Liebe Leserin, Lieber Leser,
Europa hat sich in Sachen Wasserstoff hohe Ziele gesetzt. Im besten Fall soll der Kraftstoff bis zum kommenden Jahrzehnt in großen Mengen klimaneutral hergestellt werden, und das auch noch zu günstigen Preisen. Angestrebt wird damit nicht zuletzt, sich von externen Zulieferern unabhängig zu machen. Denn wie sehr das in die Hose gehen kann, das weiß man gerade hierzulande mit Blick auf die weitgehend eingestellten Gas-Lieferungen aus Russland nur allzu genau, welche Deutschland in eine veritable Energiekrise führten.
Auch viele Unternehmen haben sich längst in Stellung gebracht. Doch nach einigen Jahren der Euphorie macht sich zunehmend Ernüchterung breit. Die Produktion tröpfelt vor sich hin und Großaufträge sind mehr oder minder zu einer Rarität geworden. Der Blick gleitet da auch zunehmen wieder in Richtung externer Zulieferer. Als interessante Kandidaten dafür gelten unter anderem afrikanische Staaten und auch der Nahe Osten, wo einige der großen Öl-Nationen aktuell im großen Stil in eine Wasserstoff-Wirtschaft investieren.
Wasserstoff-Aktien: Passiert da noch was?
Selbst Australien könnte einer Machbarkeitsstudie zufolge ein interessanter Zulieferer werden, wie kürzlich im „Deutschlandfunk“ zu hören war. Dass Europa den Kraftstoff aus eigener Kraft in ausreichender Menge herstellen kann, daran glaubt derweil kaum noch jemand. Es bleibt auch die große Frage im Raum stehen, ob die Preise irgendwann ein erträgliches Niveau erreichen werden.
Die „Zeitung für kommunale Wirtschaft“ berichtet dahingehend über sehr unterschiedliche Auffassungen. Unter Verweis auf eine Länderanalyse des Wasserstoff-Kompasses von Achatech und Dechema wird zwar von großen Ambitionen gesprochen, welche bisherige Planungen weit übertreffen. Große Unsicherheit gibt es aber bei der Frage nach dem Preis. In Indien zeigt man sich optimistisch und rechnet langfristig mit einem Preis von 0,60 Cent je kg Wasserstoff. In Südkorea werden hingegen 4,50 Euro in Aussicht gestellt. Sehr viel größer könnten die Unterschiede kaum sein.
ITM Power ist am Zug
Konkrete Preisziele wurden nicht von allen Ländern genannt. Doch der Preis wird großen Einfluss darauf haben, ob und wann Wasserstoff endlich der große Durchbruch beschert sein wird. Für den Moment lässt sich über die Zukunft nur spekulieren, ob in Europa oder anderswo. Klare Zahlen wird es aber schon heute von ITM Power zu sehen geben. Es stehen die jüngsten Quartalszahlen an und am Dienstag scheint sich regelrechte Vorfreude an den Märkten breitgemacht zu haben.
ITM Power Aktie Chart
Um sehr ansehnliche 8,5 Prozent konnte die ITM Power-Aktie sich gestern in die Höhe schrauben und damit bis auf 0,58 Euro steigen. Natürlich ist das nicht annähernd genug, um den Abwärtstrend der letzten Monate in Vergessenheit geraten zu lassen. Böse Zungen könnten das Ganze auch glatt als Tropfen auf dem heißen Stein bezeichnen. Doch vielleicht weiß auch der eine oder andere schon etwas, was wir noch nicht wissen.
Umso spannender werden die tatsächlichen Ergebnisse sein. Die Erwartungen liegen auf einem denkbar niedrigen Niveau. Die Analysten rechnen mit Umsätzen von 22 Millionen Euro. Dem gegenüber sollen nach Einschätzung der Experten Verluste von satten 62 Millionen Euro stehen. Für das laufende Jahr wird zwar ein deutliches Plus bei den Umsätzen erwartet, doch auch die Verluste könnten sich wohl noch einmal ausweiten.
Das wird wichtig für Wasserstoff-Aktien
Es liegt nun an ITM Power, diesen eher unschönen Prognosen etwas Positives entgegenzusetzen. Gefragt sind nicht einmal plötzliche Aussichten auf fulminante Gewinne. Den Anteilseignern würde es wohl schon reichen, wenn die Verluste geringer als befürchtet ausfallen und sich damit zumindest eine Perspektive auf bessere Zeiten ergibt. Auswirkungen der Ergebnisse wird es auch bei anderen Aktien zu sehen geben.
Nel ASA könnte dabei erfreuliche Impulse sehr gut vertragen. Die Aktie hat in den letzten Monaten eine brutale Abwertung durchlebt und sich zuletzt bei mageren 0,46 Euro festgebissen. Am gestrigen Dienstag mussten wieder leichte Verluste hingenommen werden. Kann ITM Power bei den Börsianern punkten, so könnten die Bullen sich vielleicht auch bei Nel wieder etwas aus der Deckung wagen.
SFC Energy verpasst die Trendwende
Bei erneuten Rückschlägen dürfte sich hingegen der Abwärtstrend bestätigen, der sich schon seit einer kleinen Ewigkeit durch die gesamte europäische Wasserstoffbranche zieht. Selbst SFC Energy, welches längere Zeit als Vorzeigeunternehmen aus dem Sektor galt, findet aktuell kaum noch Halt. Eine kleine Erholung von Mitte Januar wurde zuletzt wieder nahezu vollständig kassiert und es reichte am Dienstag nur noch für einen Schlusskurs in Höhe von 17,70 Euro. Aus charttechnischer Sicht bleibt es damit bei der Abwärtsstendenz.
Wer grüne Vorzeichen bei Wasserstoff-Aktien erspähen möchte, der musste den Blick zuletzt in Richtung USA wenden, wo Plug Power mal wieder an einer (vorübergehenden?) Erholung bastelt. Das ist allerdings zu nicht unwesentlichen Teilen auf blanke Spekulationen zurückzuführen. Durchaus erwähnenswert ist allerdings, dass die USA im großen Stil in Wasserstoff investieren und dies auch aller Voraussicht nach in Zukunft tun werden, so denn Donald Trump nicht den Weg zurück ins Weiße Haus findet. Da sich auch das nicht ausschließen lässt, bleibt aber auch in Übersee viel Unsicherheit in den Kursen der Wasserstoff-Aktien.
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