Liebe Leserin, Lieber Leser,
vielleicht ist es etwas verfrüht, schon von einer grundsätzlichen Konsolidierung im Wasserstoff-Sektor zu sprechen. Doch leise Anzeichen einer solchen Entwicklung zeigen sich durchaus, und dazu gehören nicht nur die anhaltend enttäuschenden Auftragseingänge. Unter den Unternehmen scheinen auch erste Verschiebungen stattzufinden. Manch einer setzt den Rotstift an, andere setzen munter auf neues Wachstum.
In letztere Kategorie zählt aktuell SFC Energy. Dank schon heute schwarzer Zahlen und einem kontinuierlichen Aufwärtstrend in den Bilanzen kann das deutsche Unternehmen es sich leisten, stetig neue Investitionen auf den Weg zu bringen. Erst im Oktober wurde angekündigt, sich Ballard Power Systems Europe einzuverleiben. Am Mittwoch wurde nun gemeldet, dass die Übernahme bereits über die Bühne gegangen sei. SFC Energy bietet damit nach eigener Darstellung das weltweit breiteste Produktportfolio an stationären Brennstoffzellen mit einer Leistung unterhalb von 50 kW. Dafür scheint es auch genügen Abnehmer zu finden, anders als etwa bei Wasserstofftankstellen.
Ballard Power sortiert sich neu
Besonders viel Schwung verleiht die erfolgte Übernahme der SFC Energy-Aktie nicht. Da ohnehin nicht mit nennenswerten Widerständen zu rechnen war, war das Ganze längst eingepreist. Solide Zahlen und anhaltendes Wachstum werden bei dem Titel schon seit einer Weile ignoriert. 17,04 Euro standen heute Morgen auf der Anzeigetafel und die beste Nachricht daran ist, dass noch Abstand zum 52-Wochen-Tief bei 15,94 Euro vorhanden ist.
SFC Energy Aktie Chart
Mehr zu freuen scheinen sich die Aktionäre von Ballard Power. Dort ging es mit dem Aktienkurs heute um rund ein Prozent bis auf 1,37 Euro in die Höhe. Die Bullen basteln weiter an einer Erholung, welche seit den Tiefständen im November schon Kursgewinne von mehr als 16 Prozent mit sich brachte. Allgemein scheint der Sparkurs bei dem kanadischen Konzern etwas mehr gewürdigt zu werden, nachdem sich hier auch in der Praxis erste konkrete Schritte zeigen.
Wasserstoff aus Altplastik
Allgemein wird Fortschritt momentan schmerzlich vermisst, und das nicht nur beim Thema Wasserstoff. Umweltschützer beißen derzeit ebenfalls auf Granit. Die UN konnte sich auf Regeln für weniger Plastikmüll zuletzt nicht einigen. Fast zeitgleich weichte Coca-Cola seine Ziele für Mehrwegverpackungen auf. Nicht nur scheint beim Plastikproblem Stillstand zu herrschen. Vereinzelt lassen sich sogar Schritte in die verkehrte Richtung feststellen.
Gleich zwei Probleme könnte daher Green Hydrogen Technology (GHT) lösen. Das Unternehmen stellte ein Pilotprojekt vor, über welches „tagesschau.de“ berichtete. In Ebersbach soll in einem speziellen Reaktor Wasserstoff aus Altplastik gewonnen werden. Zumindest nach eigener Darstellung soll das sogar klimaneutral geschehen.
Allerdings beginnt dabei schon wieder der Streit darüber, was sich bei Wasserstoff denn eigentlich „grün“ schimpfen darf. CO2 fällt bei dem Prozess an. GHT verweist aber darauf, dass dieser verflüssigt werde und als Kohlensäure in der Getränkeindustrie zum Einsatz kommt. Dort werde das CO2 ohnehin benötigt. Aus Sicht von Greenpeace handelt es sich dennoch um Greenwashing. Dort muss grüner Wasserstoff zwingend mit Strom aus CO2-freien Quellen, also zuvorderst Wind und Sonne, hergestellt werden.
Nel ASA: Es sind die kleinen Dinge
Es bleibt abzuwarten, ob aus dem Pilotprojekt noch mehr werden wird. Erste Abnehmer scheinen sich aber bereits zu finden und aus meiner bescheidenen Sicht klingt es durchaus erstrebenswert, Wasserstoff aus Abfällen zu gewinnen. Das gilt insbesondere, sollte GHT seine Ziele bei den Preisen erreichen. Eine Tonne Wasserstoff soll für 5 Euro angeboten werden können. Perspektivisch ist sogar von 1,50 Euro die Rede. Das wäre deutlich weniger als die aktuell üblichen neun bis elf Euro für grünen Wasserstoff und würde damit eines der dringendsten Probleme im Segment angehen.
Solche löst Nel ASA aktuell kaum. Immerhin gibt es aber kleine Dinge, über welche sich die Anleger freuen können. Dazu gehört ein frischer Auftrag von Samsung C&T, über den an dieser Stelle bereits berichtet wurde. Darüber hinaus freut das Unternehmen sich darüber, dass die finnische Bank Nordea ihre Verkaufsempfehlung durch ein neutrales Votum ersetzt hat. Das ist wenig sensationell, half aber dabei, den Aktienkurs immerhin wieder auf 0,26 Euro zu hieven.
Plug Power: Auf und ab!
Bei Nel kündigen sich leise Signale dafür an, dass in der Nähe des Mehr-Jahres-Tiefs wieder etwas mehr Ruhe einkehren könnte. Plug Power springt derweil weiter fröhlich durch den Chart, und das in beide Richtungen. Auf schmerzhafte Korrekturen am Dienstag folgte gestern direkt die Gegenbewegung. Es ging um knapp 5,5 Prozent auf 2,13 US-Dollar aufwärts.
Getrieben wird Plug Power unverändert von der Hoffnung darauf, dass mit Blick auf die anstehende Trump-Regierung vielleicht nicht die größten Horror-Szenarien eintreten und ein wichtiger Kredit durch die US-Energiebehörden noch vor dem 20. Januar dingfest werden könnte. Ansonsten gibt es aber wenig Handfestes und schon allein die starken Schwankungen beim Kurs sind ein klares Anzeichen dafür, dass unter den Anlegerinnen und Anleger eine enorme Nervosität herrscht.
Im Auge des Betrachters
Nervös dürfte es bei Wasserstoff-Aktien künftig allgemein weitergehen. Der Sektor befindet sich in einer mehr als schwierigen Phase und der Kraftstoff dahinter ist längst zum Politikum geworden. Das führt dazu, dass jeder noch so kleine Misserfolg gleich zum Anzeichen eines totalen Scheiterns aufgebauscht wird. Umgekehrt haben diverse Enttäuschungen dafür gesorgt, dass die Börsianer bei kleinen Erfolgen nicht mehr direkt in Partylaune verfallen. Infrastruktur und Produktionskapazitäten wachsen im Hintergrund weiter. Der Blick darauf wird aber gerne verschleiert. Ob Wasserstoff sich derzeit auf Expansionskurs oder doch im Niedergang befindet, das scheint aktuell vor allem eine Frage des Blickwinkels zu sein.
SFC Energy-Aktie: Kaufen oder verkaufen?! Neue SFC Energy-Analyse vom 11. Dezember liefert die Antwort:
Die neusten SFC Energy-Zahlen sprechen eine klare Sprache: Dringender Handlungsbedarf für SFC Energy-Aktionäre. Lohnt sich ein Einstieg oder sollten Sie lieber verkaufen? In der aktuellen Gratis-Analyse vom 11. Dezember erfahren Sie was jetzt zu tun ist.