Wasserstoff-Aktien: SFC Energy bleibt nüchtern, Nel ASA tritt weiter auf der Stelle und Plug Power flirtet wieder mit dem Kurskeller!

SFC Energy stellt sich auf eine eher langsame Marktdurchdringung von Wasserstoff ein und kann, anders als mancher Mitbewerber, bis dahin auf Alternativen setzen.

Auf einen Blick:
  • SFC Energy blickt nüchtern in die Wasserstoff-Zukunft.
  • Für den Moment geben Methanol-Brennstoffzellen klar den Ton an.
  • Jene sorgen für ein hübsches Wachstum.
  • Genau das lassen Nel ASA und Co. weiterhin vermissen.

Liebe Leserin, Lieber Leser,

es sind längst nicht nur die ewigen Nörgler, die derzeit so manchen Zweifel an der Wasserstoff-Strategie der Politik erkennen lassen. Selbst aus der Branche selbst gibt es ab und an mahnende Worte zu hören. Das scheint besonders dann der Fall zu sein, wenn der eigene Aktienkurs von schnellen Durchbrüchen bei der Ausbau von Wasserstoff nicht vollkommen abhängig ist. Eben das ist bei SFC Energy der Fall.

CEO Dr. Peter Podesser gab sich jüngst bei den Hamburger Investorentagen die Ehre und plauderte über die weiteren Aussichten des eigenen Unternehmens und von Wasserstoff insgesamt. Zu hören gab es dabei, dass SFC Energy momentan wohl 90 Prozent seiner Brennstoffzellen für den Einsatz mit Methanol herstellt. Dementsprechend sind nur zehn Prozent dafür gedacht, mit Wasserstoff verwendet zu werden. Das ist ein weiterer Beleg dafür, wie zurückhaltend die Industrie sich in der Tatsache noch verhält.

SFC Energy: Für alles gerüstet

Das Unternehmen rechnet auch nicht damit, dass sich daran allzu schnell etwas ändern wird. Zwar könnte der Anteil der verschiedenen Technologien sich in Zukunft durchaus ändern. Podesser geht aber von einem eher langsamen Wandel aus und verweist auf zögerliche Subventionen sowie viele offene Fragen. Letztlich rechnet SFC Energy erst in fünf Jahren mit größeren Sprüngen bei der Wasserstoffwirtschaft und zieht damit hier und dort kursierende Prognosen der Politik in Zweifel. Dort wird darauf gesetzt oder besser gehofft, dass sich schon innerhalb von zwei Jahren etwas tun könnte.

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich bin geneigt, den Aussagen von Dr. Peter Podesser durchaus ein hohes Gewicht beizumessen. Natürlich verfügt auch der SFC Energy-Chef über keine funktionierende Glaskugel. Doch wenn es im Segment ein Unternehmen gibt, welches eigene Prognosen erstaunlich zuverlässig treffen oder überbieten konnte, dann dürfte es SFC Energy sein – auch wenn dafür in erster Linie Methanol-Brennstoffzellen verantwortlich sein mögen.

Gerüstet für Wachstum

Solche werden wohl auch in Zukunft noch eine große Rolle spielen und SFC Energy ordentliche Umsätze einbringen. Im Jahr 2028 will das Unternehmen 500 Millionen Euro einfahren. Zum Vergleich: im ersten Halbjahr 2024 waren es noch bescheidene 70,9 Millionen Euro. Beim Tempo soll also nicht nachgelassen werden, was an der Börse weiterhin nur bedingt honoriert wird.

SFC Energy Aktie Chart

Zwar konnte die SFC Energy die wichtige 20-Euro-Marke zuletzt erfolgreich verteidigen und auch wieder etwas Abstand herstellen. Am Mittwochmorgen standen stolze 21,30 Euro auf der Anzeigetafel. Doch das sind noch immer gut elf Prozent weniger als vor einem Jahr, was angesichts der rundum überzeugenden Zahlen eigentlich kaum zu rechtfertigen ist. Ein Stück weit schlägt sich hier die miese Stimmung im Segment noch immer nieder. Ob berechtigt oder nicht, sei dahingestellt.

