Liebe Leserin, Lieber Leser,
schon rund zwei Wochen vor den endgültigen Zahlen für das dritte Geschäftsquartal informierte ThyssenKrupp Nucera am Freitagnachmittag über vorläufige Zahlen. Dabei konnte der Börsenneuling mit mancher positiver Überraschung glänzen. Die Erwartungen der Analysten können bei den wichtigsten Eckdaten wohl geschlagen werden. Der Umsatz soll um etwas mehr als 25 Prozent auf 236 Millionen Euro zulegen. Das reicht aus, um den Konzern mit etwas Hängen und Würden operativ in die schwarzen Zahlen zu befördern.
Vor Zinsen und Steuern wird ein Ergebnis von immerhin einer Million Euro in Aussicht gestellt. Das sind rund sechs Millionen Euro weniger als noch ein Jahr zuvor, doch rechneten die Analysten im Vorfeld mit einem operativen Verlust. Dementsprechend macht sich unter anderem bei den Experten von RBC gute Stimmung breit. Dort wurde die Kaufempfehlung bestätigt und das Kursziel auf 20 Euro belassen.
ThyssenKrupp kassiert die Prognose für Wasserelektrolyse
Allerdings gab es nicht nur gute Neuigkeiten zu vernehmen. Für eine handfeste Enttäuschung sorgte ThyssenKrupp Nucera mit eher vorsichtigen Aussichten. Die für das laufende Geschäftsjahr ausgelobten Ziele für den Gesamtkonzern wurden zwar bestätigt. Es wurde aber über spürbare Marktunsicherheiten berichtet, welche auch nach dem zweiten Quartal nicht nachgelassen hätten. Infolgedessen entschied sich das Unternehmen dazu, die Prognose für den Bereich rund um die alkalische Wasserelektrolyse für das kommende Geschäftsjahr zu kassieren.
Die Anteilseigner reagieren darauf wenig erfreut. Die ThyssenKrupp Nucera-Aktie fand sich heute Morgen in einem recht freundlichen Handel klar auf Seiten der Verlierer wieder. Schon bis zum Vormittag purzelten die Kurse um gut acht Prozent bis auf 8,75 Euro in die Tiefe. Wieder einmal zeigt sich, dass Anleger allergisch auf Unsicherheiten reagieren. Es hilft auch nicht eben weiter, dass der Mutterkonzern ThyssenKrupp zuletzt aufgrund einer weiteren Prognoseanpassung nach unten neue Tiefstände an der Börse erlebte.
ThyssenKrupp Nucera AG & Co. KGaA Aktie Chart
Neue Vorfreude bei Wasserstoff-Aktien?
Während ThyssenKrupp Nucera auf Erkundungstour im Kurskeller geht, scheint sich die Laune an anderer Stelle wieder etwas aufzuhellen. Die Märkte blicken in dieser Woche auf gleich mehrere wichtige Entwicklungen rund um das Thema Zinsen. In den USA wird die Fed ihren nächsten Zinsentscheid beschließen. Gehofft wird darauf, dass zumindest der Boden für eine Zinssenkung im September bereitet wird, wenngleich niemand ernsthaft mit einem ersten Zinsschritt schon in diesem Monat rechnet. Darüber hinaus steht auch in Japan ein Zinsentscheid an.
Signale für potenziell sinkende Zinsen wären für Wasserstoff-Aktien von großer Bedeutung. Schließlich müssen die allermeisten Unternehmen aus dem Sektor noch immer viel Geld investieren und damit Schulden anhäufen. Je höher die Zinsen, desto mehr explodieren auch die Kapitalkosten, was die Anleger in der jüngeren Vergangenheit zuverlässig auf Abstand gehalten hat. In dieser Woche könnte nun die Hoffnung genährt werden, dass zumindest in dieser Hinsicht endlich eine Wende anstehen könnte.
Nel ASA mit grünen Vorzeichen
Dem aufmerksamen Leser entgeht kaum, dass wir uns lediglich im Konjunktiv über derartige Szenarien unterhalten können. Davon ließen die Anteilseigner von Nel ASA sich heute Morgen aber nicht weiter stören. Die angeschlagene Aktie konnte sich im frühen Handel um gut vier Prozent verbessern und bis auf 0,53 Euro zulegen. Wie gehabt kämpfen die Bullen um die Unterstützung bei 0,50 Euro, vergrößern aber den Abstand und nähern sich dem Widerstand bei 0,55 Euro wieder etwas an.
Um letzteren zu überwinden, braucht es wahrscheinlich aber noch immer mehr als nur gute Hoffnungen. Umso spannender wird zu sehen sein, welche Signale die neue Woche mit sich bringen wird. Im besten Fall könnte es leise Anzeichen für eine mögliche Trendwende geben. Ebenso möglich sind aber auch neuerliche Enttäuschungen, sollten die Notenbanker in den USA sich einmal mehr zurückhalten und eine defensive Haltung einnehmen.
Plug Power ohne klare Richtung
Das wäre auch für Plug Power wohl als eine kleine Hiobsbotschaft zu verstehen. Die Aktie tut sich nach der jüngst angekündigten Kapitalerhöhung ohnehin schon schwer, konnte am Freitag aber um knapp sieben Prozent zulegen und sich damit wieder der Linie bei 2,50 US-Dollar annähern. Hierzulande reichte es am Montagmorgen für Zugewinne von etwa zwei Prozent und die Kurse legten bis auf 2,33 Euro zu auch. Auch hier ist zu beobachten, dass die Käufer mehr Schadenbegrenzung betreiben, als die nächste Rallye auf den weg zu bringen.
Eine klare Richtung zeichnet sich im Chart bislang nicht ab. Es ist ein kleiner Erfolg, dass es in den vergangenen Tagen keine neuen Tiefstände zu sehen gab und das 52-Wochen-Tief bei 2,01 Euro noch etwas auf Abstand gehalten werden konnte. Das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Kurse seit Jahresbeginn um rund 45 Prozent nachgegeben haben.
Licht am Ende des Tunnels?
Mit ein wenig Wohlwollen zeichnet sich momentan ein kleines Licht am Ende eines noch immer sehr langen Tunnels ab. Die Anleger tanken heute offenbar etwas Selbstbewusstsein; auch ITM Power startete mit grünen Vorzeichen in den Handel. Selbst bei ThyssenKrupp Nucera zeigt sich nach Einschätzung von „Der Aktionär“ mehr Licht als Schatten. Doch wie gehabt gibt es keinerlei Grund, sich auf kleineren Erfolgen und guten Hoffnungen auszuruhen. Es wird sich erst noch zeigen müssen, ob die dezente Zuversicht auch ihre Daseinsberechtigung hat oder doch nur als Vorbote für den nächsten Rückschlag zu verstehen ist.
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