.
Denn sie stehen quasi permanent unter Zugzwang, einen großen Deal zu präsentieren. Oder eine strategisch clevere Partnerschaft. Oder eine gesicherte Finanzierung. Denn nur dann scheinen Investoren bereit zu sein, in Wasserstoff-Aktien zu investieren. Zugleich fehlt es derzeit noch an Modellen für die Geldanlage Wasserstoff, deren Mehrwert sich Anlegern auf Anhieb erschließt.
Die Kursperformance der Nel ASA-Aktie
Die aktuellen Kursverläufe etwa von Nel ASA und Plug Power hingegen können als Momentaufnahmen eher verwirren als nachhaltig Vertrauen erwecken. Nimmt man zum Beispiel Nel ASA und schaut auf die Berichte in den Finanzmedien, dann wechseln die Vorzeichen der Schlagzeilen beinahe täglich. Manchmal sogar stündlich.
So ist tags zuvor noch von „viel Optimismus“ bei Nel ASA die Rede, genauso übrigens ebenso wie von Kursverlusten. Und am heutigen frühen Mittwochmittag können sich die Anleger dann wieder über einen kleinen Anstieg der Nel ASA-Aktie freuen. Möglicherweise zeichnet sich laut Beobachter demnach gar ein Trendwechsel ab und die Nel ASA-Aktie erholt sich auf Dauer.
Wasserstoff-Aktien: Gibt das jetzt Rückenwind?
Denn immerhin einen Vorteil habe der Titel des norwegischen Wasserstoff-Spezialisten Nel ASA gegenüber Plug Power, schreiben die Kollegen: Die Präsentation schlechter Quartalsergebnisse habe Nel ASA bereits hinter sich. Und nicht nur das könnte der Aktie in den nächsten Tagen helfen. Möglicherweise geben auch die Ankündigungen der EU Rückwind für Wasserstoff-Aktien.
Denn EVP Frans Timmermans hat in seiner Rede auf der European Hydrogen Week u.a. über die vier „vorrangigen Maßnahmen“ gesprochen, die unternommen werden müssten, „um Wasserstoff zu einer industriellen Erfolgsgeschichte“ zu machen. Demzufolge stehen Beschleunigungen der Investitionen in erneuerbare Energien und der Genehmigungsverfahren ganz oben auf der Liste.
Innovationsfonds startet
Es folgen Rechtssicherheit bei der Definition von erneuerbarem Wasserstoff und dem sogenannten „Prinzip der Zusätzlichkeit“ sowie der schnelle Abschluss bei der gesetzgeberischen „Marktgestaltung von Wasserstoff“. Dann kommt die Finanzierung zur Sprache. Um erneuerbaren Wasserstoff kostenmäßig wettbewerbsfähig zu machen, brauche man öffentliche Mittel.
Das führte Timmermans aus: Ab 3. November könnten Vorschläge für den Innovationsfonds eingereicht werden. Dieser Fonds soll demnach mit einem Gesamtbudget von 3 Milliarden Euro ausgestattet sein. Konzentrieren will man sich dabei auf die Unterstützung von Wasserstoff „entlang der gesamten Wertschöpfungskette“: Herstellung der Ausrüstung, Produktion und Nutzung.
Finanzierung steht im Fokus
Der Innovationsfonds stellt laut Timmermans Geld für drei Aspekte der Wasserstoffwirtschaft bereit. So beabsichtigt man, 1 Milliarde Euro für die Elektrifizierung und die Erzeugung und Nutzung von grünem Wasserstoff in der Industrie bereitzustellen. Ein Budget von 700 Millionen steht für die „Herstellung von Schlüsselkomponenten“ im Bereich Energie bereit.
Dabei geht es natürlich um erneuerbaren Wasserstoff und die dafür benötigten Produktionsanlagen. Zusätzlich will man laut Ankündigung „mittelgroße Pilotprojekte mit großem Dekarbonisierungspotenzial“ unterstützen. Dafür gibt es nochmal insgesamt 300 Millionen Euro.
Rockt die Wasserstoffbank?
Das aktuell wichtigste Instrument, um die Wasserstoffwirtschaft „wirklich“ anzukurbeln sei jedoch die bereits angekündigte Wasserstoffbank: „Eine Wasserstoffbank sollte nicht nur mehr Mittel zur Verfügung stellen, sondern auch das Risiko für den europäischen Markt verringern, sowohl für im Inland produzierten als auch für importierten Wasserstoff.“ So erklärte es Timmermans.
Die Pilotphase der Bank starte im nächsten Jahr mit einem Differenzkontraktprogramm im Rahmen des Innovationsfonds, fuhr er fort. Damit wolle man demzufolge 100 Prozent der Kostenlücke im Vergleich zu in der EU produziertem grauem Wasserstoff zu decken. Außerdem liege der Fokus auf dem Zugang von Wasserstoffimporten und der Förderung von Wasserstoffzentren in der EU.
All diese Ankündigungen dürften die Wasserstoff-Player freuen. Es muss sich allerdings noch zeigen, ob und wie schnell dann auch die Wasserstoff-Aktien davon profitieren. Und ob Timmermans tatsächlich recht behält mit seiner Behauptung: „Wasserstoff rockt.“
Nel ASA-Aktie: Kaufen oder verkaufen?! Neue Nel ASA-Analyse vom 24. November liefert die Antwort:
Die neusten Nel ASA-Zahlen sprechen eine klare Sprache: Dringender Handlungsbedarf für Nel ASA-Aktionäre. Lohnt sich ein Einstieg oder sollten Sie lieber verkaufen? In der aktuellen Gratis-Analyse vom 24. November erfahren Sie was jetzt zu tun ist.