Nel ASA: Unverändert

In jedem Fall schlägt man sich deutlich besser als die üblichen Verdächtigen aus dem Wasserstoff-Sektor. Da wäre etwa Nel ASA zu nennen, wo es heute Vormittag wieder einmal kaum Bewegung zu sehen gab. Der Kurs scheint bei 0,46 Euro wie eingefroren zu sein und die Marke bei 0,50 Euro scheinen die Bullen nicht einmal mehr in Angriff nehmen zu wollen. Zu wenig tut sich derzeit und zu sehr schmerzen noch die diversen Enttäuschungen, welche Anleger in den vergangenen Jahren erdulden mussten.

Es gab Zeiten, da reichten blumige Versprechungen über eine weit entfernte Wasserstoff-Zukunft aus, um die Börsianer bei Laune zu halten. Damit hat es sich aber schon seit einer Weile erledigt. Gefragt sind jetzt mindestens überzeugende Pläne, um eines Tages tatsächlich schwarze Zahlen zu erwirtschaften. Zu sehen ist davon bei Nel aber erstaunlich wenig. Neue Aufträge tröpfeln in einem deprimierenden Tempo herein und auch die Hoffnung auf möglicherweise sinkende Zinsen ist da nur ein schwacher Trost.

Plug Power vor dem nächsten Crash?

Plug Power konnte durch eben solche Aussichten kürzlich noch einmal einen kleinen Sprung in die Höhe wagen. Es dauerte aber nicht lange, bis jener von den Verkäufern wieder kassiert wurde. Der Ausflug in Richtung 2,20 US-Dollar, was an sich schon kein besonders beeindruckendes Kursniveau ist, fand in dieser Woche ein jähes Ende. Nach Abschlägen von 3,7 Prozent am Dienstag ging es auf 2,07 Dollar zurück und schon heute könnte ein Test der 2-Dollar-Linie anstehen. Darunter wartet nur noch das Mehr-Jahres-Tief bei 1,91 Dollar.

Plug Power ist noch mehr als Nel darauf angewiesen, endlich irgendwie die Kurve zu bekommen. Denn die finanziellen Probleme werden nicht kleiner und manches Mal macht es schon den Anschein, als würde sich der Konzern nur mit lebenserhaltenden und kursschädigenden Maßnahmen noch irgendwie über Wasser halten können. Die nächste Kapitalerhöhung scheint nach aktuellem Stand nur eine Frage der Zeit zu sein.

Ein leuchtendes Beispiel?

Wasserstoff-Unternehmen investieren nicht ohne Grund Milliarden in den Ausbau ihrer Kapazitäten. Sie rechnen weiterhin mit enormen Chancen, und das nicht ohne Grund. Es scheint aber, als habe sich mancher Konzernlenker bei den Zeiträumen schwer verschätzt. Unternehmen wie SFC Energy beweisen, dass der Ausbau im Segment durchaus auch möglich ist, ohne dafür unkontrolliert Unsummen aufzubringen und einen immer höheren Schuldenberg entstehen zu lassen.

Zugegeben, um Wasserstoff zu einer sinnvollen Alternative zu Öl und Gas werden zu lassen, braucht es mehr als die überschaubaren Kapazitäten eines SFC Energy. Die Investitionen von Plug Power und Co. sind in ihrer Höhe durchaus berechtigt, berücksichtigt man die Ziele, welche Politik und Wirtschaft sich eigentlich gesetzt haben. Doch wenn es letztlich am Willen fehlt, dafür auch entsprechende Subventionen zu vergeben oder Aufträge zu verteilen, so ist von den Wasserstoff-Unternehmen letztlich eine Reaktion und eine Anpassung der eigenen Strategie zu erwarten. Davon ist bislang noch zu wenig zu sehen und das ewige Warten auf den großen Durchbruch erweist sich für viele Aktionäre letztlich als viel zu ermüdend.

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