Wasserstoff-Aktien: TotalEnergies geht voran und beschert RWE einen Rekordauftrag, derweil feiert Nel ASA weiter die Partnerschaft mit Samsung E&A...

Es herrscht wieder etwas Aufbruchstimmung bei Wasserstoff, was vor allem neuen und teils unerwarteten Investitionen zu verdanken ist.

Auf einen Blick:
  • TotalEnergies bestellt im großen Stil Wasserstoff bei Rwe.
  • Damit soll eine Raffinerie in Leune in Sachsen-Anhalt dekarbonisiert werden.
  • Derweil feiern die Anleger bei Nel ASA den Einstieg von Samsung E&A.
  • Allzu viel Strahlwirkung hat dies aber leider nicht.

Liebe Leserin, Lieber Leser,

es ist schon eine ganze Weile her, dass in Sachen Wasserstoff echte Euphorie herrschte und an den Märkten hemmungslos über Zukunftschancen geträumt wurde. Um sich an solchen Träumen festzuhalten, fehlte es in der jüngeren Vergangenheit schlicht an Aufträgen und größeren Investitionen. Manch einer dürfte sich auch daran gestört haben, dass große Namen sich zuweilen zurückzogen.

Diverse Erdölkonzerne etwa haben ihre Klimaziele aufgeweicht oder gleich ganz aufgegeben. Unter anderem Shell und BP gaben dem Druck der Investoren nach und setzen nun wieder verstärkt auf Öl und Gas. Der französische Konzern TotalEnergies ließ sich davon bisher aber nicht beirren und will die Dekarbonisierung weiter vorantreiben. Dafür setzt man nun auch im größeren Stil auf grünen Wasserstoff.

RWE verbucht Rekordauftrag

In Leuna betreibt TotalEnergies eine Raffinerie, die aktuell noch mit grauem Wasserstoff betrieben wird und im Zuge dessen nicht unerhebliche Mengen CO2 freisetzt. Ändern soll sich dies nun dank einer noch in der Entstehung befindlichen Elektrolyseur-Anlage von Rwe, die großzügig vom Staat gefördert wird. Noch in diesem Jahr wird mit der Fertigstellung gerechnet und bis 2027 soll die Betriebsbereitschaft mit einer Leistung von etwa 100 Megawatt erreicht sein.

30.000 Tonnen grünen Wasserstoff fordert TotalEnergies nun an, die über das geplante Wasserstoffkernnetz in das etwa 400 Kilometer entfernte Leuna transportiert werden sollen. Damit wird bereits nahezu die vollständige Kapazität des Elektrolyseur-Projekts abgerufen und RWE muss sich folgerichtig um Abnehmer keine Gedanken mehr machen. RWE selbst spricht vom ersten Abnahmevertrag in einer solchen Größenordnung in Deutschland. Das zeige, dass Wasserstoff mit den richtigen Anreizen für Abnehmer funktioniere, so Vorstandschef Markus Krebber.

Partystimmung bei Nel ASA

Auf die Aktienkurse der beiden Unternehmen hat die Vereinbarung keinen allzu großen Einfluss. Schwer gefeiert wurde an der Börse aber schon gestern bei Nel ASA. Wir beschäftigten uns da bereits mit einer Partnerschaft mit Samsung E&A. Die Südkoreaner steigen zum größten Einzelaktionär auf und steuern rund 30 Millionen Euro im Rahmen einer Privatplatzierung bei. Im frühen Handel war bereits hervorragende Stimmung zu vernehmen.

Nel ASA Aktie Chart

Mancher Anleger schlummerte aber wohl noch etwas länger, denn richtig in die Höhe schoss die Nel ASA-Aktie erst im späteren Verlauf. Bis Handelsschluss konnte der Titel um rund 60 Prozent zulegen und sogar die Marke bei 0,30 Euro hinter sich lassen. Genau dort pendelt man sich heute Morgen mit Verlusten von acht Prozent im frühen Handel ein. Angesichts des jüngsten Kurssprungs gehen solche Gewinnmitnahmen in Ordnung.

Die Zweifel bleiben

Es sind sehr erfreuliche Neuigkeiten, die sich derzeit aus dem Wasserstoff-Segment vernehmen lassen. Doch von Strahlwirkung ist leider nicht allzu viel zu spüren. ITM Power blieb beispielsweise in den letzten Tagen bei 0,34 Euro kleben und notiert damit noch rund 20 Prozent tiefer als zu Jahresbeginn. Auch andere Titel lassen nicht viele Ambitionen für eine Trendwende erkennen.

Das ist auch ein Stück weit nachvollziehbar. Denn so gewaltige die Order von TotalEnergies auch ausfallen mag: angesichts der anvisierten Wasserstoffmengen für Deutschland fällt es kaum weiter ins Gewicht. Und so erleichternd die Beteiligung von Samsung E&A an Nel auch sein mag und wie aufmunternd der große Name auch wirken mag: dass Nel dadurch operativ zur großen Wende ausholen wird, ist längst nicht in Stein gemeißelt. Anleger behandeln die Neuigkeiten daher durchaus mit Optimismus, aber bevorzugt nüchtern und bewusst ob der Tatsache, dass sich operativ dadurch in absehbarer Zeit eher wenig ändert.

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