Liebe Leserin, Lieber Leser,
Wasserstoff ist noch immer ein teurer Spaß, was immer wieder für Kritik sorgt. Kürzlich monierte auch der Bund der Steuerzahler, dass in Hannover unnötig Geld für das Thema verschwendet wurde. Allerdings nicht etwa, weil der Bau einer entsprechenden Fabrik Unsummen verschlungen hätte. Auf die Palme bringt die Kritiker, dass eine geplante Produktionsanlage gar nicht erst realisiert wurde, durch die Absage aber vertragliche Verpflichtungen in Höhe von zehn Millionen Euro aufkommen. Jene muss nun der Steuerzahler schultern, und das buchstäblich für nichts.
Das ist nicht nur Steuerverschwendung par excellence, sondern auch Wasser auf die Mühlen all jener Naturen, die Wasserstoff an sich skeptisch gegenüberstehen. Immer wieder wird kritisiert, dass dafür viel Geld in die Hand genommen wird, ohne dass sich in der Praxis ein entsprechender Benefit abzeichnen würde. Jedes geplatzte und verschobene Projekt trägt dazu bei, die Ablehnungen bestimmter Gruppen weiter anzufachen. Gleichwohl liegt es natürlich in der Natur der Sache, dass es auf dem Weg nach vorne auch Rückschläge zu verzeichnen gibt.
ThyssenKrupp Nucera: Vorbildlich!
Aus der Ruhe bringen lassen muss man sich deshalb noch nicht. Doch wäre es schon erfreulich, würde die Politik beim Thema Wasserstoff entschiedener agieren. Hierzulande dürfte allerdings in der laufenden Legislaturperiode nicht mehr allzu viel in diese Richtung passieren und auch in den USA ist keine vier Wochen vor der Wahl mit keinen Sensationen mehr zu rechnen. Das versetzt den Sektor erst einmal in eine Art Schockstarre.
Auch in solchen Zeiten können die Unternehmen aber manches Mal mit positiven Schlagzeilen glänzen. So etwa ThyssenKrupp Nucera, welches vor wenigen Tagen vom Houston Business Journal als besonders guter Arbeitgeber ausgezeichnet wurde. Als Grundlage dafür diente das Feedback der dortigen Mitarbeiter. Immerhin scheint die Motivation im Konzern also sehr hoch auszufallen. Für die Anleger ist es aber wahrscheinlich nur ein schwacher Trost und die ThyssenKrupp Nucera-Aktie notierte heute Morgen mit 9,04 Euro weiterhin auf niedrigem Niveau. Sie musste im frühen Handel sogar weitere Rückschläge in Höhe von 0,5 Prozent wegstecken.
ThyssenKrupp Nucera AG & Co. KGaA Aktie Chart
Steht Nel ASA vor dem Abgrund?
Immerhin kann ThyssenKrupp Nucera das 52-Wochen-Tief noch etwas auf Abstand halten. Von Nel ASA lässt sich das leider nicht behaupten. Hier blicken die Anteilseigner seit einigen Tagen wieder auf sinkende Kurse. Der Donnerstagmorgen ließ das Papier um weitere 0,8 Prozent bis auf 0,379 Euro fallen. Es fehlen also nur noch einige Nachkommastellen, um das 52-Wochen-Tief bei 0,37 Euro zu erreichen. Unterhalb davon könnte ein waschechter Crash folgen, denn Unterstützungen sind keine mehr auszumachen.
In dieser Kursentwicklung spiegelt sich letztlich die negative Erwartungshaltung der Anleger wider. Es dürfte kein Zufall sein, dass solche Verluste nur wenige Tage vor den anstehenden Quartalszahlen zustande kommen. Da es in den letzten drei Monaten an nennenswerten Auftragseingängen fehlte und sogar die Stornierung einer größeren Reservierung vermeldet wurde, ist es wahrscheinlich nur konsequent mit der nächsten Enttäuschung zu rechnen. Der Teufel soll hier zwar nicht an die Wand gemalt werden, doch ist ein vorsichtiges Agieren aus Anlegersicht momentan wahrscheinlich alles andere als der falsche Ansatz.
Kommt PowerTap Hydrogen Capital noch einmal zurück?
Es gibt jedoch auch noch Titel aus dem Wasserstoffsegment, gegen die selbst Nel wie ein echter Gewinner aussieht. Dazu gehört in jedem Fall PowerTap Hydrogen Capital, ehemals Clean Power Capital, ehemals Organic Flower Investments Group. Zu diesem Unternehmen erreichen mich immer wieder Zuschriften, da Neuigkeiten rar gesät sind und die Aktie hierzulande seit Längerem nicht mehr handelbar ist. Auch in Kanada hat das Papier sein Listing mittlerweile verloren und wird nur noch OTC gehandelt. Dort lag der Kurs gestern bei 0,0001 US-Dollar, die Marktkapitalisierung scheint bei 6,2 Millionen Dollar gelegen zu haben.
Entstanden ist diese mehr als missliche Lage durch verspätete Zahlenvorlagen, und was in den letzten Monaten geschehen sein mag, lässt sich nur schwerlich nachvollziehen. Das Unternehmen bietet auf der eigenen Webseite zwar ein auf Oktober datiertes Update an. Der Link führt aber, zumindest augenblicklich, ins Leere. Auch ich selbst kann nur munter darüber rätseln, was im Hintergrund gerade passieren mag.
Kommt da noch was?
Ein kleines Vögelchen hat mir gezwitschert, dass Powertap Hydrogen Capital wohl in Bälde wieder an die Börse zurückkehren könnte. Nicht in Erfahrung bringen ließ sich allerdings, wo die Aktien dann notiert sein könnten. Zudem scheint das Ganze im Zusammenhang mit einer Kapitalerhöhung zu stehen. Möglicherweise wird es also noch ein Wiedersehen geben. Beschwören kann ich es allerdings nicht und die mir zugespielten Infos sind mit einer großen Portion Vorsicht zu genießen. Doch selbst wenn es zum Comeback an der Börse käme, wäre immer noch dazu zu raten, auf Abstand zu bleiben. Denn dass die Beteiligungsgesellschaft fundamentale Verbesserungen umgesetzt hätte, dazu fehlt es leider weiterhin an jeglichen Indizien.
Es ist nicht ungewöhnlich, dass Wasserstoff-Aktien eine nebulöse Angelegenheit sind, bei der Hoffnungen auf langfristige Durchbrüche eine wichtige Rolle spielen. Doch wenigstens ein Minimum an Informationen dürfen Anleger wohl erwarten. Noch besser wäre es, wenn damit einher auch Aussichten auf baldige Umsatzsteigerungen kommen würden. Das ist aktuell leider zu selten der Fall und so ist es bei vielen Wasserstoff-Aktien trotz der noch immer großen Hoffnungen für die Zukunft nicht verkehrt, ein wenig länger die Seitenlinie zu hüten.
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