Liebe Leserin, lieber Leser,
eigentlich könnte man den heutigen Newsletter Wasserstoff Briefing mit demselben Satz wie in der letzen Woche beginnen: „Ein dynamisches Marktgeschehen hat die Wasserstoff-Branche voll im Griff.“ Wie stürmisch die Zeiten sind, sieht man allein an der Entwicklung etwa der Plug Power-Aktie und der Ballard Power-Aktie in den vergangenen 24 Stunden bzw. der letzten drei Tage.
Dazu kommt auch in der heutigen Ausgabe wieder ein Blick auf diverse Wasserstoff-Projekte, die in den vergangenen Tagen an den Start gingen und von sich reden machten. Außerdem informieren wir Sie über die Pläne der Leipziger Energiebörse EEX. Denn dort arbeitet man an einem Wasserstoff-Index, geplanter Start: 2024.
„Megatrend Wasserstoff“
Fangen wir positiv an: „Megatrend Wasserstoff“ – so lautet der Titel eines Artikels des Unternehmensmagazins „Creditreform“. Dieser Text über die Chancen für Aktienanleger stammt nicht etwa aus grauer Börsenvorzeit wie etwa der Jahrtausendwende oder dem Jahr 2020, sondern erschien vor knapp einer Woche am 1. Dezember 2021.
Dabei geht es wie erwähnt um die Chancen, die Wasserstoff-Aktien derzeit für Anleger bieten. Dafür liefert der Autor eine interessante Begründung: Demnach könnten Wasserstoff-Aktien „nach Meinung einiger Finanzexperten“ vor einem langfristigen Aufschwung stehen. Das hängt natürlich mit der allseits proklamierten Energiewende zusammen.
Allzweckwaffe Wasserstoff
Denn wenn es den Staaten ernst damit ist, die Dekarbonisierung der Wirtschaft voranzutreiben, dann müssen sie auch bereit sein, in kohlendioxidfreie Energieträger zu investieren. Und wer wäre da prädestinierter als Wasserstoff mit seinen vielen Anwendungsmöglichkeiten? Eben. Wasserstoff-Projekte samt staatlicher Förderung, wohin man nur schaut. Wir schreiben das seit Wochen.
Der Text nennt explizit die Aktien von Fuelcell Energy, Plug Power, Nel Asa aber auch Powercell Sweden. Denn diese hätten gerade in den vergangenen Wochen erfolgreich performed. Zugleich mahnt man jedoch auch zu Vorsicht und Umsicht. Demnach sollten Anleger „nicht blindlings“ irgendwelche Aktien von Unternehmen kaufen, die „irgendetwas mit Wasserstoff machen“.
Wasserstoffwerte = „Hoffnungswerte“
Darüber hinaus sollte man sich im Klaren sein, dass viele Unternehmen, die sich auf Wasserstoff spezialisiert haben, noch nicht profitabel wirtschaften würden. Wasserstoffwerte seien daher vor allem „Hoffnungswerte“, wie es der Autor nennt.
Oder, um es mit den Worten von Uwe Zimmer, Geschäftsführer von Z-Invest, zu sagen, der im Text zitiert wird: „Bei Investments mit viel Zukunftsfantasie darf man nicht auf die aktuellen fundamentalen Zahlen schauen. Dann hätte man Amazon nie kaufen dürfen.“ Tja, und wenn man sich heute die Marktkapitalisierung von Amazon ansieht…
Es bleibt ein riskantes Investment
Aber natürlich ist das ein kühner Vergleich. Und wahrscheinlich ist die Erfolgsgeschichte von Amazon so ohnehin nicht wiederholbar. Dafür dürften denn auch wieder zu viele Firmen auf dem gleichen Pfad unterwegs sein.
Komme hinzu, dass es bisher noch keinen „reinrassigen“ Wasserstofffonds gebe. Denn mit einem solchen könne man in mehrere Unternehmen investieren und dadurch das Risiko streuen und verringern.
Leipziger Energiebörse plant Wasserstoff-Index
Für mehr Transparenz im Wasserstoffmarkt setzt sich derzeit übrigens die Leipziger Energiebörse EEX (European Energy Exchange) ein. Darüber berichtete am heutigen Dienstag „Die Tageszeitung“, kurz „taz“. Demnach wolle der Leipziger Handelsplatz im kommenden Jahr einen Wasserstoff-Index auflegen. Dies habe eine Sprecherin bestätigt.
