Liebe Leserin, Lieber Leser,
von der einstigen Aufbruchstimmung bei Wasserstoff ist nicht mehr viel übriggeblieben, was Leser dieses Newsletters wohl nur allzu gut wissen dürften. Die vergangenen Jahre brachten so manchen Rückschlag mit sich. Dazu zählt auch, dass Wasserstoff bei Pkw mittlerweile kaum noch eine Rolle spielt. Vereinzelt bleiben Hersteller dem alternativen Antrieb zwar treu, etwa bei BMW und Hyundai. Die allermeisten Autobauer haben Wasserstoffpläne aber verworfen oder gar nicht erst angefangen.
Bisher machte zumindest die Logistik noch Hoffnungen. Bei Lkw scheint Wasserstoff weiterhin eine interessante Alternative zu sein, bietet der Kraftstoff doch mehr als genug Energiedichte für große Fahrzeuge und punktet mit der Möglichkeit des schnellen Aufladens. Doch nicht jeder ist davon überzeugt, dass Wasserstoff im Schwerlastverkehr die Lösung aller Probleme darstellt.
Fährt Elektro dem Wasserstoff davon?
Eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung spricht sich eher nicht dafür aus. Wie „Focus“ unter Verweis auf „Bit Projects“ berichtet, kommen die Forscher zu der Einschätzung, dass eher batterieelektrische Lkw weiter gefördert werden sollten. Geschehen solle die unter anderem durch den Ausbau der Ladeinfrastruktur. Nach dem Dafürhalten der Autoren der Studie seien elektrische Lkw entscheidend für den Klimaschutz im Güterverkehr.
Im Vergleich zu Wasserstoff werden klare Vorteile bei Faktoren wie den Kosten und der Energieeffizienz, also den wahrscheinlich wesentlichen Punkten gesehen. Nun handelt es sich nur um eine von vielen Studien und die Meinungen werden weiterhin auseinandergehen. Dennoch helfen solche Einschätzungen den Anlegern natürlich nicht dabei weiter, endliche wieder etwas neue Zuversicht zu schöpfen.
Nel ASA: Was kommt da noch auf die Anleger zu?
Erledigt hat es sich mit dem Thema Zuversicht bei Nel ASA schon seit Längerem. Hohe Verluste und ausbleibende Auftragseingänge bescherten der Aktie der Norweger einen schmerzhaften Abwärtstrend. Kepler Chevreux verunsicherte die Märkte zusätzlich mit einer vernichtenden Analyse und der Aussicht auf weitere Abwertungen. Derartige Prognosen entstehen auch längst nicht nur durch schiere Böswilligkeit.
Die Analysten haben klare Argumente auf ihrer Seite. Dazu gehört, dass Nel ASA immer höhere Verluste auftürmt und die Cash-Reserven langsam zur Neige gehen. Solange frische Auftragseingänge die Rechnung nicht beeinflussen, steht an deren Ende früher oder später der Nullpunkt. Bei Nel ASA wäre wohl schon vorher mit einer Kapitalerhöhung zu rechnen, und genau vor diesem Szenario warnen die Börsenprofis derzeit. Es würde den Aktienkurs noch weiter verwässern und damit in die Tiefe schicken.
Nel ASA Aktie Chart
Darauf warten wollen die Anteilseigner gar nicht erst. Die Nel ASA-Aktie erlebte einmal mehr eine brutale Woche. Trotz leichten Zugewinnen am Freitagmorgen reichte es nur für 0,25 Euro zum Zeitpunkt des Entstehens dieses Artikel. Auf Wochensicht ging es um knappe 15 Prozent abwärts; seit Jahresbeginn summieren die Verluste sich auf mehr als 60 Prozent. Erst gestern wurde bei nur noch 0,24 Euro ein neues Mehr-Jahres-Tief markiert.
Plug Power: Die Zeit drängt
Eng wird es absehbar nicht nur für die Barbestände bei Nel ASA. Bei Plug Power läuten die Alarmglocken derzeit noch viel schriller. In nur zwei Monaten steht die Vereidigung von Donald Trump als dem nächsten Präsidenten der USA an. Damit verbunden ist das klare Versprechen, dass erneuerbare Energien künftig bestenfalls nur noch die zweite Geige spielen werden. Ein großes Fragezeichen steht über einem milliardenschweren Kredit, welcher Plug Power durch das US-Energieministerium in Aussicht gestellt wurde.
Konzernchef Andy Marsh gibt sich bisher gelassen und spricht von einem klaren Plan, um den Kredit noch vor dem Wechsel im Weißen Haus über die Bühne zu bringen. Ob dieser Plan aber auch umgesetzt werden kann, daran scheinen die Anleger so ihre Zweifel zu haben. Zudem bleibt offen, wie Plug Power sich in den kommenden vier Jahren mit einer Trump-Regierung über Wasser halten soll. Die Aktie ist wieder auf Tiefflug und setzte am Donnerstag um 1,6 Prozent auf 1,89 US-Dollar zurück.
Die Stimmung will auch bei Ballard Power nicht besser werden
In der gestrigen Ausgabe beschäftigen wir uns noch mit Bloom Energy als die glorreiche Ausnahme in der gegenwärtigen Lage. Zumindest eine Weile lang punktete auch PowerCell Sweden mit ansehnlichen Kursgewinnen. Es sind aber nur wenige Rosinen, welche die Marktakteure sich im Wasserstoffsegment noch herauspicken können. Einst vielversprechende Titel sind derweil ins Bodenlose gestürzt. Dazu gehört auch die Aktie von Ballard Power.
Dass jene momentan vergleichsweise überschaubare Verluste erlebt und an manchen Tagen sogar kleinere grüne Vorzeichen verzeichnet, dürfte einzig an dem bereits erfolgten Absturz liegen. Nach schwachen Zahlen wurde bei 1,16 Euro das aktuelle 52-Wochen-Tief markiert. Heute Morgen stand der Kurs mi 1,22 Euro nur unwesentlich darüber. Die allgemein schwer angeschlagene Stimmung ist Grund genug, um sich weiterhin eher bedeckt zu halten.
Im Westen nichts Neues
Geprägt ist die schlechte Stimmung insbesondere vom zunehmenden Gegenwind in westlichen Gefilden, wo Skepsis gegenüber dem Klimawandel immer mehr auf dem Vormarsch zu sein scheint. Politische Bewegungen können einen schon mal ins Zweifeln bringen. Doch die Welt ist groß und anderswo wird mehr denn je in Wasserstoff investiert. Das trifft ein Stück weit auf China zu, insbesondere aber auf Saudi-Arabien. Es bleibt offen, welche Erfolge Wasserstoff-Projekten im nahen und fernen Osten beschert sein werden. Doch hilft es an dunklen Tagen vielleicht, den Blick etwas zu weiten. Auch wenn Skeptiker schon den Untergang vorhersagen, so ist Wasserstoff noch längst nicht am Ende.
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