Wasserstoff-Aktien: Siemens Energy erhält Zuschlag aus Hamburg, Plug Power profitiert von BMW-Plänen und Nel ASA hängt weiter am seidenen Faden!

Siemens Energy wurde für die Errichtung eines Elektrolyseurs in Hamburg-Moorburg auserkoren, und weitere Kapazitäten sind auch dringend notwendig.

Auf einen Blick:
  • Mit einem 100-Megawatt-Elektrolyseur von Siemens Energy soll in Hamburg künftig Wasserstoff im großen Stil produziert werden.
  • Anderswo fehlt es derweil an dem alternativen Kraftstoff.
  • Die Aktien von Plug Power und Konsorten werden weiterhin einzig durch Zukunftsfantasien angetrieben.

Liebe Leserin, Lieber Leser,

Wasserstoff soll nach dem dafürhalten der Befürwortet in Zukunft im besten Fall sowohl unsere Energieprobleme beheben als auch den Klimaschutz in bisher ungekannter Weise voranbringen. Unverändert funktioniert das bisher aber nur in der Theorie. In der Praxis zeigt sich stattdessen, dass der Kraftstoff schlicht nicht in ausreichenden Mengen verfügbar ist. Das betrifft nicht nur, aber in besonderer Weise die grüne Variante, bei deren Herstellung kaum oder sogar gar keine CO2-Emissionen entstehen.

Einen Mangel an Wasserstoff beklagten kürzlich die Verkehrsbetriebe Elbe-Weser, welche den Zugverkehr der RB33 zwischen Cuxhaven, Bremerhaven und Buxtehude laut einem Bericht des „Spiegel“ zeitweise einschränken mussten. Es fehlte an Treibstoff für die Wasserstoffzüge, was durch einen Ersatzbetrieb mit Dieselzügen nur teilweise aufgefangen werden konnte. Zwar wird damit gerechnet, dass es schon am heutigen Mittwoch eine frische Lieferung geben wird. Doch konkret in Aussicht stellen wollten die Betreiber nicht, wann wieder zum Normalbetrieb übergegangen werden kann.

Siemens Energy treibt es nach Hamburg

Sehr schmerzlich wird mit diesem Beispiel auch Anlegern klargemacht, dass beim Ausbau von Wasserstoffinfrastruktur bisher noch viel zu wenig geschehen ist. Es gibt bisher ohnehin schon nur eine überschaubare Anzahl von Projekten, die oftmals kaum mehr als Modellcharakter haben. Wenn es dort allerdings schon zu Mangellagen kommt, wie soll da dann der Ausbau im großen Stil und der Einsatz in energiehungrigen Branchen wie der Stahlindustrie bewältigt werden? Eine zufriedenstellende Antwort auf solche Fragen gibt es wohl leider nicht.

Zumindest in Hamburg wird aber daran gearbeitet, die Produktionskapazitäten zu erhöhen. Dafür wurde Siemens Energy mit dem Bau eines Elektrolyseurs beauftragt, der eine Kapazität von 100 Megawatt vorweisen kann. Schon im nächsten Jahr sollen die Bauarbeiten beginnen und ab 2027 wird mit jährlich 10.000 Tonnen Wasserstoff am Standort eines ehemaligen Kohlekraftwerks in Hamburg-Moorburg gerechnet. Im großen Gesamtbild mag dies nur ein kleiner Schritt sein. Doch jedes kleine Bisschen hilft. Obschon keine finanziellen Details genannt wurden, konnte die Siemens Energy-Aktie sich am Mittwochmorgen um 2,4 Prozent bis auf 25,50 Euro in die Höhe schieben.

Siemens Energy Aktie Chart

Plötzlicher Höhenflug bei Plug Power?

