Liebe Leserin, Lieber Leser,
wahrscheinlich habe ich schon viel zu oft im Eingang dieses Artikels auf das gewaltige Potenzial von grünem Wasserstoff für die Energiewende hingewiesen. Dies sei aber als Zeichen dafür zu verstehen, was in dem häufigsten Element des Universums noch alles schlummert. Verbunden ist der alternative Energieträger mit dem Versprechen, in Zukunft fossile Brennstoffe zu ersetzen, Wachstum zu sichern und die Welt im besten Fall klimaneutral werden zu lassen.
Beschäftigt man sich mit den Chancen rund um Wasserstoff, scheint der erste Impuls zu sein, möglichst schnell so viel wie möglich davon herstellen zu müssen. Wäre nur genügend grüner Wasserstoff zu günstigen Preisen erhältlich, wäre die Umstellung von Industrie, Mobilität und Co. auf einen emissionsfreien Betrieb ein Leichtes, scheint es. Eine neue Studie von Danfoss fordert nun aber indirekt dazu auf, den Blick auf Wasserstoff vielleicht etwas zu ändern.
Wasserstoff: Auf die Effizienz kommt es an
Die Rede in dem Papier ist davon, dass für die Herstellung von Wasserstoff bis zum Jahr 2025 rund die Hälfte des aktuellen weltweiten Strombedarfs benötigt werde. Selbst mit viel Wohlwollen fällt es schwer, den dafür notwendigen Ausbau hervorzusehen. Das gilt gerade in den jetzigen Zeiten, wo nicht nur die deutsche Bundesregierung jeden Cent dreimal umdrehen muss.
Die Autoren fordern deshalb dazu auf, zum einen die Effizienz bei der Herstellung von Wasserstoff so weit wie menschenmöglich zu verbessern. Davon ist am Ende schließlich abhängig, wie viel des Brennstoffs tatsächlich produziert werden kann. Der Studie zufolge werden wir uns aber wohl auch längerfristig daran gewöhnen müssen, dass Wasserstoff ein knappes Gut bleiben wird. Als Konsequenz daraus wird empfohlen, den Einsatz auf die wichtigsten Bereiche zu beschränken.
Alle Augen auf den Klimaschutz
Konkret bedeutet das, Wasserstoff überall dort bevorzugt einzusetzen, wo Alternativen zu fossilen Energieträgern kaum oder gar nicht vorhanden sind. Geht es nach den Urhebern der Studie, sollten sich Politik und Wirtschaft also vordergründig darauf konzentrieren, die energieintensive Industrie mit grünem Wasserstoff zu versorgen. Eher vernachlässigbar erscheinen da Bestrebungen, Pkw mit Wasserstoffantrieb auszustatten, da es hier in Form von reinen E-Autos eben schon eine Alternative gibt. Das Thema wird in der Studie zwar nicht explizit genannt. Es wird aber impliziert, dass der Fokus möglichst an anderer Stelle liegen sollte.
Über allem steht der Traum und letztlich die Notwendigkeit, CO2-Emissionen so weit wie möglich zu reduzieren. Gelingen kann dieses Vorhaben nur, wenn auch die Industrie langfristig auf Öl und Gas verzichten kann, ohne sich dabei in die Unwirtschaftlichkeit stürzen zu müssen. Es wird spannend zu sehen sein, welche Lösungen hier noch gefunden werden könnten.
SFC Energy bleibt erfolgreich
Für Anleger bedeutet das übrigens noch lange nicht, dass Wasserstoff-Aktien schon zum Scheitern verurteilt wären. Selbst wenn der Energieträger in manchen Bereichen nie ankommen sollte, was längst nicht in Stein gemeißelt ist, so ist alleine der Bedarf in der Industrie enorm. Bisher fließt vor allem klimaneutral produzierter Wasserstoff nur in homöopathischen Mengen. Auch in eher konservativen Szenarien bleibt mehr als genug Wachstumspotenzial und damit auch viele Chancen auf Renditen an den Aktienmärkten.
Dass es mancherorts schon heute in die richtige Richtung geht, dafür ist SFC Energy aktuell ein gutes Beispiel. Während die meisten Wasserstoffkonzerne herbe Verluste einfahren und kräftig in eine ungewisse Zukunft investieren (müssen), konnte SFC Energy zuletzt wieder gute Zahlen vorweisen. Einmal mehr wurden Rekorde gebrochen und schwarze Zahlen geschrieben. Natürlich spielt sich das noch in einem überschaubaren Rahmen aus. Es reicht aber aus, um bei den Anlegern Zuversicht zu verbreiten.
SFC Energy Aktie Chart
Der Aktienkurs konnte sich in den letzten Monaten wieder deutlich steigern und am heutigen Dienstagmorgen bis auf rund 23 Euro zulegen. Das ist nicht mehr allzu weit entfernt vom 52-Wochen-Hoch bei 25,60 Euro. Die Börsianer wissen den vielleicht etwas gemächlichen, aber beständigen Aufwärtskurs auf fundamentaler Seite endlich wieder zu schätzen.
Nel ASA: Das Prinzip Hoffnung
Dem gegenüber steht bei der vielbeachteten Aktie von Nel ASA vor allem die Hoffnung im Vordergrund. So auch in den vergangenen Wochen, als ein Lizenzdeal in Indien und der Börsengang von Cavendish Hydrogen die Bullen wieder etwas aus der Deckung locken konnte. Doch für den ganz großen Ausbruch reichte es noch nicht.
Das Papier konnte sich zwar oberhalb on 0,60 Euro stabilisieren und dieses Niveau in dieser Woche auch nach der Ausschüttung einer Sachdividende halten. Ruft man sich aber in Erinnerung, dass wir vor einem Jahr noch regelmäßig über eine charttechnische Unterstützung bei 1,20 Euro plauderten, bleibt es bei einem nicht eben hübschen Anblick. Ich möchte die jüngsten Erfolge der Käufer nicht schlechtreden. Doch die ganz große Sensation ist bisher eben auch noch nicht zu sehen.
Plug Power: Die Angst beherrscht den Kurs
Bei Plug Power ist die Hoffnung derweil schon wieder weitgehend in den Hintergrund getreten. Mancher Beobachter macht sich stattdessen schon wieder Sorgen um einen möglichen Exitus. Hintergrund sind Zweifel im US-Senat daran, dass eine im Frühjahr vergebene Kreditlinie tatsächlich eine Daseinsberechtigung hat. Es ist zwar nur ein Senator der Republikaner, der diesbezüglich eine Überprüfung forderte. Doch die Unsicherheit an den Märkten ist spürbar. Die Aktie gab zuletzt kräftig nach und landete heute Morgen bei müden 2,76 Euro. Auch hier bleibt ein nachhaltiger Turnaround der feuchte Traum von leidgeplagten Anteilseignern.
Geträumt wird in Sachen Wasserstoff auch in der absehbaren Zukunft noch, und daran ist auch nichts verkehrt. Ein wenig visionäres Denken und Optimismus gehört für Unternehmen und Anleger schlicht dazu. Es kann aber nicht schaden, den Blick auf das Gemengelage regelmäßig zu schärfen und vielleicht auch mal einen anderen Ansatz zu wagen.
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