Liebe Leserin, lieber Leser,
Wasserstoff-Aktien liegen im Trend. Daran dürften die jüngsten Finanzergebnisse von Nel ASA und Plug Power nichts ändern. Denn der Kampf um Marktanteile findet in erster Linie auf dem Feld der Technologie statt. Bei den Börsenbewertungen der Wasserstoff-Aktien handelt es sich dagegen eher um Zukunftsprojektionen. Darum geht es denn auch im heutigen Newsletter Wasserstoff Briefing.
Man muss schon lange suchen, um den Geschäftsergebnissen für das abgelaufene Jahr, die Plug Power am gestrigen Mittwoch veröffentlicht hat, etwas Positives abzugewinnen. Denn sowohl beim Umsatz als auch beim Ergebnis je Aktie verfehlte der US-amerikanische Wasserstoff-Spezialist die Erwartungen der Analysten. Beide Zahlen fielen – noch – schlechter aus als ohnehin erwartet.
Plug Power setzt auf Steigerung
Doch den Kommunikationsprofis von Plug Power gelingt es natürlich, dem Zahlenwerk noch einen Dreh ins Positive zu geben. Denn das ist schließlich ihr Job. Man betonte daher den Geschäftsausblick, strebt etwa eine baldige Erhöhung der sogenannten Bruttomargen an. Das kann aber nur gelingen, wenn Plug Powers geplante Umsatzsteigerung 2024 in die Gänge kommt.
Plug Power geht demnach davon aus, den Umsatz im laufenden Jahr auf etwa 1,4 Milliarden Dollar steigern zu können. Das entspräche einer Verdoppelung im Vergleich zum Vorjahr. Noch phantastischer seien die Zahlen für 2024 und 2025, wie ein Kollege treffend schreibt. Demzufolge geht Plug Power für 2024 von einer Umsatzsteigerung auf 2,2 Milliarden Dollar aus.
Die Kursperformance der Plug Power-Aktie
Für 2025 rechnet Plug Power demnach mit einem Umsatz von 3,3 Milliarden Dollar. Die Skepsis, die Kollegen verhalten äußern, brach sich an der Börse ohne Zurückhaltung Bahn: Die Plug Power-Aktie ist nach Bekanntgabe der Zahlen weiter unter Druck geraten. Und ist auch am heutigen Donnerstagmorgen mit einem Minus in den Tag gestartet.
Plug Power und Nel ASA: Hoffen auf Subventionen
Von einer klaren „Missfallenskundgebung“ (Nebenwerte-Magazin) seitens der Börsianer ist denn auch die Rede. Einziger Lichtblick der Bilanz, der dann auch zur Sprache kam: der wachsende Auftragsbestand des Unternehmens. Spätestens jetzt muss das Stichwort Inflation Reduction Act (IRA) fallen. Denn davon erhofft man sich bei Plug Power einen massiven Schub.
Damit sind sie nicht allein. Auch Nel ASA setzt auf diese Karte. Auch wenn der Player das US-Subventionspaket nicht namentlich erwähnt. Das wurde implizit deutlich, als der norwegische Wasserstoff-Spezialist am Dienstag nach der Präsentation der Finanzergebnisse seine Expansionspläne für die USA erläuterte.
Elektrolyseure: Das Rennen ist offen
Dabei ging es um die geplante 4-GW-Gigafabrik in den USA gesprochen, Diese soll sowohl alkalische als auch PEM-Elektrolyseure herstellen. Die Entscheidung über den genaue Standort – drei Bundesstaaten kämen in Frage – wolle man bald treffen. Zugleich betonte Nel ASA das Ziel, „20 bis 30 Prozent des weltweiten Elektrolyseurmarktes außerhalb Chinas“ beliefern zu wollen.
Da darf sich Plug Power herausgefordert fühlen. Denn auch die US-Amerikaner mischen im lukrativen Elektrolyseur-Geschäft eifrig mit. Da für die Produktion des global begehrten Wasserstoffs Elektrolyseure notwendig sind, gilt der Markt für Elektrolyseure als Wachstumsmarkt schlechthin.
Welche Technologie setzt sich durch?
