Liebe Leserin, Lieber Leser,
die bunten Zukunftsfantasien von Wasserstoff haben momentan ein gewaltiges Problem. Sie lassen sich kaum noch verkaufen. Denn wenngleich der alternative Kraftstoff auf dem Papier eine noch höhere Energiedichte als die meisten fossilen Brennstoffe vorweisen kann, sich prinzipiell endlos herstellen lässt und noch dazu in seiner grünen Variante kaum bis gar keine klimaschädlichen Emissionen hinterlässt, gibt es ein Hindernis, welches dem Durchbruch im Wege steht: den Preis.
Das wird in diesen Zeiten, in denen Öl- und Energiepreise sich tendenziell eher auf dem Rückzug befinden, nur noch offensichtlicher. Unternehmen sind keine Wohlfahrtsvereine und sie müssen bei ihren Investitionen stets auch die Interessen der Anleger im Blick behalten. So sie denn an der Börse gelistet sind, sind die Konzerne dazu sogar verpflichtet. Ist Öl und Gas also wesentlich günstiger zu haben als Wasserstoff, so bleibt kaum eine andere Wahl, als die Produktion genau darauf auszurichten.
Uniper klagt über fehlende Kundschaft
Genau dies scheint sich schon längst auch in der Praxis abzuspielen. Zumindest weisen darauf Aussagen von Uniper-Chef Michael Lewis hin, der kürzlich der „FAZ“ ein ausführliches Interview gab. Darin sprach er davon, dass es kaum noch größere Kunden gebe, die grünen Wasserstoff kaufen. Deshalb müsse man auch selbst momentan ein wenig „auf die Bremse treten“. Nach dem Startschuss für einen fulminanten Wasserstoffhochlauf klingt das nicht gerade. Allerdings muss auch Uniper sehen, wo es bleibt. Der eigene Aktienkurs musste im laufenden Jahr teils deutliche Verluste verkraften.
Uniper Aktie Chart
Dass es in Sachen Wasserstoff zu langsam vorangeht, darüber klagt Uniper nicht erst seit gestern. Der Chef hat aber auch schon konkrete Vorstellungen darüber, wie sich die missliche Lage verbessern ließe. Michael Lewis pocht in erster Linie auf mehr Unterstützung aus der Politik. Dazu gehören aus seiner Sicht regulatorische Rahmenbedingungen, um beispielsweise für Speicherkapazitäten zu sorgen, in dem Gasspeicherwerke umgewidmet werden.
Ohne Subventionen geht es nicht
In der Hauptsache sieht Lewis aber die Notwendigkeit, die Preislücke zwischen Erdgas und blauem sowie grünem Wasserstoff zu schließen. Dies könne nur die Politik tun, indem mit Subventionen entsprechende Anreize gesetzt würden. Vorstellen könnte der Uniper-CEO sich eine Förderung nach dem Beispiel der EEG-Förderung vor einigen Jahren. Es brauche ein langfristiges Subventionssystem für ein Wasserstoff-Volumen, mit dem der Markt entwickelt werden kann.
Die Argumentation von Lewis scheint erst einmal schlüssig und nachvollziehbar. Dass die hiesige Regierung knapp ein Jahr vor den Wahlen und in tiefster Zerstrittenheit auf einmal durchgreifen würde, ist aber wohl eher nicht zu erwarten. Vor allem nicht, da Bundesfinanzminister Christian Lindner hauptsächlich mit dem Stopfen von etlichen Haushaltslöchern beschäftigt ist, um irgendwie die Schuldenbremse noch einhalten zu können. Da scheint wenig Raum für neue Subventionen zu sein, was für Unternehmen und auch Anleger freilich sehr frustrierend ist.
Nel ASA verliert den Boden unter den Füßen
Es sind eben diese Probleme, welche im Wasserstoffsektor insgesamt für schlechte Laune sorgen. Das bekommt auch Nel ASA zu spüren, da das Unternehmen der skeptischen Grundhaltung auch nichts entgegenzusetzen vermag. Auftragseingänge sind zu einer absoluten Seltenheit geworden und vor Kurzem musste sogar die Stornierung einer großen Reservierung bekanntgegeben werden. Auch wenn jene zu keinem Zeitpunkt in den Auftragseingängen vermerkt wurde, blieb bei den Anteilseignern doch ein sehr bitterer Nachgeschmack.
Eine Weile bemühten die Bullen sich noch darum, die Nel ASA-Aktie zumindest leicht über vergangenen Tiefständen zu halten. Nun scheinen sie ihren Widerstand aufgegeben zu haben. Bereits gestern wurde das vorherige Tief bei 0,37 Euro nach unten durchkreuzt. Am Freitagmorgen setzten die Korrekturen sich fort. Bis zum Vormittag ging es um 1,6 Prozent auf 0,35 Euro zurück. Das ist der tiefste Stand im laufenden Jahrzehnt. Da ist es wahrscheinlich unnötig zu erwähnen, dass die Charttechnik für einen glasklaren Abwärtstrend spricht. Wo jener sein Ende finden könnte, ist jetzt vollkommen offen.
Plug Power wieder am Schwächeln
Wenigstens ein bisschen besser steht es noch um die Aktie von Plug Power. Der US-Konzern ist von der Zurückhaltung europäischer Regierungen weniger betroffen, allerdings herrscht auch in den USA wenige Wochen vor der Wahl eher Stillstand denn Aufbruchstimmung, wenn es um Wasserstoff geht. Immerhin konnte Plug Power einige kleinere Auftragseingänge für sich verbuchen. In die schwarzen Zahlen kommt der Konzern damit aber nicht und so bleibt an der Börse viel Skepsis.
Jene ließ die Kurse gestern um 3,4 Prozent und damit wieder unter die wichtige 2-Dollar-Linie fallen. Per Handelsschluss reichte es gerade noch für 1,97 US-Dollar. Sollte es in den kommenden Wochen nicht schlagkräftige neue Impulse geben, Stichwort Quartalszahlen, so wären wohl auch bei Plug Power neuerliche Tiefflüge kaum auszuschließen.
Die Lethargie greift um sich
Etliche Verzögerungen und zum Teil eingestampfte Projekte sorgen für lange Gesichter an der Börse und Wasserstoff-Aktien scheinen wieder einmal auf ein neues Stimmungstief zuzusteuern. Gerne würde ich an dieser Stelle behaupten, dass es von hier aus nur noch aufwärtsgehen könnte. Doch hat sich dies in der Vergangenheit schon manches Mal als Trugschluss erwiesen. Es bleibt wohl weiterhin nur die Hoffnung darauf, dass es doch noch einen Startfunken geben könnte. Dass mittlerweile viele Anleger darauf entspannt auf der Seitenlinie warten, ist aber nachvollziehbar.
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