Liebe Leserinnen und Leser,
Wasserstoff-Aktien sind immer wieder für Überraschungen gut. Daran müssen sich Anleger wohl gewöhnen. Zumal vor allem die Kursperformance von Pure Playern wie Nel ASA und Plug Power von vielen äußeren Faktoren abhängt. Wie aktuell dabei die Chancen und Risiken verteilt sind, lesen Sie im heutigen Newsletter Wasserstoff Briefing.
Seitdem die Nel ASA-Aktie ein PennyStock ist, hat man sich eigentlich an eine sorgenvolle bis negative Berichterstattung gewöhnt. Denn der norwegische Wasserstoff-Spezialist scheint dem Herumdümpeln unterhalb der 1 Euro-Marke nicht viel entgegenzusetzen zu haben. Messlatte gerade für Pure Player wie Nel ASA ist dabei in erster Linie die Auftragslage.
Nel ASA: Weiterhin Nachrichtenflaute
Doch da hat Nel ASA seit Wochen kaum noch unternehmensrelevante News zu vermelden. Dazu könnten sowohl Auftragsmeldungen als auch Meldungen zum Erhalt von Subventionen oder wenigstens der Aussicht auf Förderungen gehören. Nimmt man etwa die Ankündigung zur Förderung der sieben regionalen H2-Hubs in den USA, dann kommt Nel ASA dabei nicht vor.
Als Profiteure des 7 Milliarden Dollar-Fördertopfs gelten viel mehr US-Player wie Plug Power und vor allem – dank zahlreicher Beteiligungen – Bloom Energy. Zur Erinnerung: Beide Unternehmen treten auch auf dem sowohl lukrativen als auch umkämpften Elektrolyseur-Markt gegen Nel ASA an. Demnach könnte man also Nel ASA als aktuellen Verlierer in diesem Dreikampf ansehen.
Die Kursperformance der Nel ASA-Aktie
Doch eine ganz andere Rechnung hat jetzt David Blekhman in einem Beitrag für das US-Wirtschaftsmagazin „Forbes“ aufgemacht. Blekhman ist Professor an der Cal State LA und technischer Leiter der Hydrogen Research and Fueling Facility. In dieser Funktion hat er laut eigener Angaben vor kurzem Norwegen bereist.
Dort hat er mit Führungskräften aus der Wasserstoffwirtschaft gesprochen und hatte Gelegenheit, in „die ausgedehnte Wasserstoff-Innovationslandschaft des Landes einzutauchen“, wie er schreibt. Ein Fazit seiner Reise: In den USA hat dank der zahlreichen Förderungen eine neue Ära für Wasserstoff begonnen. Und davon könnte vor allem Norwegen extrem profitieren.
Wasserstoff-Supermacht USA? Nicht ohne Norwegens Know-how!
Denn das Land verfüge über eine reiche Energie- und Wasserstoffgeschichte. Es wäre daher naheliegend, wenn Norwegens moderne Technologie und Know-how als Exportschlager in den USA zum Einsatz kämen. Als erstes Beispiel dafür nennt Blekhman den norwegischen Wasserstoff-Pionier Nel ASA und skizziert deren jüngste Geschäftsaktivitäten in den USA:
„Im September 2022 kündigte Nel außerdem die Errichtung einer 4-GW-Fabrik für alkalische und PEM-Elektrolyseure in Plymouth Charter Township an, die mit 400 Million US-Dollar bewertet wird.“ Darüber hinaus habe sich Nel einen Vertrag über 200 MW alkalische Elektrolyseure im Wert von circa 60 Millionen Dollar gesichert.
Nel ASAs clevere Projekt-Politik
Diese seien für ein Projekt in Ardmore, Oklahoma, bestimmt. Dabei handle es sich um ein Projekt, das über die Vergabe der Wasserstoff-Hubs hinausgehe, meint Blekhman. Zum Vergleich: Ein 1-GW-Elektrolyseurpark käme demnach auf etwa 500 Tonnen produziertem Wasserstoff pro Tag. Wie der Beitrag weiter ausführt, gehört Nel ASA zum sogenannten norwegischen Wasserstoffforum.
Diese Organisation hat 2021 ihr 25-jähriges Bestehen gefeiert und könne daher auf reichlich Erfahrung zurückgreifen. Auch die aktuelle Dokumentation zahlreicher Wasserstoff-Projekte in Norwegen, über die man sich anhand einer interaktiven Karte informieren kann, beeindruckt den Autor sehr. Für ihn dürfte demzufolge die H2-Expertise der Norweger außer Frage stehen.
Dänemark: Plug Power geht leer aus
Weniger gute Nachrichten hat derzeit der US-amerikanische H2-Spezialist Plug Power zu verdauen: Wie man in einem heute auf dem Portal „HydrogenInsight“ erschienen Beitrag nachlesen kann, hat Plug Power eine Förderung verloren. Demnach habe die dänische Energieagentur Plug Power von der Gewinnerliste der dänischen Ausschreibung für grünen Wasserstoff gestrichen.
Die dänische Energiebehörde habe ihr Subventionsangebot an Plug Power zurückgezogen, nachdem das Unternehmen nicht in der Lage gewesen sei, eine Bankgarantie für sein 100-MW-Projekt in Idomlund zu stellen, heißt es. Für dieses Projekte hätte Plug Power vom Staat 107.673.447 dänische Kronen bzw. 16 Millionen Dollar an Produktionszahlungen erhalten sollen, schreibt das Portal.
Wasserstoff-Aktien bleiben ein Vabanquespiel
Das ist natürlich extrem unschön. Eine Nachricht, die der aktuellen Kursperformance von Plug Power nicht förderlich sein dürfte. Bisher – Stand Dienstagmittag – deutet nichts daraufhin, dass Plug Power dem schlechten Eindruck der vergangenen Tage mit positiven News entgegentreten könnte. Wasserstoff-Aktien dürften demnach noch eine Weile ein Vabanquespiel bleiben.
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