Wasserstoff-Aktien: ThyssenKrupp Nucera vermeldet Fortschritte, große Erleichterung bei Plug Power und Nel ASA bastelt weiter am Ausbruch!

ThyssenKrupp Nucera kann mit seinem Ausblick zwar nicht begeistern, zumindest aber ein deutliches Wachstum beim Geschäft mit grünem Wasserstoff verzeichnen.

Auf einen Blick:
  • ThyssenKrupp meldet ein deutliches Umsatzplus bei den Geschäften mit alkalischer Wasserelektrolyse.
  • An anderer Stelle können die Zahlen jedoch nicht begeistern.
  • Bessere Stimmung herrscht bei den Anlegern von Plug Power und Nel ASA.

Liebe Leserin, Lieber Leser,

das Geschäft mit grünem Wasserstoff bleibt eine große Herausforderung. Die Herstellung ist ein teurer Spaß, was die Nachfrage noch auf einem vergleichsweise niedrigem Niveau hält. Viele Unternehmen sehen schlicht keine Möglichkeit, wirtschaftlich auf den emissionsfreien Kraftstoff setzen zu können. Die Zahlen von ThyssenKrupp Nucera zeigten kürzlich aber, dass es hier und dort doch eine Aufwärtsbewegung zu sehen gibt.

Wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte, konnten die Umsätze bei der Alkalischen Wasserelektrolyse im vergangenen Quartal um 59 Prozent verbessert werden. Das steht schon ein wenig im Gegensatz zu der zuletzt mehr als schlechten Stimmung im Sektor und einigen besonders kritischen Naturen, welche Wasserstoff schon grundsätzlich als gescheitert angesehen haben. Offenbar ist das Interesse durchaus vorhanden, wenngleich es noch immer langsamer als gewünscht nach vorne geht.

Die ThyssenKrupp Nucera-Aktie schmiert ab

Leider konnte ThyssenKrupp Nucera bei den meisten anderen Kennzahlen nicht für Begeisterung sorgen und besonders der Umsatzausblick sorgte an den Märkten für breite Enttäuschung. Die Aktie gab letztlich am Mittwochmorgen um 10,3 Prozent bis auf 12 Euro kurz nach Handelsbeginn nach. Damit hat sich die dezente Erholung der letzten Wochen schon wieder in Wohlgefallen aufgelöst. Bei manch anderer Wasserstoff-Aktie läuft es da aktuelle an der Börse weitaus besser.

Über schlechte Neuigkeiten können die Bullen derzeit allem Anschein nach großzügig hinwegsehen. Zumindest bei einigen Unternehmen sorgte es für Empörung, dass das Bundesverkehrsministerium bei der Förderungen weiterer Projekte vollständig blockiert. Es sei aufgrund der angespannten Haushaltslage schlicht kein Geld dafür vorhanden, teilte das Ministerium auf Anfrage des Parlaments mit. Verwiesen wurde lediglich auf einen Masterplan, der Anfang 2025 vorgelegt werden soll. Bis dahin kämpfen Unternehmen aus dem Sektor mit enormen Unsicherheiten.

Plug Power schnauft durch

Der US-Konzern Plug Power hat mit dem hiesigen Mobilitätsbereich wenig am Hut, und so wird dort die Stimmung der Anleger nicht weiter getrübt. Bereits am Montag konnte der Kurs unverhofft massiv zulegen. Am Dienstag fiel die Stimmung sogar noch besser aus, nachdem bekannt wurde, dass eine bedingte Kreditzusage durch das US-Energieministerium erfolgte. Damit soll Plug Power ein halbes Dutzend an neuen Projekten finanzieren.

Aus Sicht der Anleger verschwindet damit viel Druck vom Unternehmen, welches zu Beginn des Jahres noch unter massiven Liquiditätsproblemen zu kämpfen hatte. Die große Erleichterung macht sich im Chart klar bemerkbar. Zwar ging es hierzulande heute morgen mit Abschlägen von etwa einem Prozent in den Handel am Mittwoch. Der Kurs pendelte sich aber bei 3,42 Euro ein und damit 45 Prozent höher als noch vor fünf Tagen. Es riecht schon fast nach Trendwende.

ThyssenKrupp Nucera AG & Co. KGaA Aktie Chart

Nel ASA lässt nicht locker

Eine solche scheint auch bei Nel ASA zum Greifen nah zu sein, wenn auch ohne nennenswerte Neuigkeiten zum Unternehmen selbst. Die Partylaune bei Plug Power scheint aber ansteckend zu wirken. In der Folge konnte der Titel nach dem Überschreiten der Marke bei 0,50 Euro zu Wochenbeginn zuletzt weiter zulegen und just heute Morgen nach Aufschlägen von 2,3 Prozent das letzte Zwischenhoch bei 0,54 Euro erzielen. Damit ist es nur noch ein kleiner Schritt, um charttechnisch für ein großes Ausrufezeichen, vielleicht sogar ein waschechtes Kaufsignal sorgen zu können.

Zu hoffen ist da wohl nur, dass die Anteilseigner sich nicht allzu schnell zu spontanen Gewinnmitnahmen verführen lassen. Ausschließen lässt sich dies in Ermangelung fundamentaler Neuigkeiten aber wohl eher nicht. Daran ändert auch die Vermutung nichts, dass Spekulanten nach den schwindelerregenden Kursexplosionen bei Gamestop und AMC Entertainment wieder mutiger werden könnten.

Ballard Power auf Angriffskurs

Recht ähnlich gestaltet sich die Ausgangslage bei Ballard Power, wo die Anteilseigner nach ansehnlichen Kursgewinnen aktuell um die 3-Euro-Marke kämpfen. Am Dienstag konnte jene bereits dezent übertroffen werden und schon bei 3,07 Euro würde ein charttechnischer Widerstand in Form der Zwischenhochs aus dem April warten.

Da es auch bei den Kanadiern an Neuigkeiten fehlt, hält die Zuversicht aber doch einigermaßen in Grenzen. Am Mittwoch blickten die Aktionäre zu Handelsbeginn auf Verluste von 1,1 Prozent und es ging auf 2,99 Euro in die Tiefe. Der Ausbruch ist also noch längst nicht endgültig geschafft. Zudem ist fraglich, wie lange das derzeitige Stimmungshoch anhalten mag. Schließlich lehrt uns die Erfahrung, dass Anleger sich bei Wasserstoff-Aktien gerne mal sprunghaft verhalten.

Und jetzt?

Die Entwicklung der kommenden Tage und Wochen wird wohl maßgeblich davon abhängen, welche Neuigkeiten noch über den Ticker laufen mögen. Um eine grundsätzliche Stimmungswende auszurufen, ist es noch deutlich zu früh. Plug Power und Konsorten werden beweisen müssen, dass die neue Zuversicht an den Märkten auch begründet werden kann. ThyssenKrupp Nucera konnte dafür zuletzt nur ansatzweise entsprechende Argumente liefern.

Als bekennender Optimist sehe ich durchaus das Potenzial dafür, dass die aktuellen Zugewinne bei Wasserstoff-Aktien der Grundstein für eine nachhaltige Erholung sein könnten. Doch solange die Bullen nicht mit klaren Verbesserungen bei Auftragseingängen und Umsätzen gefüttert werden, stehen die Kursaufschläge auf sehr wackeligen Beinen. Viel zu oft schon sahen wir in den letzten Monaten, wie schnell ein kleiner Ausbruch gen Norden wieder kassiert werden kann. Eine gesunde Portion Vorsicht ist deshalb wahrscheinlich noch immer angebracht.

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