Liebe Leserin, Lieber Leser,
der Wasserstoffausbau ist ordentlich ins Stocken geraten und skeptische Naturen stellen schon infrage, ob daraus denn überhaupt noch etwas werden kann. Im Wege steht dem nicht unwichtigen Baustein der Energiewende nicht nur das bekannte Henne-Ei-Problem aus Angebot und Nachfrage. Die Politik erweist sich auch nicht selten als Stolperstein, was sich nun in Spanien sehr deutlich beobachten lässt.
Dort hat ausgerechnet der heimische Ölkonzern Repsol angekündigt, seine Projekte rund um grünen Wasserstoff zu streichen. Betroffen sind davon beispielsweise ein 100-Megawatt-Projekt in Cartgena sowie Projekte in Tarragona und im Baskenland mit Kapazitäten von 150 und 100 Megawatt. Insgesamt werden geplante Kapazitäten von 350 Megawatt und Investitionen im dreistelligen Millionenbereich auf Eis gelegt. Damit dürfte Spanien es nicht einfacher haben, sein Ziel von 12 Gigawatt Produktionskapazität bis zum Jahr 2030 zu erreichen.
Repsol macht ernst
Der Abschied von Wasserstoff-Projekten aus Spanien erfolgt bei Repsol freilich nicht aus lauter Spaß an der Freude. Das Unternehmen begründete den Schritt mit einem „ungünstigen regulatorischen Umfeld“, wie ein Sprecher gegenüber der Nachrichtenagentur „Reuters“ mitteilen ließ. Vor einem solchen Schritt habe man in der Vergangenheit bereits gewarnt. Beklagt wird sich über mehrere regulatorische Unsicherheiten, darunter eine Sondersteuer für Energieunternehmen und Banken, die nach Umgestaltung zu einer dauerhaften Belastung werden könnte.
Wasserstoff an sich bleibt bei Repsol ein wichtiges Thema. Der nächste Elektrolyseur soll nun aber im benachbarten Portugal entstehen. Mit dem plötzlichen Stopp von Projekten übt der Konzern vor allem Druck auf die Politik aus. So es Spanien mit dem Hochfahren der Wasserstoffwirtschaft ernst ist, dürften nun allerlei Diskussionen darüber entstehen, wie Repsol vielleicht wieder mit an Bord geholt werden könnte. Eine offizielle Reaktion aus Madrid steht bisher allerdings noch aus. Die Anleger scheinen das Ganze derweil sogar zu begrüßen und die Repsol-Aktie startete am Montagmorgen mit Zugewinnen von gut zwei Prozent in den Handel.
Repsol Aktie Chart
Plug Power zündet die Kursrakete
Während Repsol Nägel mit Köpfen macht, stehen bei Plug Power mal wieder Spekulationen und Gerüchte im Vordergrund. Am Freitag machte die Meldung die Runde, dass Plug Power kurz vor dem Abschluss eines milliardenschweren Deals mit Allied Green stehen könnte. Einige Beobachter schätzen sogar, dass Insider schon etwas mehr wissen könnten. Zumindest in den offiziellen Kanälen wurde bislang aber noch keine Unterschrift unter den entsprechenden Papieren vermeldet. Dennoch nahm die Plug Power-Aktie vor dem Wochenende Reißaus.
Um satte 9,8 Prozent verbesserte sich der Titel und schwang sich damit wieder bis auf 2,24 Euro in die Höhe. Hierzulande folgten die Börsianer dem guten Beispiel und es ging um immerhin fünf Prozent bis auf 2,03 Euro in die Höhe. Damit gelingt zum ersten Mal seit nicht ganz vier Wochen der Sprung über die Marke bei 2 Euro. Solange allerdings die letzte Sicherheit rund um den fraglichen Deal fehlt, sind die spontanen Kurssprünge noch etwas skeptisch zu betrachten. Schließlich wäre es nicht das erste Mal, dass Plug Power gute Hoffnungen letztlich enttäuscht. Zudem stehen Anfang November auch neue Quartalszahlen an, und ob jene vielleicht den nächsten Kursrutsch auslösen könnten, das lässt sich momentan leider kaum ausschließen.
Nel ASA am Boden
Bereits hinter sich hat entsprechende Enttäuschungen Nel ASA, was der Aktie frische Tiefstände bescherte. Erholen konnte der Titel sich davon auch zu Beginn der neuen Woche noch nicht. Es ging heute bis zum Vormittag sogar noch etwas bergab. Kursverluste von 1,3 Prozent ließen Nel an der Börse auf 0,35 Euro fallen. Die einzig gute Nachricht ist, dass das am Donnerstag markierte Mehr-Jahres-Tief bei 0,33 Euro nicht noch einmal auf die Probe gestellt zu werden scheint.
Das ist dann für den Moment aber auch schon das höchste der Gefühle. Die immer neuen Meldungen über stockende Entwicklungen im Segment lassen die Aussichten nicht freundlicher werden. Dass Nel ASA seit Monaten keine größeren neuen Aufträge mehr verzeichnen kann, scheint kein Zufall zu sein.
ITM Power auf dünnem Eis
Ohne weitere Neuigkeiten fiel die ITM Power-Aktie heute Morgen um etwas mehr als zwei Prozent in die Tiefe und landete damit wieder auf dem 52-Wochen-Tief bei 0,50 Euro, welches erst in der vergangenen Woche etabliert wurde. Nicht einmal Meldungen über üppige Investitionen der britischen Regierung in erneuerbare Energien konnten dem Abwärtstrend Einhalt gebieten. Die Aktie wandelt auf sehr dünnem Eis und droht, vollkommen im Abwärtstrend zu versinken.
Sollte die auch psychologisch wichtige Marke bei 0,50 Euro nicht länger halten, wären nach unten sämtliche Barrieren überwunden, so dies denn nicht ohnehin schon der Fall ist. Effektiv bekämpfen ließe sich dies wahrscheinlich nur mit frischen Aufträgen und der Aussicht darauf, dass die Umsätze endlich etwas anziehen könnten. Leider zeichnet sich ein solches Szenario am Horizont aber weiterhin nicht ab.
Katerstimmung bei Wasserstoff-Aktien
Trotz des einen oder anderen Ausreißers hat sich am negativen Sentiment nur wenig geändert. Über zu vielen Projekten hängen große Fragezeichen und die Politik kann vielerorts außer bunten Versprechungen nicht viel vorweisen. Für die Zukunft werden ambitionierte Ziele ausgelobt. Wie diese erreicht werden sollen, scheint aber niemand beantworten zu können. Es wäre erfreulich, wenn in naher Zukunft wenigstens einige Fragen beantwortet werden könnten. Für den Moment ist die Skepsis an den Märkten aber leider nachvollziehbar.
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