Liebe Leserin, Lieber Leser,
in den letzten Tagen war im Wasserstoff-Segment einiges in Bewegung, doch noch immer scheint sich alles nur im Kreis zu drehen und es fehlt an jeglichen Anzeichen für irgendeine Art von Durchbruch. Nel ASA sorgte zu Beginn der Woche noch für Hoffnungen, als es schlagartig und ohne fundamentale Begründung über die Linie bei 0,50 Euro hinausging. Wahrscheinlich sind es eben auch fehlende Neuigkeiten, welche die Anleger skeptisch werden ließen. Gewinnmitnahmen ließen nicht lange auf sich warten.
Am Mittwoch ging es mit Nel ASA ebenso schnell wieder abwärts, wie es tags zuvor in Richtung Norden ging. Darauf folgten heute Morgen weitere Abschläge. Mit Verlusten von 3,2 Prozent ging es auf nur noch 0,45 Euro zurück. Damit halten die Bullen sich noch die Unterstützung bei 0,40 Euro vom Hals, über die wir an dieser Stelle in den letzten Wochen leider häufiger reden mussten. Wie eingangs erwähnt gibt es aber auch nicht ansatzweise ein Anzeichen dafür, dass sich eine Aufwärtsdynamik entwickeln würde.
Nel ASA: Stimmungskiller
Während Nel selbst sich bedeckt hält, sorgten Analysten eher nicht dafür, die kleine Erholungsrallye am Leben zu erhalten. Pareto Securities widmete sich jüngst der Nel ASA-Aktie und ließ kein gutes Haar an ihr. Die Rede ist von einer mehr als unvorteilhaften Situation mit einem zunehmenden Druck, Bargeld zu generieren und weiterhin zu geringen Auftragseingängen. Das nahmen die Experten zum Anlass, um eine neutrale Haltung zu kassieren und eine Verkaufsempfehlung zu verteilen. Das Kursziel wurde auf 5,24 norwegische Kronen reduziert, was umgerechnet exakt dem Kurs von heute Morgen bei 0,45 Euro entspricht.
Nel ASA Aktie Chart
So mancher Aktionär wurde da wohl schmerzlich daran erinnert, dass es bei Nel ASA an echten Gründen für Vorfreude fehlt. In der kommenden Woche stehen zwar Quartalszahlen an. Doch ob es bei jener Gelegenheit positive Überraschungen zu sehen geben wird, darf wohl auch eher bezweifelt werden. Die Auftragslage spricht eher nicht dafür. Ausschließen lässt sich freilich nichts, doch es wäre mindestens grob fahrlässig, an der Börse nur aus Vermutungen oder einem Bauchgefühl heraus zu agieren.
Wasserstoff-Aktien: Hintergrundrauschen
Weitere Meldungen aus der Branche dürften heute ebenfalls niemand vom Hocker hauen. Sachsen-Anhalts Umwelt- und Energieminister Armin Willingmann lädt heute Nachmittag zu einem Wasserstoffforum ein und will dabei den Anspruch bekräftigen, das eigene Bundesland zu einem Vorreiter der Technologie zu machen. Gerechnet wird damit, dass der Bedarf sich in den nächsten 20 Jahren verdoppeln wird. Eingeladen sind unterschiedliche Vertreter aus Politik und Wirtschaft. Aus Anlegersicht klingt es einmal mehr nach hübschen Absichtsbekundungen mit eher wenig Substanz. Ähnliche Worte gibt es immer mal wieder auch aus anderen Regionen zu hören, und das nicht nur aus Deutschland.
Der Fahrzeughersteller MAN kündigte derweil an, einen Lkw mit Wasserstoff-Verbrennungsmotos in Kleinserie produzieren zu wollen. Unter dem klangvollen Namen „MAN hTGX“ soll das Modell bereits im kommenden Jahr an den Start gehen. 200 Exemplare sind dann für die Lieferung nach Deutschland, Norwegen, Island, die Niederlande und einige weitere „ausgewählte europäische Länder“ vorgesehen. Das Gefährt soll in weniger als 15 Minuten mit 56 Kilogramm Wasserstoff betankt werden und dann eine Reichweite von bis zu 600 Kilometern bieten.
Alles nur Zukunftsmusik?
Wasserstoff-Fahrzeuge mit Brennstoffzelle sind noch immer ein seltener Anblick und Varianten mit Verbrennungsmotor sind noch weitaus seltener. Uninteressant ist es da nicht, dass ein großes Unternehmen wie MAN das Ganze ins Auge fasst. Allerdings rechnet der Konzern selbst nicht mit einem schnellen Durchbruch. Die Marktreife wird frühestens in einigen Jahren erwartet. Bis dahin geben auch bei MAN erst einmal batterieelektrische Lastwagen den Ton an.
Grob zusammengefasst bekommen die Anlegerinnen und Anleger also in Sachen Wasserstoff derzeit wieder viel Zukunftsmusik, aber wenig Greifbares geboten. Die Zeiten, in denen dies für steigende Kurse ausreichte, sind leider längst vorbei. So gibt es an der Börse einmal mehr nichts zu lachen und eher bescheidene Zugewinne werden schon wieder kassiert. So auch bei Plug Power, wo der Aktienkurs sich wieder schwer in Richtung 3 US-Dollar bewegt hat. An den hiesigen Handelsplätzen ging es heute Morgen um 0,9 Prozent auf 2,86 Euro abwärts. Viel Luft bis zu den nächsten Unterstützungen ist hier nicht mehr vorhanden.
PowerCell Sweden reiht sich ein
Auf der Suche nach der leuchtenden Ausnahme werden Anleger im Wasserstoffsegment auch heute eher nicht fündig. Ein kurzer Blick auf Titel, die ich ansonsten eher beiläufig verfolge, zeigt am Donnerstagmorgen durch die Bank rote Vorzeichen. Als Beispiel sei an dieser Stelle der einstige Highflyer PowerCell Sweden genannt, der bis zum Vormittag um 1,2 Prozent auf 2,52 Euro abwertete. Die Abschläge seit Jahresbeginn summieren sich hier schon auf 38,2 Prozent. Vor rund drei Jahren wurden zeitweise über 40 Euro je Anteilsschein gezahlt. Das scheint heute kaum noch vorstellbar zu sein.
Nachdem eine überraschend hohe Inflation in den USA auch bei Zinshoffnungen für einen Dämpfer gesorgt hat, liegt es nun wohl an der Berichtssaison, zumindest das eine oder andere positive Signal im Wasserstoffsegment zu setzen. Aufgrund der mittlerweile mehr als bescheidenen Erwartungen ist das auch durchaus im Bereich des Möglichen. Doch dass sich aus niedrigen Bewertungen heraus nicht automatisch furiose Chancen für Kursgewinne ergeben, das wurde uns in dieser Woche einmal mehr eindrucksvoll unter Beweis gestellt.
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