Liebe Leserin, Lieber Leser,
es gibt sie doch noch, die Überraschungen im Wasserstoffsektor. Allerdings kommen die nicht immer nur von den üblichen Verdächtigen. Stattdessen meldete die Thyssenkrupp-Tochter Nucera gestern einen Großauftrag für Elektrolyseure, die künftig in einem neuen Stahlwerk in Schweden zum Einsatz kommen sollen. Jenes soll bereits ab 2025 Stahl herstellen und dazu voll und ganz auf Wasserstoff aus regenerativen Energien setzen. Im Vergleich zu „normalen“ Stahlwerken sollen die CO2-Emissionen so um bis zu 95 Prozent gesenkt werden.
Manches Detail rund um den Deal bleibt noch im Unklaren. So war lediglich zu hören, dass ThyssenKrupp Nucera Elektrolyseure mit einer Leistung von 700 Megawatt liefern soll. Finanzielle Einzelheiten dazu wurden allerdings nicht genannt. Der Partner H2 Green Steel ließ lediglich verlauten, dass sich solche Order normalerweise im Milliardenbereich bewegen würden, mit schwedischen Kronen als Währung im Hinterkopf. Nucera dürfte also eine dreistellige Millionensumme in Euro zukommen, was allerdings mehr als genug Spielraum für Spekulationen lässt.
expertNel ASA kommt nicht zum Zug
Vielleicht hilft das Ganze beim noch immer geplanten Börsengang der ThyssenKrupp-Wasserstofftochter etwas weiter. Auch darüber lässt sich aktuell nur mutmaßen. Ziemlich klar ist hingegen, dass Nel ASA bei dem Deal leer ausgegangen ist. Dabei hätten sich hier die Anleger einen solchen Großauftrag schwer gewünscht. Dass nun die Konkurrenz zum Zug gekommen ist, hinterlässt einen faden Nachgeschmack. Zwar wird es gern gesehen, dass Wasserstoff überhaupt eine große Nachfrage erfährt. Dass gerade in Skandinavien die Konkurrenz den Zuschlag erhält, darauf hätten die Nel-Investoren aber wahrscheinlich gerne verzichten.
Vielleicht gerät die Nel ASA-Aktie auch deshalb heute etwas unter Druck. Das Papier kämpft schon seit Wochen mit dem Widerstand bei der Linie bei 1,30 Euro, und das sogar nichtclaudexper gänzlich ohne Erfolg. Aktuell erleiden die Bullen aber wieder mal einen Rückschlag. Bis zum Vormittag ging es um knapp zwei Prozent auf nur noch 1,26 Euro in die Tiefe. Damit ist noch nichts verloren. Doch je länger der Durchbruch auf sich warten lässt, desto wahrscheinlicher werden auch Bewegungen in die aus Anlegersicht falsche Richtung.
Plug Power sorgt für Aufsehen
Während Nel ASA weiterhin im charttechnischen Niemandsland unterwegs ist, hinterlässt Plug Power dicke Ausrufezeichen. Der letzte kleine Kurssprung schien hier schon fast wieder in Vergessenheit zu geraten. Am Montag erwachten die Käufer aber endlich aus ihrem Dornröschenschlaf. Nach anfänglichen Zugewinnen scheinen sie nun auch Lust auf mehr bekommen zu haben. Mit Zugewinnen von 4,7 Prozent zählte Plug Power heute Morgen klar zu den Gewinner-Aktien, und das nicht nur mit Blick auf den Wasserstoff-Sektor.
Der Kurs konnte sich dadurch zunächst bis auf 8,24 Euro steigern und damit schon am Zwischenhoch von Anfang Mai bei nicht ganz 8,40 Euro kratzen. Das ist eine angenehme Abwechslung im seit Monaten aktiven Abwärtstrend. Ich mag mich täuschen, doch für mich persönlich sieht es dennoch nicht unbedingt nach Trendwende aus.
Dafür sind die Verluste der letzten Monate noch zu hoch und es bleibt abzuwarten, ob die jüngsten Zugewinne auch verteidigt werden können. Mich würde es nicht überraschen, wenn wir im Laufe der Woche noch Gewinnmitnahmen zu sehen bekommen würden. Für alle Investierten hoffe ich aber schwer, mit diesem Bauchgefühl letztlich danebenzuliegen.
Bei ITM Power tut sich nicht viel
Immerhin konnte Plug Power zuletzt den einen oder anderen kleinen Auftrag für sich verbuchen. Beim Volumen wird das Beispiel von ThyssenKrupp Nucera zwar nicht erreicht. Zumindest tut sich aber überhaupt etwas, was für neue Hoffnung sorgen kann. Von ITM Power lässt sich das leider weniger behaupten. Hier stehen die Anleger mit Blick auf die Zukunft unverändert vor großen Fragezeichen.
Statt einer charttechnischen Gegenbewegung gibt es bei der ITM Power nur eher vage Hoffnungen auf eine Bodenbildung zu sehen. Am Dienstagmorgen geriet das Papier mal wieder unter Druck und gab um 0,7 Prozent bis auf 0,81 Euro nach. Bis zum 52-Wochen-Tief bei 0,77 Euro ist es hier nicht mehr weit. Solange schlagkräftige Argumente für einen Rebound ausbleiben wird das Papier wohl leider ein Pennystock bleiben, mit allen daraus resultierenden Vor- und Nachteilen. Einstellen müssen sich Anleger vor allem auf eine recht hohe Volatilität.
Kommt da noch was?
Es ist längst nicht das erste und mit Sicherheit auch nicht das letzte Mal, dass im Wasserstoffsektor ein Großauftrag die Köpfe der Anleger verdreht. Vielleicht ist es da auch gesünder, die eigenen Erwartungen in Grenzen zu halten. Zumindest in der Vergangenheit entpuppten sich entsprechende Meldungen oft als Strohfeuer. Bezeichnend ist im aktuell eher angespannten Markt auch, dass kaum Aktien auf das Ganze anspringen. Nicht einmal ThyssenKrupp konnte sich über nennenswerte Zugewinne freuen.
Es bleibt aber die Gewissheit, dass Wasserstoff zweifellos eine wichtige Zukunftstechnologie ist, deren Durchbruch erst in einigen Jahren zu erwarten ist. Damit haben Anleger jetzt noch mehr als genug Gelegenheit, um sich in Stellung zu bringen. Ob dabei die derzeitigen Favoriten in Form von Nel und Plug Power wirklich als die großen Sieger dastehen werden, das ist freilich noch offen. Wie sich zeigt, haben auch andere Mütter schöne Töchter. Allerdings hat es auch gute Gründe, dass eben diese Titel von den Börsianern bevorzugt behandelt werden.
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