Liebe Leserin, Lieber Leser,
seit Jahren schon bemüht sich Europa darum, beim Thema Wasserstoff eine Vorreiterrolle einzunehmen. Eine Weile lang standen die Vorzeichen dafür auch nicht schlecht und nicht umsonst sind es Unternehmen wie Nel ASA aus Norwegen, die weltweit für viel Aufsehen sorgen. Doch ein nüchterner Blick auf den gegenwärtigen Zustand kann auch schon mal für Entgeisterung sorgen. Die Wasserstoffinfrastruktur befindet sich noch ein einem derart bemitleidenswerten Zustand, dass es manche Unternehmen in die Ferne treibt.
Am Donnerstag unterzeichnete der Maschinenbauer Voith Verträge für ein Joint Venture mit dem chinesischen Zulieferer Weifu, an dem auch Bosch mit 16 Prozent beteiligt ist. Hintergrund des Ganzen ist ein neues Tanksystem von Voith, welches Wasserstoff bei einem Druck von rund 700 bar halten kann. Damit sollen Reichweiten ermöglicht werden, welche bisherige Lösungen um das Doppelte übertreffen sollen. Das klingt eigentlich nach einer hochinteressanten Angelegenheit auch für Europa.
China lockt mit Umsatzchancen
Gegenüber der „WirtschaftsWoche“ begründete Voith-Chef Toralf Haar, der Olaf Scholz bei seiner China-Reise begleitete, die Investmententscheidung mit schlichten wirtschaftlichen Gründen. Man sei auf die Skaleneffekte in China angewiesen, um aus den eigenen Wasserstoffbestrebungen ein wirtschaftliches Geschäft machen zu können. Zudem herrsche im Reich der Mitte eine ganz andere Dynamik rund um Wasserstoff. Vielleicht sind das diplomatische Worte, um Europa eine anhaltende Lethargie in diesem Bereich zu attestieren. Zugegebenermaßen beinhaltet der letzte Satz aber einiges an persönlicher Interpretation.
Kaum zu übersehen ist momentan aber, dass es auch die Börsianer nach einer viel zu kurzen Phase der Zuversicht wieder von europäischen Wasserstoff-Aktien wegtreibt. Dafür gibt es auch mehr Gründe als nur die Orientierung einzelner Unternehmen nach China, was aus Anlegersicht sogar als positive Entwicklung verstanden werden könnte. Sorge dürfte den Börsianern aber bereiten, dass politische Kräfte aus dem rechten bis rechtsextremen Spektrum in Europa derzeit auf dem Vormarsch sind. Jene halten von Wasserstoff und anderen emissionsfreien Technologien nicht viel und sind schwer darum bemüht, den Green Deal der EU möglichst bald zu kippen.
Nel ASA wird entzaubert
Das bringt viel Unsicherheit in die Märkte und lässt unter anderem bei Nel ASA die jüngste Erholungsrallye in einem atemberaubenden Tempo in sich zusammenfallen. Die Verluste der letzten Tage setzten sich auch am Freitagmorgen fort. Bis zum Vormittag wertete das Papier um knappe vier Prozent bis auf 0,55 Euro ab. Die 200-Tage-Linie wurde bereits zu Wochenbeginn unterschritten und nun bekommt der Titel es mit harten Unterstützungen zu tun.
Nel ASA Aktie Chart
Bis hin zur psychologisch wichtigen Linie bei 0,50 Euro ist durchaus noch Support vorhanden. Angesichts der doch recht deutlichen Abschläge in den letzten Tagen erscheint aber fraglich, wie stabil das Ganze sein mag. Aktuell gibt es auch nicht mehr allzu viel, dem die Anleger noch freudig entgegenfiebern könnten. Der Börsengang von Cavendish Hydrogen ist auf eher enttäuschende Weise über die Bühne gegangen und neue Großaufträge bleiben weiterhin dem Reich der Fantasie vorbehalten.
ITM Power ohne Ausbruchsambitionen
Bei ITM Power ist trotz einigermaßen überzeugender Quartalszahlen ebenfalls der Wurm drin. Nur für einen kurzen Moment konnte das Papier sich Anfang Juni wieder an den Widerstand bei 0,80 Euro heranwagen. Der kleine Ausbruchsversuch fiel aber erstaunlich schnell wieder in sich zusammen und es ging zurück auf altbekanntes Kursniveau. 0,61 Euro standen heute Morgen noch auf der Anzeigetafel, nachdem die Kurse um ein weiteres Prozent nachgaben.
Auch bei ITM Power würden sich die Verantwortlichen wohl mehr Engagement aus Europa für Wasserstoff wünschen. Stattdessen finden Investitionen aber vergleichsweise zaghaft statt und viel zu oft wird darüber diskutiert, ob sich solche Ausgaben überhaupt noch lohnen. Die einst so euphorische Stimmung weicht einem fast schon ängstlichen Abwarten und dem unguten Gefühl, dass die Politik nach den jüngsten Wahlergebnissen der Bevölkerung in Zukunft lieber nicht allzu viel aufbürden möchte. Vielleicht ist es etwas weit vorgegriffen, hier schon eine grundsätzliche Abkehr der bisherigen Investitionen zu befürchten, welche durchaus schon ihre Wirkung gezeigt haben. Doch eine diffuse neue Angst an den Märkten ist momentan fraglos vorhanden.
Bei Plug Power läuft es auch nicht besser
Pessimistische Naturen erinnern sich wahrscheinlich noch an die Vergangenheit der Solarbranche und die Bedrohung durch chinesische Autobauer und sehen da schon ein Szenario, in dem sich Europa wieder ohne Not abhängen lassen könnte. Allerdings ist es nicht so, als würde anderswo beste Stimmung herrschen. Im Gegenteil: auch in Nordamerika sind Wasserstoff-Aktien momentan weniger gefragt und Plug Power ist dafür das beste Beispiel.
Der US-Konzern hat zwar so seine eigenen Probleme und kämpft immer wieder mit Fragezeichen rund um seine Liquidität. Das ist aber nicht der einzige Grund dafür, dass die Kurse am Donnerstag um weitere 2,7 Prozent nachgaben und auf 2,84 US-Dollar zurückfielen. Eine schnelle Rückeroberung der charttechnisch so wichtigen 3-Dollar-Linie scheinen die Käufer aktuell wohl eher nicht im Sinn zu haben.
Alles für die Katz?
Wasserstoff-Aktien fallen zurück in den alten Trott und von der Zuversicht aus dem vergangenen Monat scheint wenig bis gar nichts übrig zu bleiben. Das ist ein herber Rückschlag, birgt aber durchaus auch Chancen für Anleger. Denn nachdem viele Titel sich wieder zurück in altbekannte Kursgefilde begeben haben, scheinen positive Entwicklungen im Kurs überhaupt keine Berücksichtigung mehr zu finden. Seien es gestiegene Produktionskapazitäten bei Plug Power oder die Lizenzvereinbarung zwischen Nel und Reliance Industries in Indien. Vielleicht fielen die Reaktionen darauf im ersten Moment etwas überschwänglich aus. Sie überhaupt nicht einzupreisen, ist aber wahrscheinlich genauso wenig angebracht. Gerade aufgrund der niederschmetternden Charttechnik können Kursgewinn leider nicht versprochen werden. Doch steht zu vermuten, dass Chancen an den Märkten momentan geradezu sträflich vernachlässigt werden.
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