Liebe Leserin, Lieber Leser,
grüner Wasserstoff verfügt gegenüber anderen Kraftstoffen über eine immense Anzahl an Vorteilen. Die Gewinnung und Verbrennung erfolgt emissionsfrei und der Brennwert muss sich vor fossilen Energieträgern nicht verstecken. Zumindest als Gedankenspiel wäre es daher ein Leichtes, mit grünem Wasserstoff Öl und Gas vollständig zu ersetzen und CO2-Emissionen dramatisch zu reduzieren. Doch natürlich hat die Sache auch manchen Haken.
Einer davon ist, dass die Herstellung recht aufwendig, energiehungrig und damit teuer ist. Das führt dazu, dass grüner Wasserstoff bisher nur in homöopathischen Mengen verfügbar ist, was die Hersteller sich fürstlich bezahlen lassen (müssen). In diesem Zustand ist an eine echte Revolution nicht zu denken. Vielleicht braucht es da einen neuen Ansatz, um endlich den Durchbruch zu erringen.
Wasserstoff aus Meerwasser
Auf einen interessanten Ansatz sind nun Forscher des renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT) gestoßen. Wie Medienberichten zu entnehmen ist, konnten sie Wasserstoff aus Aluminium und Meerwasser herstellen. Zu diesem Zweck fertigten die kieselsteingroße Aluminiumkugeln her. Das Metall würde eigentlich nicht mit Wasser reagieren. Dank einer Legierung aus Gallium und Indium kann aber eine Reaktion hervorgerufen werden, und die scheint es in sich zu haben. Laut den Forschern konnte mit einem einzigen Aluminiumkorn innerhalb von fünf Minuten 400 ml Wasserstoff erzeugt werden.
Verstärkt werden konnte der Effekt offenbar mit Kaffeesatz, auch wenn die Gründe dafür nicht weiter erläutert wurden. Besonders interessant an dem Versuch ist, dass die teuren Materialien Gallium und Indium zurückgewonnen werden können. Das würde die Produktion in einem größeren Maßstab vielleicht auf ein erstaunlich günstiges Niveau bewegen können.
Das klingt interessant!
Die Anwendungsmöglichkeiten dieser Form der Wasserstoffproduktion sind tatsächlich hochinteressant. Das gilt in erster Linie für den maritimen Bereich. Dort könnten Schiffe und U-Boote sich ihren Wasserstoff im besten Fall einfach selbst erzeugen. Sie wären dann weder auf ein engmaschiges Netz an Tankstellen, noch auf allzu komplexe Hochdruckspeicher angewiesen. Es sei aber gesagt, dass sich das Ganze noch in einer frühen Phase befindet und ob es jemals den Schritt zu größeren Maßstäben schaffen wird, steht noch in den Sternen.
Den Anlegern reicht das aktuell nicht, um über die mehr als schlechte Stimmung an den Aktienmärkten hinwegzusehen. Schwache Konjunkturdaten aus den USA haben ein regelrechtes Beben ausgelöst, das auch hierzulande sehr deutlich zu spüren ist. Just heute morgen fiel der DAX zum ersten Mal seit Langem unter die Marke bei 18.000 Punkten. Die Sorge ist groß, dass die Wirtschaft schlechter als bisher gedacht dasteht. Dass dies an Wasserstoff-Aktien nicht unbemerkt vorbeigehen würde, war wohl zu erwarten.
Nel ASA im Abwärtsstrudel
Im Vergleich zu manch anderem Titel schlägt sich Nel ASA momentan noch vergleichsweise wacker. Am Donnerstag trat die Aktie weitgehend auf der Stelle und heute Morgen blieb es bei Verlusten von rund 1,6 Prozent. Das reicht allerdings aus, um den Kurs auf 0,49 Euro und damit unter die schon seit Wochen umkämpfte Linie bei 0,50 Euro zu befördern. Sollte den Bullen nun kein schneller Gegenschlag gelingen, was angesichts trüber Zahlen und einer geradezu depressiven Marktstimmung schwierig werden dürfte, so droht der Rutsch in Richtung 52-Wochen-Tief bei 0,37 Euro.
Nel ASA Aktie Chart
Ich möchte nie den Teufel an die Wand malen. Doch nach einer insgesamt enttäuschenden Performance wäre es auch geradezu fahrlässig, bei Nel ASA fraglos vorhandene Gefahren auszublenden. Es fehlt dem Papier an wichtigen Wachstumsimpulsen. Vereinzelte Auftragseingänge reichen schlicht nicht aus, um die Aussichten freundlicher zu gestalten und auch die Ausgliederung von Cavendish Hydrogen brachte bisher nicht den von einigen Marktakteuren erhofften Erfolg.
Plug Power segelt in die Tiefe
Dass in den USA das Sentiment nochmal ein oder zwei Stockwerke tiefer hängt, zeigt auch der Blick auf die Aktie von Plug Power. Jene wertete am Donnerstag um etwas mehr als sechs Prozent ab und gab damit eine vorsichtige Aufwärtsbewegung der vorherigen Tage wieder vollständig aus der Hand. Der Kurs pendelte sich zu Handelsschluss bei 2,32 US-Dollar ein, musste nachbörslich aber weitere Verluste verkraften. Auch hier droht ein Rückfall auf das 52-Wochen-Tief, welches bei 2,21 Dollar anzutreffen ist.
Zu bieten hat Plug Power nicht viel, um den verängstigten Anteilseignern entgegenzutreten. Zwar wurde in dieser Woche bekannt, dass ein neuer COO mit 14 Jahren Erfahrung bei Amazon verpflichtet wurde. Was dieser bewegen können mag, darüber lässt sich aber nur spekulieren.
ITM Power: Besser als nichts?
Wer bei Wasserstoff-Aktien heute grüne Vorzeichen entdecken möchte, muss danach schon sehr genau suchen. ITM Power hatte zumindest im frühen Handel Aufschläge zu bieten. Um ganze 0,24 Prozent ging es mit den Kursen bis zum Vormittag aufwärts. 0,63 Euro standen zum Zeitpunkt des Entstehens dieses Artikels auf dem Ticker. Damit bleibt es in der bekannten Range zwischen 0,60 und 0,65 Euro und ernsthafte Ambitionen für einen Ausbruch sind nicht zu erkennen. Aber wahrscheinlich sind in der aktuellen Lage schon stabile Kursentwicklungen eine einigermaßen erfreuliche Entwicklung.
Anschnallen!
Es scheint fast, als wären die Börsianer durch die jüngsten Entwicklungen aufgerüttelt worden und viele Erwartungen werden derzeit noch einmal auf den Prüfstand gestellt. In der Folge werden allerorten Gewinne mitgenommen und die Märkte geraten unter Druck. Dass Wasserstoff-Aktien bisher eher glimpflich davonkommen, mag auch damit zu tun haben, dass hier nicht viele Gewinne vorhanden sind, welche eingestrichen werden könnten. Dennoch ist zu erwarten, dass die enormen Marktbewegungen nicht spurlos vorbeiziehen werden und Anleger sollten sich vielleicht auf noch etwas mehr Gegenwind als ohnehin schon einstellen.
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