Hinzu kommt, dass auf diesem Feld noch völlig offen ist, welche Technologie, welcher Elektrolyseur-Typ die Führerschaft übernehmt. D.h., falls überhaupt nur eine Technologie in nächster Zeit den Markt dominiert. Bei einigen Analysten, wie etwa denen des britischen Analysehaus IDTechEx stellt man das durchaus infrage.
So heißt es im kürzlichen erschienen Report „Elektrolyseur-Märkte 2024-2033“: „Um die ehrgeizigen nationalen und regionalen Ziele für die Erzeugung von grünem und sauberem Wasserstoff zu erreichen, ist ein Wachstum des Elektrolyseur-Marktes für alle drei Elektrolyseur-Typen erforderlich.“ Anders gesagt: Der Bedarf ist so hoch, dass man jeden Elektrolyseur braucht.
Ein heiß umkämpfter Markt
Bisher unterscheidet man im Wesentlichen drei Haupttypen von Elektrolyseuren, die zur Erzeugung von grünem Wasserstoff zum Einsatz kommen können: alkalische Elektrolyseure (AEL oder AWE) und Protonenaustauschmembran- oder Polymerelektrolytmembran-Elektrolyseure (PEM). Dafür stehen Nel ASA und Plug Power.
Und dann gibt es Festoxidelektrolyseure (SOEL). Hier muss der Name Bloom Energy fallen. Natürlich gibt es noch etliche weitere große Wasserstoff-Player, die Elektrolyseure herstellen und auf dem heiß umkämpften Markt miteinander konkurrieren. Das wird auch in einschlägigen Studien dokumentiert und ausgewertet.
Neuartiger Elektrolyseur am Start
Doch sie alle können sich jetzt mal warm anziehen, denn ein US-amerikanisches Start-up-Unternehmen aus Kalifornien mit Namen „EvolOH“ hat nun eine Revolution angekündigt. So beschreibt es jedenfalls das auf Wasserstoff-Themen spezialisierte Portal „HydrogenInsight“. Laut Bericht hat EvolOH nun das Patent für seinen „Nautilus-Elektrolyseur“ angemeldet.
Die Revolution – der Clou der Anlage – liegt dabei demnach nicht in der Technologie. Auch bei diesem Elektrolyseuer handelt es sich um einen Anionenaustauschmembran-Elektrolyseur (AEM), also ein durchaus marktgängiges und marktübliches Modell. Der Clou liegt vielmehr in der Herstellung des Elektrolyseurs.
Massenproduktion ohne Edelmetalle
Denn EvolOH habe ihn „mit Blick auf eine kostengünstige Massenproduktion ohne Edelmetalle entwickelt“. Dadurch sei er billiger in der Anschaffung und im Betrieb ist als andere Maschinen auf dem Markt, erklärte das Unternehmen demnach am vergangenen Dienstag. Zeitgleich kündigte man an, noch in 2024 mit dem Bau der „weltgrößten Elektrolyseur-Gigafabrik“ beginnen zu wollen.
Dahinter verbirgt sich demnach eine 3,74-GW-Anlage in Massachusetts. Nach Angaben von EvolOH – der Name ist übrigens die Kurzform von „Evolution of Oxygen and Hydrogen“ – soll diese Anlage ein Viertel der Kosten und der Größe vergleichbarer Elektrolyseur-Anlagen betragen. In dieser Gigafabrik sollen die neuartigen Elektrolyseure entstehen.
Wasserstoff-Aktien: Wette auf saubere Spitzentechnologie
Die Neuartigkeit besteht demnach in der „Hochgeschwindigkeitsfertigung unter Verwendung kostengünstiger Materialien, die nur inländische Lieferketten und keine Edelmetalle erfordern“. Dank dessen könne man mit Nautilus den „billigsten grünen Wasserstoff der Welt“ produzieren, hieß es weiter. Bereits 2025 will man dann sozusagen in Serienproduktion gehen.
Wie immer bei solchen Vorhaben können wir die wirtschaftlichen und technischen Angaben von hieraus nicht überprüfen. Aber auch diese Ankündigung ist ein Beleg für die Dynamik und Innovationskraft der Wasserstoff-Branche. Das macht Wasserstoff-Aktien einerseits riskant, andererseits aber auch attraktiv. Denn auf saubere Spitzentechnologie zu setzen, liegt im Trend.
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