Noch sehr viel höher fielen die Zugewinne bei Plug Power am Dienstag aus. Bereits am Montag freute der Titel sich über Rückenwind, nachdem kurz zuvor noch ein neues Jahrestief bei 1,60 US-Dollar erreicht wurde. Nun ging es um knapp zehn Prozent bis auf 1,88 Dollar aufwärts. Beobachter führen dies auf positive Meldungen vom Wochenende sowie Ankündigungen des Autobauers BMW zurück, in Zusammenarbeit mit Toyota ein Wasserstoff-Auto in Serie bringen zu wollen.

Plug Power gilt als möglicher Profiteur, da das Unternehmen unter anderem an Tankstellen für Wasserstoffautos bastelt. Doch auch wenn dies im ersten Moment wie eine Chance erscheinen mag, so ergeben sich akut eher keine nennenswerten Auswirkungen. Selbst wenn BMW mit seinem H2-Auto Erfolge feiern sollte, was alles andere als in stein gemeißelt ist: ein einziges Automodell wird noch nicht für eine strukturelle Wende sorgen, zumal der Einsatz von knappen Wasserstoff-Kapazitäten im Individualverkehr ohnehin kritisch beäugt wird. Selbst glühende Wasserstoff-Verfechter sprechen sich oftmals dafür aus, den Kraftstoff zunächst in Bereichen einzusetzen, wo er als alternativlos gilt. Das ist bei Autos wahrlich nicht der Fall.

Nel ASA ohne Ausbruch

Grüne Vorzeichen gab es heute Morgen auch bei Nel ASA zu bewundern, und das nicht zu knapp. Um fast neun Prozent stand die Aktie der Norweger am Vormittag im Plus, was im ersten Moment schon fast nach einem Ausbruchsversuch aussieht. Allerdings stand der Titel tags zuvor heftig unter Druck und viel bis auf 0,41 Euro im Tief zurück. Damit hatten die Bären die Linie bei 0,40 Euro schon mehr oder minder auf die Probe gestellt.

Nun folgt also ohne nennenswerte Neuigkeiten die Reaktion der Bullen und die Rückkehr in Kursgefilde, die vor einer Weile noch als mehr oder weniger stabile Unterstützungen angesehen wurden. Allzu viel Verlass ist auf eine Bodenbildung weiterhin nicht. Im Chart bleibt es bei einem Abwärtstrend, der immer wieder von kurzen Phasen einer gegenteiligen Entwicklung geprägt wurde. Bislang gelang es den Käufern aber nie, nachhaltige Signale zu hinterlassen. Nichts deutet darauf hin, dass es dieses Mal anders ablaufen wird.

Ballard Power bleibt bescheiden

Auch wenn es erfreulich ist, dass Wasserstoff-Aktien ausnahmsweise mit grünen Vorzeichen auffallen, so hat sich an der misslichen Ausgangslage leider wenig geändert. Das trifft auch auf Ballard Power zu, wo die „Erholung“ sich am Dienstag auf 1,8 Prozent beschränkte, welche nachbörslich auch noch größtenteils schon wieder kassiert wurden. Mit 1,70 Dollar bleibt der Abstand zu den jüngsten Tiefständen bei 1,61 Dollar mehr als überschaubar.

Ein einziger Tagesgewinn macht noch keine Rallye aus und angesichts der noch immer schleppenden Entwicklung im Segment ist Anlegern zur Vorsicht zu raten. Vielleicht werden die US-Präsidentschaftsdebatte, in welcher der bekennende Klimaskeptiker Donald Trump als Verlierer angesehen wird, und erwartete Zinsschritte in Europa und den USA noch einmal für etwas Aufsehen sorgen. Doch für eine echte Trendwende bei Wasserstoff-Aktien braucht es mehr als eher vage Hoffnungen und Vermutungen, welche aus derartigen Entwicklungen abgeleitet werden könnten. Ohne selbst den Optimismus bezüglich Wasserstoff zu verlieren, kann ich auf kurze Sicht nur weiterhin zur Vorsicht raten.

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