Liebe Leserin, Lieber Leser,
immer wieder schwingt die Politik große Töne darüber, wie wichtig doch der Ausbau von Wasserstoff-Infrastruktur sei. Gemessen daran tut sich in der Praxis aber erstaunlich wenig. Mit den bisherigen Förderprogrammen dürften sämtliche langfristigen Ziele im Segment sowie die Energiewende insgesamt krachend verfehlt werden. Zu diesem Schluss ist mittlerweile auch so manche Studie gekommen. Der Wille zum Ausbau scheint da zu sein, doch es fehlt viel zu oft am lieben Geld.
Für die Wasserstoff-Strategie bzw. viel mehr das Ausbleiben von Förderprogrammen hagelt es für die Bundesregierung nun auch Kritik aus Bayern. Dort veröffentlichte das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie ein Statement von Wirtschafts- und Energieminister Hubert Aiwanger, der kaum ein gutes Wort an der Ampel-Koalition lässt. Als Reaktion auf einen offenen Brief von Unternehmen und Verbänden der Wasserstoffbranche kreidet Aiwanger das Aussetzen von Förderprogrammen für die Wasserstoff-Mobilität.
Macht Bayern alles besser?
Die Rede ist von einer Schwächung des Wirtschaftsstandorts Deutschlands und davon, dass die Regierung ihr Versprechen vom Ersetzen fossiler Antriebe nicht einhalte. Die Mobilitätswende werde „massiv gefährdet“, was Unternehmen verunsichere, die in Wasserstoff-Antriebe investieren möchten. Bei der Gelegenheit verweist Aiwanger auch gleich auf die eigene Landespolitik, wo selbstredend alles weitaus besser laufen soll.
So habe der Freistaat im Jahr 2020 als erstes ein Förderprogramm für Wasserstoff-Mobilität aufgelegt, welches sich bis heute über großes Interesse erfreue. Außerdem habe man im eigenen Energieforschungsprogramm einen Fokus auf Wasserstofftechnologien gelegt. Bayern sei bereit, zu investieren und der Bund dürfe sich „nicht vom Acker machen“, heißt es in dem Schreiben.
RWE erhält Millionenzusage
Was in dem Schreiben mitunter etwas untergeht, ist die Tatsache, dass sich die Ausführungen explizit auf den Mobilitätssektor beziehen. Es ist mitnichten so, als würde der Bund überhaupt nichts in Wasserstoff investieren. Allerdings geht es auch an anderer Stelle nicht so schnell voran, wie es sich manch einer wünschen mag. Anderswo scheint man da beherzter anzupacken. So etwa in den Niederlanden, wo sich RWE über eine Finanzierungszusage in Höhe von 124,9 Millionen Euro durch die niederländische Regierung freuen konnte. Darüber informierte das Unternehmen auf seiner eigenen Webseite.
Angedacht ist das Geld für den Bau eines Elektrolyseurs mit einer Kapazität von 50 Megawatt, der in der nähe eines Kraftwerksstandortes in Eemshaven entstehen könnte. Eine endgültige Investitionsentscheidung soll bis Jahresende vorliegen. RWE sieht sich gut aufgestellt, um die Niederlande bei ihrem Vorhaben zu unterstützen, bis zum Jahr 2050 die Klimaneutralität zu erreichen. Das scheint auch bei den Anlegern ein wenig Eindruck zu hinterlassen und die Aktie konnte am Montag bis auf 33 Euro zulegen. Heute Morgen ging es um weitere 0,3 Prozent bis auf 33,09 Euro aufwärts.
Rwe Aktie Chart
Bei Nel ASA ist nichts in Stein gemeißelt
So richtig in trockenen Tüchern scheint das Ganze noch nicht zu sein. RWE kann sich aber zumindest auf Investitionen verlassen. Nel ASA konnte frische Geldeingänge hingegen zuletzt lediglich vage in Aussicht stellen. Das Unternehmen informierte über eine Reservierung im Gigawatt-Bereich, was aber eben noch kein tatsächlicher Auftrag ist. Den Anlegern reichte es dennoch aus, um die Aktie etwas zu stützen und wieder über die Marke bei 0,40 Euro zu hieven.
Dort hält das Papier sich weiterhin. Am Dienstagmorgen trat der Kurs bei 0,44 Euro auf der Stelle und zeigte keinerlei Anzeichen für einen Ausbruch, gleich in welche Richtung. Die Anleger sind etwas zuversichtlicher, letztlich aber weiterhin verunsichert. Die Hoffnung auf einen erlösenden Großauftrag ist wieder lebendiger geworden. Doch es ist für den Moment eben noch immer nur die Hoffnung, was freilich auch die Möglichkeit einer Enttäuschung mit sich bringt.
Plug Power und PowerCell Sweden im Stimmungstief
Zumindest für eine kurze Zeit konnten die Neuigkeiten von Nel dabei helfen, Wasserstoff-Aktien an sich zu etwas Rückenwind zu verhelfen. Jeglicher Anflug von Erholung scheint aber schon wieder verflogen zu sein. Das zeigt sich heute unter anderem bei der Aktie von Plug Power, die bis zum Vormittag um 1.6 Prozent auf 2,24 Euro abwertete. Das 52-Wochen-Tief bei 2,01 Euro bleibt gefährlich nahe und scheint ein realistischeres Ziel zu sein als charttechnische Widerstände, denen die Bullen erst oberhalb von 2,80 Euro über den Weg laufen würden.
Es kann aber auch noch schlechter laufen, wie die Aktie von PowerCell Sweden beweist. Der einst als Geheimtipp gehandelte Titel ist mittlerweile vom Radar der meisten Anleger wahrscheinlich verschwunden, und das aus gutem Grund. An der Nachrichtenfront herrscht Funkstille und der Aktienkurs hat sich längst in den Kurskeller verabschiedet. Just heute Morgen ging es um knappe vier Prozent auf 2,20 Euro abwärts. Einige automatisch generierte Artikel im Netz sprechen hier von einem neuen 5-Jahres-Tief. Zumindest in meinem Chart-Tool ist es sogar ein neues Allzeit-Tief. Dementsprechend sind nach unten alle Dämme gebrochen und der Weg in weitere Untiefen ist grundsätzlich offen wie ein Scheunentor.
Noch keine Erlösung
Wieder einmal bleibt es dabei, dass um Wasserstoff viel geredet wird, aber leider nur zu wenig passiert. Die Kritik aus Bayern ist nicht einmal vollkommen unberechtigt. Sie pickt sich aber einen ganz bestimmten Bereich heraus, über dessen Bedeutung für den gesamten Sektor sich streiten lässt. Zweifellos fehlt es aber derzeit etwas an Mut, und das sowohl in der Politik als auch in der Wirtschaft. Genau dort wird man aber vorangehen müssen, wenn die Anleger eines Tages endlich wieder Zuversicht schöpfen sollen. Denn ohne eine klare Linie fehlt es an der Börse schlicht an handfesten Aussichten auf Wachstum und Rendite.
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