Wasserstoff-Aktien: ThyssenKrupp Nucera bleibt zuversichtlich, Nel ASA erhält die nächste Klatsche und Plug Power zeigt sich immerhin stabil!

Die kränkelnde Hochlauf bei Wasserstoff bleibt ThyssenKrupp Nucera nicht verborgen, ans Aufgeben wird dort und anderswo aber nicht gedacht.

Auf einen Blick:
  • ThyssenKrupp Nucera sieht weiterhin viel Potenzial für Wasserstoff.
  • CEO Werner Ponikwar warnt jedoch vor einer falschen Wahrnehmung.
  • Der Kraftstoff werde bei der Energiewende nicht die Hauptrolle spielen.
  • Derweil scheint Nel ASA endgültig ins Bodenlose zu stürzen.

Liebe Leserin, Lieber Leser,

in Sachen Wasserstoff scheint momentan so einiges nicht richtig laufen zu wollen. Der oft beschworene Hochlauf der entsprechenden Infrastruktur kommt nicht recht vom Fleck. Nur ein Bruchteil der angekündigten Projekte ist tatsächlich in Betrieb, ein ebenfalls kleiner Teil hat immerhin feste Zusagen erhalten. Die allermeisten Elektrolyseure existieren bislang aber lediglich im Reich der Fantasie und auch bei den Leitungen besteht noch enormer Nachholbedarf.

Die „FAZ“ widmete sich in einem kürzlich veröffentlichten Artikel dem aktuellen Stand von Wasserstoff und ließ dabei einige bedeutende Köpfe aus der Branche zu Wort kommen. Werner Ponikwar von ThyssenKrupp Nucera etwa ist weiterhin überzeugt davon, dass Wasserstoff bei der zukünftigen Energieversorgung eine zentrale Rolle spielen wird. Er entdeckt aber durch die öffentliche Diskussion um das Thema auch ab und an eine „falsche Wahrnehmung“.

Schritt für Schritt

Seiner Ansicht nach wird Wasserstoff bei der Energiewende nicht die „Hauptrolle“ spielen. Anspielen dürfte er auf manche Szenarien, in denen der alternative Kraftstoff von der Heizung bis zum Auto in so ziemlich allen Lebenslagen zum Einsatz kommt. Immer mehr kristallisiert sich jedoch heraus, dass die Anwendung besonders dort zu bevorzugen ist, wo es an Alternativen mangelt. Die Stahlindustrie spielt dabei eine große Rolle und perspektivisch wird Wasserstoff als Brennstoff für Kraftwerke eine immer größere Rolle spielen.

Die vielen schlechten Neuigkeiten der jüngeren Vergangenheit beunruhigen Ponikwar und ThyssenKrupp Nucera allem Anschein nach nur unwesentlich. Verwiesen wird darauf, dass der Sektor sich noch in seinem Anfangsstadium befinde. Es fehle noch an so ziemlich allen, angefangen bei den Leitungen. In Deutschland wurde kürzlich zwar das Wasserstoffkernnetz beschlossen und die anfängliche Finanzierung steht dank Krediten durch die KfW auch schon. Es fehlt aber noch an Verbindungen zu Nordafrika und auch mit Spanien ist man hierzulande noch nicht verbunden. ThyssenKrupp Nucera erwartet einen phasenweisen Ausbau, da man nicht alles gleichzeitig machen könne.

ThyssenKrupp Nucera auf dem Boden der Tatsachen

Die Gedankengänge von Werner Ponikwar erscheinen abgeklärt und nüchtern. Kurzfristig ändert es aber nichts an den enormen Herausforderungen, für die es noch immer keine überzeugenden Lösungen zu erkennen gibt. Wasserstoff ist rar und (zu) teuer. Die Industrie zeigt sich interessiert, doch in der gegenwärtigen Lage scheuen die meisten Konzerne entsprechende Investitionen im größeren Maßstab. In der Folge fehlt es an lange herbeigesehnten Auftragseingängen. Das bekommt auch ThyssenKrupp Nucera zu spüren, wo der Aktienkurs allein seit Jahresbeginn um etwas mehr als 50 Prozent in die Tiefe rasselte.