Der Wasserstoff-Index soll demzufolge die Preise spiegeln, die Marktteilnehmer bilateral beim Verkauf des Energieträgers im Großhandel vereinbaren. Langfristig dürfte an der EEX auch ein Börsenhandel mit Wasserstoff etabliert werden, hieß es weiter. Weitere Details zu dem neuen Index seien allerdings noch nicht bekannt.
Plug Power und Ballard Power: Gute Aktien News
Denn weder stünde bisher fest, in welchem Turnus die Kennziffer aus allen vorliegenden Wasserstoff-Transaktionen festgestellt werden soll, noch sei klar, in welchem Maße eine regionale Differenzierung der Preise eine Rolle dabei spiele. Ob es eine Differenzierung des Wasserstoffs nach Art der Herstellung geben soll, sei ebenfalls noch offen.
Kommen wir zurück in die Börsen-Gegenwart: Nachdem zu Beginn dieser Woche noch von mancher Seite Sorge hinsichtlich der charttechnischen Verläufe der Aktien von Plug Power, Ballard Power und Nel ASA geäußert wurde, sieht das aktuell schon wieder besser aus. Zumindest, was Plug Power und Ballard Power angeht.
Viel Bewegung in der Wasserstoff-Branche
So meldete das Finanzportal „finanzen.net“ für beide Aktien am heutigen Dienstagvormittag Bestwerte bzw. „Höhenflug“ und „Bullenmodus“. So schnell kann’s in diesen stürmischen Zeiten gehen. Davon abgesehen ist auch bei einer relativen Flaute hinsichtlich der Wasserstoff-Aktien an der Börse auf eines immer Verlass: auf den Strom an News zu den Playern der Wasserstoff-Branche.
Das war auch in der zurückliegenden Woche nicht anders: Plug Power hat etwa mit dem spanischen Energie- und Infrastrukturkonzern Acciona bzw. Acciona Energia ein Wasserstoff-Joint-Venture gegründet. Mit diesem Gemeinschaftsunternehmen mit Sitz in Madrid will man die Eroberung des Wasserstoffmarktes auf der gesamten iberischen Halbinsel in Angriff nehmen.
Weltgrößte Solar-zu-Wasserstoff-Anlage im Aufbau
Laut Medienberichte ist der chinesische Erdöl- und Erdgaskonzern Sinopec dabei, in Xinjiang (China) die weltgrößte Solar-zu-Wasserstoff-Anlage zu bauen. Dafür errichte der Konzern ein 300-MW-Photovoltaik-Kraftwerk, das jährlich etwa 618 Millionen Kilowattstunden erzeugt.
Über eine Elektrolyseur-Anlage wolle Sinopec so zukünftig jährlich bis zu 20.000 Tonnen grünen Wasserstoff produzieren, hieß es weiter. Die Investitionskosten lägen demnach bei etwa 470 Millionen US-Dollar.
Auch BP plant neues Wasserstoff-Projekt
Ein weiteres Joint-Venture in Sachen Wasserstoff ist außerdem in Südkorea am Start. Demnach wollen Chart Industries und die südkoreanische Hylium Industries gemeinsam einen Flüssigwasserstoff-Trailer produzieren. Dazu hätten beide Unternehmen eine entsprechende Absichtserklärung unterzeichnet.
Und auch das britische Mineralöl- und Energie-Unternehmen BP soll nach Berichten der Finanzmedien ein neues Wasserstoff-Projekt planen. Demnach wolle BP in Teesside (Großbritannien) bis zum Jahr 2030 eine 500-MW-Anlage (HyGreen) realisieren. Diese soll grünen Wasserstoff produzieren.
Warum die Kurse profitieren dürften
Projekte, Kooperationen und Initiativen rund um den Globus. Das stimmt die Finanzexperten im Hinblick auf die Wasserstoff-Branche durchaus optimistisch, wie man jüngst auch auf „Börse Online“ nachlesen konnte: „Dass es zunehmend um reale Projekte und Umsätze geht, sollte die Entwicklung der Aktienkurse von Unternehmen, die in dem Sektor aktiv sind, stützen“, hieß es da.
Weiter führte die Autorin aus: „Gerade wenn in den kommenden Wochen und Monaten mehr und mehr Details zum Green Deal der EU und der Verwendung der vorgesehenen Gelder bekannt wird, könnte sich dies positiv auswirken.“ Gemeint sind damit ausdrücklich die Kursverläufe der Wasserstoff-Aktien. Und dieser positiven Einschätzung und Erwartung schließen wir uns gerne an.
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