ThyssenKrupp Nucera AG & Co. KGaA Aktie Chart

Der nächste Schock für Nel ASA

Während die Stimmung an den Märkten schon lange gekippt ist, konnten sich die Unternehmen lange Zeit zumindest noch auf zuversichtliche Analysten verlassen. Im Falle von Nel ASA hat es sich aber auch damit zunehmend erledigt. DNB bekräftigte kürzlich noch einmal die Verkaufsempfehlung und senkte das Kursziel für die Norweger auf nur noch 2 norwegische Kronen. Umgerechnet entspricht das mageren 0,17 Euro und die Anleger werden vor neuen Tiefstständen gewarnt.

Die Reaktion fällt mehr als deutlich aus. Heute Morgen ging es für die Nel ASA-Aktie einmal mehr in den roten Bereich. Bis zum Handel am Mittag verlor der Titel um 4,25 Prozent an Wert und schlug bei 0,26 Euro auf. Das ist noch nicht ganz ein neues Jahrestief. Viel fehlt dafür aber nicht mehr und positive Impulse glänzen unverändert mit Abwesenheit.

Plug Power: Hin und her

Wenigstens etwas besser läuft es in dieser Woche für die Aktie von Plug Power. Mit viel Schwung schaffte es der Titel zu Wochenbeginn wieder über die Marke bei 2 US-Dollar, bekam es am Dienstag aber schon mit Korrekturen zu tun. Darauf folgten am Mittwoch kleinere Zugewinne in Höhe von 2,9 Prozent und der Kurs stabilisierte sich bei 2,13 Dollar. Heute ist dem Titel zumindest an der Heimatbörse etwas Ruhe vergönnt. Aufgrund von Thanksgiving bleiben die US-Märkte geschlossen und am Freitag findet nur ein verkürzter Handel statt.

Zarte Hoffnungsschimmer kommen bei Plug Power aus zweierlei Richtung. Zum einen machen Gerüchte die Runde, wonach größere Investoren neues Interesse an dem Unternehmen haben könnten. Zum anderen stellte CEO Andy Marsh in Aussicht, dass ein Milliardenkredit durch die US-Energiebehörden noch vor der Amtsübernahme von Donald Trump im Weißen Haus über die Bühne gehen könnte. Doch für beides gibt es leider keine Sicherheiten.

Immer schön langsam

Letztlich dürfte ThyssenKrupp-Nucera-Chef Werner Ponikwar damit recht behalten, dass der Ausbau von Wasserstoff und dazugehöriger Infrastruktur nicht über Nacht geschehen wird. Es handelt sich dabei um eines der wahrscheinlich größten Projekte in der Geschichte der modernen Energieversorgung. Etwas mehr Geduld stünde da auch den Börsianern gut zu Gesicht. Gleichwohl bleiben die nagenden Zweifel daran, ob die Wende sich doch noch herbeiführen lässt oder das Ganze nicht doch ein Stück weit im Sande verläuft. Nicht einfacher wird das Ganze an der Börse dadurch, dass unklar ist, wer am Ende als Sieger dastehen könnte.

Erinnern dürfen wir alle uns aber stets daran, dass es langfristig in vielen Bereichen zu Wasserstoff keine ernsthafte Alternative gibt. Nicht umsonst rüsten auch bedeutende Ölförderländer wie Saudi-Arabien schon auf Wasserstoff um und erkennen damit an, dass fossile Brennstoffe keine Lösung für die Ewigkeit sind. Sie es aufgrund von steigenden Preisen oder geringerer Verfügbarkeit: Wasserstoff wird eines Tages schon allein notgedrungen immer mehr an Bedeutung gewinnen. Ob der Leidensdruck schon heute hoch genug ist, damit Regierungen wichtige Anfangsinvestitionen stemmen, ist ein Thema für sich. Es mag angesichts deprimierender Aktienkurse nur ein schwacher Trost sein, doch das (langsame) Wachstum beim Wasserstoff schreitet durchaus voran.

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